Die Gewerkschaft Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Gehalt
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Die Gewerkschaft Verdi fordert 10,5 Prozent mehr Gehalt

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Warnstreik im Gesundheitswesen - Bayerns Unikliniken betroffen

Im Rahmen des laufenden Tarifkonflikts im öffentlichen Dienst hat die Gewerkschaft Verdi für heute und morgen vor allem die Beschäftigten an Universitätskliniken zu Warnstreiks aufgerufen. Auch Standorte in Bayern sind betroffen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Gewerkschaft Verdi hat deutschlandweit Beschäftigte des Gesundheitswesens zu einem zweitägigen Warnstreik aufgerufen. Donnerstag und Freitag sollen Mitarbeitende aller Universitätskliniken, in denen der Länder-Tarifvertrag gilt, ihre Arbeit niederlegen, teilte die Gewerkschaft mit.

Operationen werden teilweise verschoben

Von den Warnstreiks sind in Bayern Einrichtungen in München, Erlangen, Augsburg, Regensburg, Passau und Würzburg betroffen. An mehreren Orten gab es bereits Kundgebungen oder Protestmärsche. Wichtige Operationen sollen aber stattfinden. Ebenfalls sei die Notversorgung gesichert, verspricht die Gewerkschaft.

München: Notfallversorgung gesichert

In der Landeshauptstadt sind im LMU-Klinikum, im Klinikum rechts der Isar und im Deutschen Herzzentrum nach Verdi-Angaben Einschränkungen zu erwarten. Operationen und Behandlungen würden teilweise verschoben, die Notfallversorgung sei aber über eine Notdienstvereinbarung gesichert.

Warnstreiks auch in Regensburg

Am Uniklinikum Regensburg fand am Mittwochmorgen eine Demonstration vom Klinikgelände zur Innenstadt geplant. Auch dort wird die ambulante und stationäre Patientenversorgung laut Pressemitteilung eingeschränkt. Wegen der Streikmaßnahmen würden rund 150 Betten gesperrt. Die Notfallversorgung und die Versorgung von schwerstkranken Patienten im Klinikum blieben aber gewährleistet. Die Ambulanzen und Polikliniken des Universitätsklinikums würden hingegen am 23. und 24. November geschlossen. Ambulante Termine fänden nicht statt.

Von den Streikmaßnahmen ausgenommen sind in Regensburg vereinbarte onkologische Therapien im Interdisziplinären Centrum für medikamentöse Tumortherapie (ICT), onkologische Notfälle sowie die Dialysestation, wie weiter mitgeteilt wurde. Stationäre Behandlungen und Eingriffe, die für die zweite Wochenhälfte eingeplant waren, jedoch aus medizinischer Sicht nicht durchgeführt werden müssen, werden verschoben. Die jeweiligen Fachbereiche des Klinikums kontaktierten alle Patienten, die davon betroffen sind, heißt es weiter.

Kundgebung in Erlangen

Vor dem Uniklinikum in Erlangen versammelten sich am Morgen rund 800 Klinikums-Beschäftigte, um für höhere Löhne zu demonstrieren. Der Warnstreik sei "dringend nötig. Die Arbeitgeber zwingen die Beschäftigten förmlich zum Warnstreik", sagte Gewerkschaftssekretär Martin Schmalzbauer dem Bayerischen Rundfunk. Die Beschäftigten des Uniklinikums verstünden nicht, warum sie weniger verdienten als die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in anderen öffentlichen Krankenhäusern. Der Ärger sei entsprechend "sehr groß", schildert Schmalzbauer.

Der Warnstreik endet am Samstagmorgen. Auch hier gibt es nach Verdi-Angaben für dessen Dauer einen Notdienst. Allerdings würden streikbedingt vier Stationen des Uniklinikums komplett schließen, elf weitere Stationen reduzierten ihre Bettenzahl.

Am Donnerstag werde der Operationsbetrieb auf die an Wochenenden übliche Notbesetzung reduziert. Das bedeutet, dass einige Eingriffe verschoben werden müssen. Die Klinikleitung in Erlangen bedauerte dies: "Das ist für die betroffenen Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen eine erhebliche Belastung. Beim letzten Warnstreik gab es massive Beschwerden von Patientinnen und Patienten, bei denen lang geplante OP-Termine verschoben werden mussten", erklärt der Ärztliche Direktor des Uniklinikums Erlangen, Prof. Heinrich Iro. "Alle onkologischen Operationen, die Transplantationschirurgie sowie die Versorgung von Kindern und Schwangeren werden hoffentlich wie gewohnt stattfinden."

