Deutscher Kaffeeverband
Bildrechte: Deutscher Kaffeeverband

Braune, rote, gelbe und grüne Kaffeekirschen neben ungerösteten und gerösteten Kaffeebohnen

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Kaffee-Beiprodukte - Medikament der Zukunft statt Müll?

Kaffeebohnen umhüllen in der Kaffeekirsche zwei Häute. Sie werden bei der Verarbeitung und beim Rösten entsorgt und belasten die Umwelt. Dabei haben die Kaffee-Beiprodukte das Potenzial, Entzündungen und Insulinresistenz zu verringern.

Die sogenannte Kaffeekirsche schützt ihren Samen, die Kaffeebohne, mit vier Schichten. Der Kirschhaut, der Pulpe, dem Silberhäutchen und der Pergamenthaut mit Schleimschicht. Die letzten beiden beschäftigen derzeit Lebensmittel- und Ernährungswissenschaftler der University of Illinois.

Wirkstoff gewonnen, Abfall gespart

Die Kaffee-Beiprodukte werden beim Produktionprozess meist achtlos weggeworfen und sorgen für große Mengen organischen Mülls an den Produktionsorten und in den Röstereien. Das Forscherteam wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und sowohl die Lösung für das Umweltproblem finden, als auch ein Mittel gegen drängende chronische Zivilisationskrankheiten wie Fettsucht und Insulinresistenz sowie die Folgeerkrankungen Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Bildrechte: Deutscher Kaffeeverband
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Was steckt in einer Kaffeekirsche?

Die Wissenschaftler behandelten die Fett- und Immunzellen (Makrophagen) von Mäusen im Reagenzglas mit wässrigen Extrakten der Kaffeebohnen-Häutchen und stellten fest, dass diese bioaktive Komponenten enthielten. Spezielle Stoffe im Kaffeebohnen-Extrakt, Phenolharze, sorgten dafür, dass sich durch Adipositas hervorgerufene Entzündungen in den Zellen verringerten und sich die Aufnahme von Glukose sowie die Insulin-Empfindlichkeit der Zellen verbesserte.

Die Kaffeebohnen-Extrakte konnten damit im Labor den gefürchteten Teufelskreis aus Fettsucht und Insulin-Aufnahmestörung unterbrechen und sogar zurückdrehen. Das ist noch lange kein Medikament, aber ein erster Schritt in die Richtung. Die Studie wurde im Oktober 2019 im Fachmagazin "Food and Chemical Toxicology" veröffentlicht.

Müll bei der Kaffeebohnen-Verarbeitung

Bei der Kaffeebohnen-Verarbeitung fallen weltweit knapp 1,2 Millionen Tonnen Müll aus Kaffeebohnenspelze (Pergamenthaut) und zusätzlich 43.000 Tonnen Müll aus Kaffeebohnen-Silberhäutchen an. Kaffeebohnenspelze bleibt in großen Mengen im Produktionsland und verseucht landwirtschaftlich genutzte Felder. Kaffeebohnen-Silberhäutchen werden oft mit Kaffeebohnen exportiert und erst bei der Röstung im Abnehmer-Land entfernt. Durch die kleineren Mengen pro Land könnten sie einfacher nutzbar gemacht werden.

Kaffeesatz - zu schade zum Wegwerfen!

Doch nicht nur die Kaffeebohnen-Beiprodukte bei der Verarbeitung sind wertvoll, sondern auch das, was nach dem Kaffeebrauen übrigbleibt, der Kaffeesatz. Und davon wird nicht gerade wenig in Deutschland produziert: Rund 50 Millionen Kilogramm Kaffeebohnen werden hierzulande jährlich verbraucht und landen oft ungenutzt auf dem Müll. Dabei eignet sich das organische Material nicht nur für den Haushalt als Pflanzendünger, als Kompost und als Neutralisierer von Gerüchen, sondern kann noch mehr Menschen nützlich sein.

Es gibt bereits Unternehmen, die mit Kaffeesatz Pilze züchten, Kaffeetassen oder Peelings herstellen sowie Pellets und Biokraftstoffe produzieren. Ein kleiner Recycling-Betrieb in Ahrensburg machte sogar einen Fußboden und torffreie Erde aus den Resten von Kaffee, denn "Torf [aus Mooren] soll langfristig nicht mehr abgebaut werden", sagt Jens Ottmüller, Geschäftsführer Otto A. Müller Recycling GmbH. Moore sind wichtig als Klimaschutz, weil sie besonders viel CO2 speichern. Darauf hat der Weltklimarat in einem Sonderbericht im August 2019 erneut hingewiesen.

Bildrechte: picture alliance/dpa Themendienst
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Kaffeebecher - Mehrweg statt Einweg!

No-Go To-go-Becher!

To-go-Becher sind ein No-Go. Warum? Ein paar Zahlen des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz: To-go-Becher werden im Schnitt 15 Minuten benutzt, dann landen sie im Müll. Oder gleich auf der Straße oder auf der Wiese. Stündlich werden rund 320.000 Einwegbecher verbraucht. Pro Jahr summiert sich das auf drei Milliarden Becher. Ihre Herstellung benötigt zehntausende Tonnen an Holz und Kunststoff sowie Milliarden Liter an Wasser. Ein monströser virtueller Fußabdruck! Diese Ressourcen gehen ungenutzt verloren, weil To-go-Becher schwer bis gar nicht recycelt werden können.

Gut zu wissen
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Umweltschädliche Kaffeekapseln