Bundesagrarminister Cem Özdemir (3.v.l., Bündnis 90/Die Grünen) und Michaela Kaniber (r, CSU), Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, stehen während eines Messerundgangs auf der Messe Biofach am Stand von Bayern.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Das politische Ziel lautet: 30 Prozent Biolandbau in Bayern bis 2030. Es ist jedoch noch weit.

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Biolandwirtschaft wächst in Bayern weiter - trotz Inflation

Die Biolandwirtschaft in Bayern macht schwierige Zeiten durch. Die Inflation hinterlässt auch hier deutliche Spuren. Trotzdem steigt der Anteil der Ökoflächen weiter. Bis zur Zielmarke ist es aber noch weit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wie steht es um das erklärte Ziel der Staatregierung, bis zum Jahr 2030 auf der landwirtschaftlichen Fläche in Bayern 30 Prozent Biolandbau zu erreichen? Dazu hat der Agrarauschuss des Landtags Experten angehört. "In den vergangenen beiden Jahren war der Ökolandbau die meiste Zeit im Krisenmodus", resümiert Florian Thurnbauer vom bayerischen Landwirtschaftsministerium. Trotzdem hat die biologische Landwirtschaft weiter zugelegt – wenn auch langsam.

Bioquote in Bayern über dem deutschen Durchschnitt

Zum 31. Dezember 2022 betrug der Anteil der Ökobetriebe an der landwirtschaftlichen Fläche Bayerns 13,4 Prozent - nach 13,1 Prozent im Vorjahr. Damit liegt Bayern etwas über dem Durchschnitt in Deutschland: Weit vor Niedersachsen, aber hinter Baden-Württemberg, Hessen oder Brandenburg. Das benachbarte Österreich bewirtschaftet sogar schon jetzt 27 Prozent seiner Flächen biologisch.

Verbraucher sparen beim Essen

Das Umfeld für die Biolandwirtschaft war durch die Inflation geprägt. Wegen des hohen Preisanstiegs bei konventionellen Agrarprodukten war für die Bauern der Zusatzerlös durch Bioprodukte niedrig. Die Verbraucher sparen, kaufen weniger Bio als während der Coronazeit und gehen dafür eher zum Discounter als zum Fachhandel.

Das hinterlässt in den Verkaufszahlen sehr deutliche Spuren. Nach Steigerungsraten von 22 Prozent im Pandemiejahr 2020 und noch einmal 5,8 Prozent 2021 hat sich der Trend im Biohandel im Jahr 2022 umgekehrt. Erstmals sank der Umsatz für Bio-Lebensmittel, nämlich um 3,5 Prozent. Trotzdem bleibt unter dem Strich ein großes Plus von etwa einem Viertel im Vergleich zu den Jahren vor Corona.

Die Ökobetriebe werden mehr

Es stellen auch weiter landwirtschaftliche Betriebe in Bayern auf Ökolandbau um. Heuer sind es laut Landwirtschaftsministerium 300 Betriebe mit insgesamt 7.000 Hektar, eine ähnliche Größenordnung wie im vergangenen Jahr. Thomas Lang von der Vereinigung für den ökologischen Landbau sieht darin bei diesem schwierigen Umfeld bereits einen großen Erfolg.

Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage stellt sich je nach Produkt unterschiedlich dar: Bei Bio-Gemüse ist die Nachfrage in Bayern viel höher als die heimische Produktion, bei Milchprodukten dagegen ist der Freistaat auch im Biobereich ein Exporteur.

Langfristig geht der Trend zu bio

Professor Achim Spiller von der Uni Göttingen betont, dass der Trend zu Bio ein langfristiger ist – und auch stabil. Vor 15 Jahren habe es schon mal einen Einbruch gegeben – aber nur zwei Jahre lang: "Das ist ein Tal. Da muss der Markt durch. Da kann die Politik ein Stück versuchen, zu unterstützen. Aber man muss ein bisschen die Nerven behalten."

Kann Bayern sein Ziel erreichen?

Ob das bayerische Ziel von 30 Prozent bio bis 2030 realistisch ist, da meldet Spiller allerdings Zweifel an. 20 Prozent wären auch schon nicht schlecht, meint er. Monika Mayer, Biobäuerin aus Altusried im Landkreis Oberallgäu, hat Bedenken, dass eine politisch angesetzte Quote beim Bioanbau den Erlös für die Landwirte drücken könnte: "Wenn wir Bio nicht kaputt machen wollen, muss Bio sich entlang dem Marktgeschehen entwickeln." Im Allgäu seien 30 Prozent Bioquote in der Landwirtschaft möglich, in anderen Regionen sicher nicht.

Wenig Ökoessen in Gastronomie und Kantinen

Viel Luft nach oben ist nach übereinstimmender Einschätzung der Experten vor allem bei Bio in der Gemeinschaftsverpflegung und in der Gastronomie. Als Gründe werden die fehlende Kennzeichnung genannt, schwierige Lieferketten und Personalmangel in den gastronomischen Betrieben. Professor Jan Niessen von der TH Nürnberg schlägt vor, bei der Verpflegung von Kindern zu beginnen: "Wenn wir Bio fördern wollen und unseren Kindern etwas Gutes, Gesundes zu essen bieten wollen, dann müssen wir da halt eine monetäre Priorität setzen."

In der Gemeinde Postbauer-Heng im Landkreis Neumarkt i.d. Oberpfalz etwa bekämen alle Kinder in Schulen und Kitas Bioessen - für zusätzliche Kosten von einem Euro pro Mahlzeit. Nach Ansicht des Bayerischen Bauernverbands könnte der Freistaat die Kosten für regionale Verpflegung in Schulen und Kitas auch ganz übernehmen, das hätte dann auch eine soziale Funktion.

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