Wladimir Putin in seiner Rede an die Nation
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Wladimir Putin in seiner Rede an die Nation

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Nach Revolte: Putin gibt Wagner-Söldnern Versprechen

Die aufständischen Wagner-Söldner können nach Worten des russischen Präsidenten der Armee beitreten oder nach Belarus gehen. Zugleich dankte Putin der Gruppe, dass sie die Revolte abgebrochen und ein Blutvergießen vermieden habe.

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Nach der abgebrochenen Revolte der Söldner-Gruppe Wagner hat sich Russlands Präsident Wladimir Putin in einer Fernsehansprache geäußert. Dabei betonte er, dass er die Aufständischen nach Belarus ziehen lassen werde. Er werde sein Versprechen halten, sagte Putin. Diejenigen Wagner-Söldner, die nach Belarus gehen wollten, könnten dies tun. Diejenigen, die in Russland bleiben wollten, könnten einen Vertrag mit der Armee abschließen oder zu ihren Familien zurückkehren.

Putin dankt Söldnern der Wagner-Gruppe

Zugleich dankte er in der Rede an die Nation den Kommandanten und Soldaten der Söldnergruppe, die ein Blutvergießen mit dem Abbruch der Revolte am Samstag vermieden hätten. Die meisten der Mitglieder der Wagner-Söldnergruppe seien auch Patrioten, erklärte Putin. Der Kremlchef würdigte auch jene Soldaten und Mitarbeiter der Geheimdienste, die sich den Aufständischen in den Weg gestellt hätten.

Wenn sich Söldner und reguläre Truppen beschossen hätten, wäre dies vor allem Kiew und dem Westen zugutegekommen, erklärte Putin. Dort habe man bereits gehofft, dass sich Russland selbst zerfleische. Doch die russische Gesellschaft habe sich als geschlossen erwiesen in ihrer Ablehnung des Aufstands. Dies hätten am Ende auch die Umstürzler erkannt und aufgegeben.

Prigoschin verteidigt Marsch Richtung Moskau

Putin erwähnte in seiner Rede nicht den Anführer der Wagner-Söldner, Jewgeni Prigoschin. Dieser hatte sich zuvor erstmals nach dem Ende des Aufstands seiner Privatarmee in einer Audiobotschaft auf Telegram zu Wort gemeldet. Darin sagte er, die Rebellion sei eine Reaktion auf einen Angriff auf seine Truppe gewesen, bei dem etwa 30 Kämpfer getötet worden seien. Dafür machte der Söldner-Führer erneut das russische Verteidigungsministerium verantwortlich.

Prigoschin betonte, er habe nicht den russischen Staat angreifen wollen. "Wir sind losgegangen, um Protest zu demonstrieren, nicht um die Obrigkeit im Land zu stürzen", sagte der 62-Jährige. Zugleich spottete er darüber, wie das Militär es versäumt habe, das Land zu schützen, indem es Wagner ermöglicht habe, 780 Kilometer weit zu marschieren, ohne auf Widerstand zu treffen, und alle Militäreinheiten auf dem Weg zu blockieren.

Prigoschin hatte am späten Freitag einen "Marsch der Gerechtigkeit" ausgerufen, um Verteidigungsminister Sergej Schoigu sowie Generalstabschef Waleri Gerassimov zu entmachten. Als Grund nannte er, dass die beiden den Angriff auf das Wagner-Feldlager angeordnet hätten - was das Ministerium in Moskau bestreitet. Nach einer Einigung mit der russischen Regierung brach Prigoschin den Vormarsch ab und willigte ein, nach Belarus ins Exil zu gehen.

Prigoschin in Minsk?

Die Meuterei war kurz, aber nicht unblutig. Mehrere Medien berichteten, dass Militärhubschrauber und ein russisches Kommunikationsflugzeug von Wagner-Truppen abgeschossen worden seien, wobei mindestens 15 Menschen getötet worden seien. Prigoschin drückte Bedauern darüber aus, erklärte aber, seine Soldaten seien bombardiert worden. Offiziell hat die russische Führung die Verluste nicht eingestanden.

Angaben zu seinem aktuellen Aufenthaltsort machte Prigoschin nicht. Ein populärer russischer Nachrichtenkanal bei Telegram berichtete jedoch, er sei in einem Hotel in der belarussischen Hauptstadt Minsk gesehen worden.

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FSB ermittelt offenbar weiter gegen Prigoschin

Russischen Medienberichten zufolge laufen entgegen der Vereinbarung vom Samstag weiter Ermittlungen des Inlandsgeheimdienstes FSB gegen Prigoschin. Als die Wagner-Truppe nach Verhandlungen aus den besetzten Militärobjekten im südrussischen Rostow am Don abzog, teilte der Kreml am Samstagabend überraschend mit, die Strafverfahren gegen Prigoschin und seine Kämpfer würden eingestellt. Viele Kommentatoren zeigten sich erstaunt angesichts von der Milde Wladimir Putins, weil er sonst im Ruf steht, mit Verrätern kurzen Prozess zu machen. Die Rede war deshalb von einer Schwächung, von Kontroll- und Machtverlust des Präsidenten.

Experte geht von "Eliminierung" Prigoschins aus

Der Leiter des Zentrums für Ordnung und Governance in Osteuropa, Russland und Zentralasien, Stefan Meister, geht nicht davon aus, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin einen ruhigen Lebensabend erleben wird. Der Söldnerchef habe sicherlich erstmal kurzfristig das Wort von Putin, so Meister auf Anfrage von BR24. "Ich würde davon ausgehen, dass die Sicherheitsorgane in Russland Wege finden werden, um Prigoschin gefangen zu nehmen und dann für immer ins Gefängnis zu bringen. Aber ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass man eine Form finden wird um ihn zu eliminieren." Putin werde ein Exempel an Prigoschin statuieren "um diese Schmach, dieses Zeichen der Schwäche in irgendeiner Form wieder auszugleichen", so Meister.

Zuvor hatte auch der Militär-Experte Nico Lange im Interview mit Bayern 2 erklärt: "Prigoschin hat sich selbst auf die Abschussliste gebracht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der jetzt einfach so weiterleben kann in Weißrussland."

Im Video: Putin erläutert Zukunft der Wagner-Gruppe

Die aufständischen Wagner-Söldner können nach Worten des russischen Präsidenten der Armee beitreten oder nach Belarus gehen.
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Die aufständischen Wagner-Söldner können nach Worten des russischen Präsidenten der Armee beitreten oder nach Belarus gehen.

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