Eine blau leuchtende Gasflamme brennt auf einem Gasherd. Symbolbild für Energie.
Bildrechte: picture alliance / Global Travel Images | Jürgen Held

Eine blaue Gasflamme brennt auf einem Gasherd, ein Symbol für Energie.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Energiesparen privat – was bringt wie viel?

Angesichts eines drohenden Gasmangels im Winter hat Wirtschaftsminister Robert Habeck Privathaushalte wiederholt zum Energiesparen aufgefordert. Doch was bringt das Sparen jedes Einzelnen? Und was sind die größten Energiefresser?

Über dieses Thema berichtet: IQ - Wissenschaft und Forschung am .

Kalt duschen, auf den Wäschetrockner verzichten, den Computer ausschalten, wenn er nicht genutzt wird - Möglichkeiten, Energie zu sparen, gibt es eine Menge. Doch bringt das auch was? Auf jeden Fall, sagen die Experten. "Allein im privaten Wohngebäude können wir mit sehr kleinen Maßnahmen zehn Prozent Gas einsparen", erklärt Martin Pehnt vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu). Würden wir noch ein wenig Geld in die Hand nehmen, dann kämen wir auch auf 15 oder 20 Prozent, sagt der Energieexperte. "Und das muss unsere Zielmarke sein."

Haushalte haben hohen Anteil am Energieverbrauch

Über 50 Prozent der privaten Haushalte heizen mit Gas, rund 15 Prozent des verbrauchten Stroms stammen ebenfalls aus Gas. Etwa ein Drittel des bundesweiten Verbrauchs geht damit auf das Konto von Privathaushalten. Es macht also einen Unterschied, ob der private Sektor spart oder nicht.

Gebäude dämmen, Gasheizungen austauschen und stattdessen eine Wärmepumpe installieren, einen Anschluss an ein Wärmenetz – und womöglich – eine Solaranlage installieren, diese grundlegenden Maßnahmen wären die effektivsten. "Doch das sind Maßnahmen, die Zeit benötigen", sagt Martin Pehnt (ifeu). "Es geht aber jetzt darum, sehr kurzfristig Gas zu sparen."

Größter Energiefresser: die Heizung

"Die größten Einsparpotenziale entstehen durch das Absenken der Raumtemperatur", erklärt Immanuel Stieß vom Institut für Sozialökologische Forschung (ISOE) in Frankfurt. Durchschnittlich würde in Europa die Raumtemperatur in Wohnungen 22 Grad betragen. Ein Grad weniger würde sechs Prozent Energie sparen, so der Experte: "Würde jeweils die Hälfte der Haushalte in Deutschland die Temperatur in ihrer Wohnung um ein halbes beziehungsweise ein Grad absenken, könnten knapp fünf Prozent Heizenergie eingespart werden."

Eine weitere Möglichkeit, Energie zu sparen, ist die Heizung überprüfen zu lassen. "Viele Heizungsanlagen haben eine zu hohe Leistung, die oftmals gar nicht notwendig ist, um das Gebäude warmzukriegen, auch an kältesten Tagen nicht", betont Martin Brandis, Energieexperte beim Verbraucherzentrale Bundesverband. Martin Pehnt (ifeu) fordert in diesem Zusammenhang sogar einen kostenlosen Gasspar-Check, "bei dem Energieberaterinnen, Heizungsinstallateure oder Schornsteinfeger Hinweise geben, wie Betreiber von Gaskesseln kurzfristig und mit Blick auf die nächsten Jahre ihren Gasverbrauch reduzieren können."

  • Zum Artikel: "Tipps vom Heizungsbauer - So sparen Sie Geld beim Gas"

Wer Heizkörpernischen dämmt oder Türen und Fenster abdichtet, kann zusätzlich mit wenig Aufwand einiges erreichen, so Energieexperte Martin Brandis (vzbz). Seiner Erfahrung nach lassen sich je nach Haushalt so bis zu 30 Prozent Energie einsparen.

Kürzer Duschen und weniger selbst abspülen

In den meisten Gebäuden wird das Wasser durch Gas erwärmt. Und ein großer Anteil des Warmwasserverbrauchs geht aufs Duschen: zwischen 25 und 40 Prozent. Wer statt zehn Minuten nur noch zwei duscht, kann den Anteil beträchtlich senken. Bei zehn Litern Wasser pro Minute wäre das schon eine halbe Badewanne warmes Wasser. Auch ein Geschirrspüler verbraucht in der Regel weniger warmes Wasser als das Spülen von Hand.

Strom sparen hilft auch Gas sparen

Da auch Strom zu einem guten Teil aus Gas erzeugt wird, raten Energieexperten dazu, einmal durchs Haus zu gehen und folgende Dinge zu checken: Hat man alle alten Glühlampen ausgewechselt? Lässt sich der alte Kühlschrank durch einen neuen, energieeffizienteren auswechseln?

Elektronik frisst im Haushalt am meisten Strom

"Der größte Einzelverbraucher ist, wenn vorhanden, der Wäschetrockner", erklärt Martin Brandis vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Allerdings habe in den letzten Jahren die Elektronik in den Haushalten – Smart TV, Computer und dergleichen mehr – enorm zugenommen. Auch die Nutzung. Deswegen sei der Anteil des Stromverbrauchs dieser Techniken inzwischen am größten. Bei diesen Geräten heißt es: Standby-Betrieb aus, beim Video-Streamen nicht immer die höchste Auflösung wählen, oder auch einfach: Computer aus, wenn er nicht genutzt wird.

Energiesparen – was haben wir davon?

Was bringt das schon, danach zu suchen, wo wir im Privaten, in Unternehmen oder anderswo Energie verschwenden? Das fragen sich viele Verbraucher. Abgesehen davon, dass ein bewusster Umgang mit unseren Ressourcen gut für die Umwelt ist, bringt es zwei weitere ganz konkrete Vorteile, erklärt Energieexperte Immanuel Stieß (ISOE): "Jeder einzelne reduziert damit das Risiko einer dicken Nachzahlung und vermeidet darüber hinaus, dass unserer Industrie der Hahn abgedreht wird."

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!