Menschen laufen durch die Stadt (Symbolbild)
Bildrechte: picture alliance/dpa | Felix Kästle

Menschen laufen durch die Stadt (Symbolbild)

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Umfrage: Klimaschutz ja – aber nur sozial verträglich

Eine aktuelle Erhebung zum Umweltbewusstsein in Deutschland zeigt: Viele Bürger halten Klimaschutz für wichtig. Aber: Sie haben auch Sorge, dass mit der Transformation ein sozialer Abstieg einhergeht. Versäumt die Politik, die Menschen mitzunehmen?

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Eine Umfrage zum Umweltbewusstsein in Deutschland des grün geführten Umweltministeriums und des Bundesumweltamtes macht deutlich: Für mehr als die Hälfte der Befragten sind Umwelt- und Klimaschutz sehr wichtig. Einen ökologischen Wirtschaftsumbau, also eine Transformation, halten sogar 91 Prozent der Menschen für notwendig: "Sie verstehen, dass Klimaprobleme keine Luxusprobleme sind", so Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA).

Umfrage: Klimaschutz führt zu Abstiegsängsten und Verunsicherung

Doch die Erhebung offenbart auch ein damit einhergehendes Problem: So machen sich 74 Prozent der Befragten Sorgen, dass sich aufgrund der Transformation die Schere zwischen Arm und Reich vergrößert. Es werden gesellschaftliche Konflikte befürchtet, aber auch negative Folgen für die soziale Gerechtigkeit.

Abstiegsängste und Befürchtungen zum Wohlstand werden deutlich: 41 Prozent aller Befragten erwarten negative Konsequenzen für den Wohlstand. 39 Prozent aller Befragten und rund die Hälfte der Befragten mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen haben Angst vor einem sozialen Abstieg aufgrund des klimafreundlichen Umbaus.

Auftrag an Politik: Soziale Dimension bedenken und kommunizieren

Für Messner wird mit der Umfrage, für die im vergangenen Jahr mehr als 2.000 Bürger ab 14 Jahren befragt wurden, ein klarer Auftrag an die Politik formuliert: Es müsse besser und deutlicher kommuniziert werden. "Wir müssen die soziale Frage ganz nach oben stellen". Die Debatte über das Heizungsgesetz hätte ein Kommunikationsproblem offenbart: Zu spät sei die Dimension der sozialen Verträglichkeit "nachgeliefert" worden.

Zur Erhebungszeit der Umfrage im Sommer 2022 hätte das Heizungsgesetz noch keine Rolle gespielt. Dirk Messner geht davon aus, dass die "soziale Verunsicherung in den vergangenen Monaten wohl verstärkt wurde". Angesichts der Ergebnisse betont der Chef des Umweltbundesamtes: Der ökologische Wirtschaftsumbau müsse sozialverträglich ablaufen – etwa durch ein Klimageld.

SPD, Grüne und FDP hatten die Einführung des Klimageldes als soziale Flankierung der CO2-Bepreisung für fossile Energieträger vereinbart. Aus den Einnahmen durch den CO2-Zuschlag sollen die Belastungen privater Haushalte gemildert werden. Außerdem gelte es deutlich zu machen, dass nachhaltiges Wirtschaften eine Job-Maschine werden könne. Doch die Transformation werde kein Spaziergang, sondern ein "Marathon, der nicht 2025 aufhört, wenn gewählt wird".

Umfrage: Klimawandel als Bedrohung für Gesundheit

Weiter weisen die Umfrageergebnisse darauf hin, dass eine große Mehrheit der Bürger die Themen Plastikvermüllung, Wasserknappheit und den Klimawandel im Allgemeinen als bedrohlich wahrnimmt. So spüren bereits 85 Prozent der Befragten sehr starke oder starke Auswirkungen des Klimawandels in Form von anhaltender Trockenheit, Niedrigwasser und Dürren. Drei von vier Befragten befürchten, dass der Klimawandel ihre Gesundheit beeinträchtigen kann – ein Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren.

Aus Sicht von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) muss mehr getan werden, um die Folgen des Klimawandels zu mildern: mit Strategien für kühlere Städte und dem Schutz vor Wasserknappheit. "Die vergangenen Jahre zeigen sehr deutlich: Die Wetterextreme nehmen zu – mit erheblichen negativen Wirkungen auf die Umwelt, die Wirtschaft und auch auf die Gesundheit der Menschen", so Lemke.

Ergebnis: Regierung tut zu wenig für Umweltschutz

Während für die Mehrheit der Befragten Umweltverbände und die Wissenschaft genug für den Umwelt- und Klimaschutz machen, sind bei der Bundesregierung nur 30 Prozent und bei der Industrie und Wirtschaft lediglich 15 Prozent dieser Meinung. "Das ist ein Alarmzeichen", so Messner, "alle Akteure haben einen großen Handlungsbedarf."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.