Blockheizkraftwerk in der Albrecht-Dürer-Straße in Fürth, darauf die Aufschrift "Infrafürth".
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Die Heizzentrale für 700 Wohnungen: Die Infra in Fürth betreibt fünf Fernwärme-Anlagen in der Stadt. Sie sollen ausgebaut werden.

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Wärmewende: Fürth schaltet den Fernwärme-Turbo an

Sieben Prozent aller Haushalte in Fürth nutzen derzeit Fernwärme. Künftig sollen es dreimal so viele sein. Um das zu erreichen, stellt die Stadt einen Wärmeplan auf. Der ist Teil der Wärmewende und soll zeigen, was künftig gemacht werden muss.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Knapp 550 PS leistet der Achtzylinder-Motor im Blockheizkraftwerk in der Albrecht-Dürer-Straße in Fürth. Im Inneren der Halle ist es laut und 40 Grad heiß. Von hier aus werden gut 700 Wohnungen in der dicht bebauten Siedlung mit Wärme und Strom versorgt. In der mittelfränkischen 130.000-Einwohner-Stadt spielt die Fernwärme derzeit noch keine sehr große Rolle, sagt Marcus Steurer. Er ist Geschäftsführer des kommunalen Versorgungsunternehmens Infra. "Aktuell versorgen wir mit unseren fünf Fernwärmeinseln, die wir in Fürth haben, etwa sieben Prozent der Haushalte."

Fernwärme wird mit Bio-Methan erzeugt

In den nächsten Jahren wird sich viel tun müssen, um die Wärmewende zu schaffen. Ziel ist es, den Fernwärmeanteil in Fürth zu verdreifachen. Es gibt hier, wie in vielen Städten Bayerns, ein großes Fernwärme-Potenzial. Die Ausschreibungen für den Wärmeplan laufen. Er ist Bestandteil des Heizungsgesetzes und soll Bürgerinnen und Bürgern zeigen, ob ihre Wohnung bald an ein Fernwärmenetz angeschlossen wird, oder ob sie ihre Heizung auf eine andere Quelle umrüsten müssen. Die Anlage in der Albrecht-Dürer-Straße wird derzeit hauptsächlich mit Bio-Methan betrieben, das die Infra zum Großteil in ihrer Biogasanlage in Cadolzburg im Landkreis Fürth erzeugt. Außerdem wird Erdgas verfeuert – vor allem, wenn es im Winter kalt ist und die zusätzlichen Heizkessel in Betrieb gehen.

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Knapp 550 PS leistet der Gasmotor im Heizkraftwerk, das die Wohnblocks in der Umgebung versorgt. Im Winter wird ein Erdgas-Kessel zugeschaltet.

Suche nach klimafreundlichen Energiequellen

Vorgabe ist es, die Fernwärme möglichst klimaneutral zu erzeugen. Mit Bio-Methan ist das möglich. Aber die Kapazität reicht nicht aus, um alle Heizwerke zu betreiben. Die Stadt Fürth und die Infra denken deshalb über andere Wärmequellen nach. "Wir haben die Möglichkeit, Holzpellets einzusetzen oder Großwärmepumpen, die dem Abwasser oder der Luft Wärme entziehen", erläutert der Infra-Chef. Sein Favorit: Der richtige Mix aus allen Methoden. Welche künftig wo im Stadtgebiet am besten geeignet sind – auch das soll im Zuge der kommunalen Wärmeplanung ermittelt werden, sagt Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD). "Wir identifizieren bei der Wärmeplanung verschiedene Quellen und führen die dann mit den Menschen und Haushalten zusammen, die einen Bedarf haben."

Klarheit für verunsicherte Bürger

Derzeit häufen sich die Anfragen im Fürther Rathaus. Die Menschen sind verunsichert, wie und mit welcher Technik sie künftig heizen sollen, sagt OB Jung. Der kommunale Wärmeplan soll Klarheit bringen. "Die Leute wissen dann genau, ich wohne in dieser Straße und ich muss mich im Augenblick wenig kümmern, denn in ein paar Jahren liefert die Stadt", erklärt Jung. Wer dagegen in einem Vorort wohnt, der wohl nicht mit Fernwärme versorgt wird, "der kann sich dann nach einer Wärmepumpe als Alternative umschauen" und den besten Zeitpunkt für die Umrüstung wählen.

Straßensperren wegen Fernwärmeausbau

Bis Ende des Jahres 2026 müssen Großstädte mit über 100.000 Einwohnern ihren Wärmeplan aufgestellt haben. Der Fürther Oberbürgermeister ist zuversichtlich, diesen Termin einhalten zu können. Wie schnell es dann weitergeht, da will er keine Prognose wagen. "Alles Weitere hängt stark von den Kapazitäten an Personal, an Material und an Finanzen ab, was da das Land auf den Weg bringt."

Die Schwierigkeiten beginnen schon beim Verlegen der Fernwärmerohre. Dafür müssen innerhalb der dicht bebauten Siedlungen Straßen aufgerissen werden. Infra-Geschäftsführer Marcus Steurer hat schon mal überschlagen, was bei der angepeilten Verdreifachung der Fernwärme in Fürth auf die Bewohnerinnen und Bewohner zukommen würde. "Das bedeutet zum Beispiel circa 75 Kilometer richtigen Straßenbau mitten in der Stadt." Seiner Einschätzung nach wird es Jahre dauern, um das zu schaffen.

Frage nach einen Anschluss-Zwang ist offen

Der fertige Wärmeplan wird zeigen, ob auch die Albrecht-Dürer-Straße aufgerissen werden muss, weil zusätzliche Wohnblocks im Viertel ans Fernwärme-Netz angeschlossen werden. Und auch der Gas-Motor in der Heizzentrale wird dann nicht mehr ausreichen. Es ist aber noch offen, ob er durch einen größeren ersetzt wird, oder ob eine ganz andere Technik zum Einsatz kommt.

Das alles wird teuer. Die Infra rechnet für den Ausbau der Fernwärme in Fürth mit einem dreistelligen Millionen-Betrag. Für die Kosten wird sie in Vorleistung gehen müssen. Unklar ist jedoch, von wo welche Zuschüsse kommen. Außerdem weiß nach den Worten von Infra-Chef Steurer auch noch niemand, ob es einen Anschluss-Zwang an das neue Fernwärmenetz geben wird, damit die Infra ihre Investitionen finanzieren kann.

Noch nutzen rund sieben Prozent aller Fürther Haushalte Fernwärme. Künftig sollen es dreimal so viele sein.
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Fürth schaltet den Fernwärme-Turbo an

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