Beschädigte Dächer nach dem Unwetter in Bad Bayersoien.
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Beschädigte Dächer nach dem Unwetter in Bad Bayersoien.

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Bayersoien und Benediktbeuern: 170 Millionen Euro Hagelschaden

Die erste Schadensbilanz geht in die Millionen: In Bad Bayersoien und Benediktbeuern wurden durch Hagel zahlreiche Gebäude beschädigt, viele von ihnen waren nicht ausreichend versichert. Ein Hilfsfonds könnte bei Härtefällen greifen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Ende August wüteten schwere Unwetter mit Starkregen, orkanartigen Böen und schweren Hagelfällen im Süden Bayerns. Besonders groß waren die Schäden im Kurort Bad Bayersoien und in Benediktbeuern, wo ein Sturm auch die berühmte Klosteranlage getroffen hat.

Unwetter verursachen 170 Millionen Euro Schaden

Am Freitag haben die beiden Gemeinden gemeinsam mit der Bayerischen Versicherungskammer in Bayersoien eine erste Schadensbilanz für das Hagelunwetter vom 26. August vorgelegt. Demnach beträgt der bisher gemeldete Schaden bei der Versicherungskammer mit 17.000 Schadensmeldungen rund 170 Mio Euro.

Für Bad Bayersoiens Bürgermeisterin Gisela Kieweg (Wählervereinigung Bad Bayersoien) waren die Wochen nach der Katastrophe in erster Linie von großer Solidarität der Handwerksbetriebe, der Hilfsorganisationen und Hilfe aus den Nachbargemeinden geprägt. 400 Häuser müssen in ihrer Gemeinde neu gedeckt werden, in Benediktbeuern sind es 1.000.

Große Zahl der Häuser ist unterversichert

Die Bayerische Versicherungskammer hat zwischen Bayersoien und Lenggries 17.000 Schadensmeldungen erhalten. Christian Krams, Leiter der Schadenabteilung bei der Versicherung, sagte BR24, es sei das drittgrößte Schadensereignis in der Geschichte des Konzerns nach dem "Münchner Hagel" in den 1980er-Jahren und den Unwettern im Münchner Westen von 2019. Die durchschnittliche Schadenssumme für ein Wohnhaus liege bei einem Hagelschaden zwischen 70.000 und 80.000 Euro – ohne verbaute Solarmodule.

Gerade ältere landwirtschaftliche Gebäude sind nicht ausreichend versichert, erklären die beiden Bürgermeister beim Pressetermin. Etwa ein Drittel der Häuser in ihrer Gemeinde sei unterversichert, schätzt Bürgermeisterin Kieweg. Allein in ihrer Kommune muss sie einen zweistelligen Millionenbetrag für Reparaturen ausgeben. Für die Härtefälle verhandeln die beiden Bürgermeister mit dem Freistaat Bayern, der nach den Unwettern kurzfristig einen Hilfsfonds aufgelegt hat.

Extremwetterschäden nehmen in Folge des Klimawandels zu

Das Unwetter am 26. August hatte innerhalb von etwa 15 Minuten entlang der Alpen von Bad Bayersoien bis Lenggries bis zu acht Zentimeter große Hagelkörner auf die betroffenen Orte geschleudert. Außer den Dachflächen und den Fenstern, die auf der Wetterseite liegen, wurden Dutzende Autos zerstört. Sie sind in dieser ersten Schadensbilanz nicht enthalten.

Wie in Benediktbeuern und Bayersoien wird es Gemeinden in Bayern in Zukunft höchstwahrscheinlich regelmäßig ergehen. Extremwetterereignisse wie der heftige Hagel im August werden in Folge des Klimawandels zunehmen. Die Mehrheit der Landkreise und Städte in Bayern rechnet im Zuge dessen auch mit höheren finanziellen Belastungen. Eine Studie des Bundesministeriums für Klimaschutz hat ergeben, dass der Klimawandel die deutsche Volkswirtschaft bis 2050 zwischen 280 und 900 Milliarden Euro kosten wird. Ein großer Teil dieser prognostizierten Kosten sind Schäden durch Extremwetter-Ereignisse.

Viele Kreise können sich Schutzmaßnahmen nicht leisten

Um immensen Schäden wie in Benediktbeuern und Bayersoien vorzubeugen, müssten die Gemeinden jetzt in Schutzmaßnahmen investieren. Doch auch die sind teuer: Laut einer Umfrage unter Beteiligung des BR haben nur wenige der befragten bayerischen Landkreise und Städte die finanziellen Mittel, um Extremwetter-Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung umzusetzen. 53 Prozent gaben an, nicht einmal ein Konzept in der Schublade zu haben.

Mit Informationen von dpa

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