Gerne beim Fußball, gerne in der Natur: Forest Green Allgäu
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Gerne beim Fußball, gerne in der Natur: Forest Green Allgäu

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Forest Green Allgäu: Der grünste Fußball-Fanklub der Welt

Fußball-Fans aus dem Allgäu setzen sich für Klimaschutz ein und unterstützen den ersten klimaneutralen Fußballverein der Welt. Der kommt aus England, spielt in der vierten Liga und heißt: Forest Green Rovers. In Kempten eifert man dem Vorbild nach.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Die Forest Green Rovers sind der erste klimaneutrale Fußballklub der Welt. Mit ihrem Konzept begeistern sie sogar Fans aus dem Allgäu, die - getreu ihrem Lieblingsverein - einen klimafreundlichen Fanklub gründeten.

Das grüne Fan-Märchen im Allgäu nahm seinen Anfang an der Spielkonsole: "Wir haben FIFA gespielt und dabei den Klub Forest Green Rovers entdeckt", erzählt René Knorr. "Wir waren sofort begeistert." Ein vegetarischer Klub weckte beim überzeugten Veganer Knorr und seinen Freunden sofort Interesse.

Schnell stellten sie fest, dass der englische Viertliga-Verein insgesamt auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit setzt und ganz anders tickt als andere Fußballvereine. "Die gehen voran und meinen es ernst", sagt Knorr.

Klimaschutz verbindet

Nach dem Vorbild der Forest Green Rovers gründeten die Allgäuer also einen Fanklub. Fünf Jahre ist das jetzt her.

"Bei unseren Fanklub-Treffen gibt es rein veganes Essen. Wir haben eine grüne Mail, unser Geld liegt auf einer grünen Bank. Wir haben die 17 Nachhaltigkeits-Ziele der UN in unserer Satzung verankert und schützen je Mitglied einen Quadratmeter Wald in Deutschland." - René Knorr, Vorsitzender des Fanklubs "Forest Green Allgäu"

Mittlerweile hat der Fanklub "Forest Green Allgäu" fast 40 Mitglieder in ganz Deutschland, trifft sich in einem Schrebergarten in Kempten und fährt mehrmals im Jahr zu Spielen auf die Insel. Klimaschutz verbindet: Bayern und die britische Insel.

Forest Green hat Kultstatus

Dort hat der kleine englische Viertligist aus Nailsworth im Westen Englands längst Kultstatus erreicht und ist weltbekannt geworden. Klub-Eigentümer Dale Vince, ein Eco-Unternehmer und Aktivist, gab den Rovers, nachdem er sie 2010 übernahm, ein Nachhaltigkeits-Konzept.

"Wir sind der Beweis, dass sich Nachhaltigkeit und Erfolg nicht ausschließen", sagt Vince. "Es kommen heute fünfmal mehr Menschen zu unseren Spielen als früher, wir verkaufen sechs Mal so viel Essen und haben Anhänger auf der ganzen Welt. Sport und Umweltschutz gehören zusammen!" Allmählich merkt das auch die Fußball-Bundesliga in Deutschland.

Klimaneutraler Fußballverein

2018 zeichneten die Vereinten Nationen Forest Green als ersten klimaneutralen Fußballklub der Welt aus. "Drei Dinge sind wichtig: Energie, Ernährung und Transport. 80 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines jeden Menschen oder Klubs bestehen aus diesen drei Faktoren", erklärt Vince, der in England als "reichster Hippie der Welt" gilt. Kürzlich hat er einen Fanprotest von Greenpeace mitfinanziert, am Tag des Gesprächs trägt er einen Hoodie der Umweltschutzorganisation "Sea Shepherd".

Die Energie kommt bei den Rovers von Vince' Firma „Ecotricity“, also ausschließlich aus nachhaltigen Quellen. Auf dem Stadiondach sind Solarzellen angebracht, für den Stadionrasen gibt es einen großen Tank mit Regenwasser. Pestizide sind tabu. Die Ernährung ist vegan. Der Transport ist noch das schwierigste Thema. Vor dem Stadion steht immerhin ein E-Bus, mit dem man bereits zu naheliegenden Auswärtsspielen gefahren ist.

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Zu Gast bei Klub-Besitzer Dale Vince in Nailsworth

Allgäuer Fans fördern Klima-Projekt

Dale Vince will auch die Fans zu mehr ökologischem Bewusstsein bewegen und hat sich dafür auch schon mit dem Allgäuer Fanklub getroffen. "Es verbessert sich allmählich, aber es könnte viel, viel mehr geschehen", meint René Knorr zum Umwelt-Engagement in der Fan-Szene. "Man muss die Anreise hinterfragen. Dass nicht jeder mit dem Auto fährt, sondern man sich zusammentut oder auch die Bahn nimmt."

Der Transport ist bei den Fußball-Fans generell das wichtigste Thema – an einem Bundesliga-Spieltag sind rund eine halbe Millionen Menschen unterwegs und verursachen so 700 Tonnen CO2, fast ein Drittel des gesamten Fußabdruckes.

Fliegen oder zu Hause bleiben?

Für den Allgäuer Fanklub stellt sich dieses Dilemma gleich doppelt, denn die Reise nach Nailsworth ist mehr als 1.300 Kilometer weit: "Das ist natürlich ein schwieriger Punkt bei uns. Ein Teil von uns fährt mit dem Zug. Jetzt hier aus dem Allgäu fliegen wir teilweise noch und kompensieren es. Das ist ein Kompromiss, aber wir wissen auch, dass das schwierig ist", sagt Knorr. Er legt mit seinem Fanklub auch großen Wert auf die Unterstützung von Klimaschutz-Projekten wie dem "Green Forest Fund". Es gehe nicht nur darum, Dinge zu vermeiden, sondern positive Anreize und Impulse zu setzen.

An einer Lösung für die Reiseproblematik arbeitet aktuell ausgerechnet Unternehmer und Klub-Besitzer Vince von den Forest Green Rovers. Er will ab 2025 eine Öko-Airline auf den Markt bringen, die Flugzeuge mit wasserstoff-elektrischem Antrieb fliegen lässt. Damit die Allgäuer Fans – so wie sie es jetzt meistens machen – nicht mehr zu Hause bleiben müssen.

Der Fanklub "Forest Green Allgäu"
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Der Fanklub "Forest Green Allgäu"

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