Ameisen (Symbolbild)
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Regensburger Studie: Ameisen meiden Stoßzeiten beim Fressen

Menschen und Ameisen verhalten sich ähnlich, wenn es ums Essen zu Stoßzeiten geht. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Regensburg. Laut einem Wissenschaftler könnte das heißen: Ameisen haben eigene Gedanken.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Menschen und Ameisen agieren ähnlich, wenn es ums Essen zu Stoßzeiten geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Regensburg. Wie die Uni am Dienstag mitteilte, können die Insekten Warteschlangen an Futterstellen vorhersehen und vermeiden sie dann. "Wir Menschen sind ziemlich gut darin, herauszufinden, wie voll die Cafeteria auf der Arbeit sein wird, und gehen woandershin, wenn wir glauben, dass sie voll sein wird", so die Hochschule. Ebenso verhielten sich Ameisen.

    Ameisen meiden bei Tests überlaufene Futterstellen

"Ameisen sind uns ähnlicher, als die meisten Menschen denken", sagte Studienleiterin Laure-Anne Poissonnier, Wissenschaftlerin am Lehrstuhl für Zoologie und Evolutionsbiologie. "Ich habe mich daher gefragt, ob Ameisen auch versuchen würden, Nahrungsquellen, die sie mögen, zu meiden, wenn diese nur wenig Platz bieten und belebt aussehen."

Um das zu testen, habe man Ameisen in mehreren Etappen von unterschiedlich ausgestatteten Zuckerlösungstränkern fressen lassen. Das Ergebnis: Bei neuerlichen Fressgängen hätten die Insekten Futterstellen, die sie für überlaufen hielten, gemieden und seien stattdessen zu einer weniger beliebten Alternative gegangen.

Wissenschaftler: Ameisen haben vermutlich Gedanken

Tomer Czaczkes, einer der an der Studie beteiligten Wissenschaftler, sagte: "Das zeigt, dass Ameisen eine Vorstellungskraft haben müssen. Jede Ameise ist vermutlich ein Individuum mit eigenen Gedanken."

Der Biologe fügte hinzu: "Diese Erkenntnis kann man durchaus als Appell zu mehr Demut vor der Natur auffassen, zu mehr Demut gerade auch vor wirbellosen Tieren. Und wenn schon wirbellose Tiere wie Ameisen derart gut denken können - wie mag es dann erst bei Tieren sein wie den Schweinen und Kühen, die wir essen?" Czaczkes mahnte: "Das sollte man bei der Haltung dieser Lebewesen und im Umgang mit ihnen auf jeden Fall bedenken."

Weltweit gibt es etwa 20 Billarden Ameisen

Weltweit gibt es Schätzungen zufolge etwa 20 Billarden Ameisen. Das hat ein Forscherteam aus Würzburg errechnet. Ameisen haben einen starken Einfluss auf unser Ökosystem: Sie sind wichtig für Bodenbelüftung, Verwesungsprozesse und Bestäubung. Und das vor allem, weil es so viele sind: "Zehn Ameisen können wenig anrichten, aber 30 Millionen haben einen riesigen Einfluss", erklärt der Würzburger Biologe Patrick Schultheiss.

Zudem seien Ameisen unheimlich divers: Fast 16.000 Arten und Unterarten gebe es. Jedes Jahr werden 100 neue Arten beschrieben. Wegen dieser großen Vielfalt haben sie auch sehr viele unterschiedliche ökologische Funktionen.

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