Ein trockenes Kiesbett.
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Von dem Wildbach im Rappenalptal bei Oberstdorf ist nach Baggerarbeiten im vergangenen Herbst nicht mehr viel übrig.

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Rappenalptal: Sanierungsarbeiten haben begonnen

Zurück zum Wildbach: Seit Mittwoch laufen im Rappenalptal bei Oberstdorf die Sanierungsarbeiten an dem Bach, der ausgebaggert worden war. Wie dort wieder ein natürliches Wildbachsystem entstehen soll und wer die Kosten trägt.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Am Rappenalpbach bei Oberstdorf haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Das hat das zuständige Landratsamt Oberallgäu in Sonthofen mitgeteilt. Am Mittwoch wurden die notwendigen Maschinen ins Rappenalptal gebracht, nun laufen die Arbeiten.

Im vergangenen Herbst hatte die dort ansässige Alpgenossenschaft den streng geschützten Wildbach auf einer Länge von etwa eineinhalb Kilometern mit einem Bagger begradigt und massiv verändert, um Hochwasserschäden zu beseitigen. Seitdem habe sich das Bachbett weiter in den Boden eingegraben, schreibt das Landratsamt in einer Pressemitteilung.

Wie der Bach wieder zum Wildbach werden soll

Ziel der Maßnahmen sei nun, die Gewässersohle, also den Grund des Flusses, wieder anzuheben, um das naturnahe Wildbach-System wiederherzustellen. Dafür sollen der Verlauf des Baches wieder verzweigter werden und breitere Umlagerungsflächen entstehen - das sind Gebiete, in denen sich Sedimente von Sand, Schlamm und Kies von der Strömung bewegen und ablagern können. Um das zu erreichen, werden laut Behörde Dämme zurückgebaut, Kies ins Bachbett verlagert und außerdem Totholz und Baumstämme in den Bach eingebracht. All diese Maßnahmen sollen bewirken, dass sich die Gewässersohle wieder erhöht.

So lange sollen die Bauarbeiten dauern

Landrätin Indra Baier-Müller (Freie Wähler) zeigt sich erleichtert: "Ich bin sehr froh, dass wir nun starten können." Insgesamt sind vier Arbeitswochen vorgesehen. Laut einem Vergleich vor dem Verwaltungsgericht Augsburg werden sich die Alpgenossenschaft und der Freistaat Bayern die Gesamtkosten für die Maßnahme teilen. Wie hoch diese sind, wollte die Behörde auf Anfrage nicht veröffentlichen.

Hintergründe der Rappenalpbach-Zerstörung

Die Baggerarbeiten in dem streng geschützten Naturschutzgebiet beschäftigten seit Herbst vergangenen Jahres Justiz und Politik. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) spricht von einem "der schlimmsten Naturskandale der letzten Jahre", denn bei der Begradigung des Wildbaches wurden nachweislich Muscheln, Krebse und seltene Insekten vernichtet.

Dass die Arbeiten nicht zulässig waren, hatten in Eilverfahren bereits das Verwaltungsgericht in Augsburg und auch der Verwaltungsgerichtshof in München bestätigt. Streit gibt es allerdings zwischen der Genossenschaft und dem Landratsamt Oberallgäu über die Verantwortung. Denn das Landratsamt hatte gewisse Arbeiten an dem Gewässer erlaubt. Das Verwaltungsgericht stellte jedoch klar, dass für sämtliche Unterhaltsmaßnahmen laut Wasserrecht der Markt Oberstdorf zuständig gewesen wäre und nicht die Alpgenossenschaft oder die Untere Naturschutzbehörde. Diese beiden Parteien hätten im Rappenalptal Fehler gemacht, so die Richterin in ihrem damaligen Urteil, aus Unkenntnis oder anderen Gründen.

Wegen der Naturzerstörung gibt es auch Strafermittlungen, für welche die Staatsanwaltschaft ein Gutachten erstellen lässt, das das gesamte Wachstumsjahr im Rappenalptal betrachten wird. Es soll frühestens im kommenden Jahr vorliegen.

Im Rappenalptal haben die Sanierungsarbeiten begonnen. Der geschützte Bachlauf war ausgehoben und verändert worden: Ein Eingriff, der Politik und Justiz beschäftigt hat. Jetzt soll wieder ein natürliches Wildbachsystem entstehen.
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Im Rappenalptal haben die Sanierungsarbeiten begonnen.

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