Demonstrationsschild auf Warnstreik.
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Auch an den Unikliniken Erlangen und Würzburg wurde gestreikt.

Notfallversorgung in Würzburg

Auch die Uniklinik in Würzburg ist zu einem 48-stündigen Warnstreik aufgerufen. Wie die Uniklinik auf ihrer Website mitteilt, begannen die Streikmaßnahmen am Donnerstag um 5.30 Uhr und dauern bis Samstag um 5.30 Uhr.

Die Uniklinik bestätigt auf Nachfrage von BR24, dass während der Streiktage die Notfallversorgung sichergestellt sei. Aufgrund des fehlenden Personals musste aber jeweils eine Station der Kinder- und Augenklinik geschlossen werden, auf vier weiteren Stationen sei die Anzahl der Betten reduziert worden.

Der OP-Betrieb sei laut Pressesprecher Stefan Dreising ebenfalls zurückgefahren worden, planbare Eingriffe wurden verschoben. Betroffene Patientinnen und Patienten würden, sofern möglich, über Terminausfälle und Terminverschiebungen informiert. Zudem sollten sie sich möglichst selbst nochmals in der behandelnden Klinik erkundigen, sofern ihr Termin in den Zeitraum des Warnstreiks falle.

Am Vormittag zogen die Streikenden in Würzburg durch die Stadt zu einer Kundgebung am Hauptbahnhof. Etwa 700 Arbeitnehmende waren mit dabei, fast 90 Prozent der Anwesenden waren von der Universitätsklinik Würzburg und deren Service GmbH. Auch beteiligt war die Bayerische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau, das Landgericht sowie das Amtsgericht und die Staatsanwaltschaft Würzburg.

Auch Uniklinik in Augsburg betroffen

An der Augsburger Uniklinik wollen sich laut Gewerkschaft Verdi vor allem viele Mitarbeiter aus dem OP-Bereich an den zweitägigen Warnstreiks beteiligen. Daher müssten planbare Operationen verschoben werden. Dringende Eingriffe würden aber weiter vorgenommen. Da auch Klinikmitarbeiter auf den Stationen am Warnstreik teilnähmen, müssten voraussichtlich die Patienten einer Station verlegt werden. Die Notfallversorgung sei gesichert. Am Vormittag gab es eine Kundgebung vor der Uniklinik geben, bei der Mitarbeiter aus den verschiedensten Bereichen sprachen.

Größter Streik an der Uni Passau seit Jahrzehnten

Auch mehr als 200 Beschäftigte der Universität Passau haben sich nach Gewerkschaftsangaben am Warnstreik beteiligt. Es sei der größte Streik an der Uni Passau seit Jahrzehnten. Daran nahmen unter anderem studentische Hilfskräfte, wissenschaftliche Mitarbeitende, Mensa-Personal und weitere Uni-Beschäftigte teil. Die Mensa und die Cafeterien waren heute geschlossen, viele Lesesäle standen nicht zur Verfügung. Bei einer Kundgebung kündigte eine Gewerkschaftssprecherin weitere Aktionen an.

Arbeitnehmer fordern deutlich mehr Geld

Verdi fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder eine Einkommenserhöhung um 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Nachwuchskräfte sollen 200 Euro mehr erhalten und Auszubildende unbefristet übernommen werden.

Den Universitätskliniken komme eine wesentliche Bedeutung in der medizinischen Versorgung der Bürger zu, erklärte der Landesfachbereichsleiter für Gesundheit und Bildung von Verdi Bayern, Robert Hinke. Diese Versorgung sei aber angesichts der Arbeits- und Einkommensbedingungen immer schwieriger zu gewährleisten. Dass man auf Kosten des Personals spare, zeige sich besonders drastisch in outgesourcten Servicebereichen. Es sei ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten, wenn sie auf Wohngeld verwiesen werden, um ihre Mietsteigerungen bezahlen zu können, fuhr Hinke fort.

"Anstand und Wertschätzung sehen anders aus. Wir erwarten von der Bayerischen Staatsregierung, dass sie sich für die berechtigten Forderungen ihrer Beschäftigten im Arbeitgeberlager der TdL konstruktiv einbringt." Robert Hinke, Verdi Bayern

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