Eine mit einem Atemwegsinfekt erkrankte Frau putzt sich mit einem Taschentuch die Nase.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Maurizio Gambarini

Unter 100.000 Menschen in Deutschland sind derzeit rund 8.500 an einem Atemwegsinfekt erkrankt. Tendenz steigend.

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Corona auf dem Vormarsch – heftige Grippewelle befürchtet

Deutschland hustet und schnieft, Betriebe klagen über einen hohen Krankenstand. Die Zahl der Menschen, die in Deutschland unter Atemwegserkrankungen leiden, ist hoch und sie steigt weiter. Hausärzte warnen vor Problemen rund um den Jahreswechsel.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Unter 100.000 Menschen in Deutschland sind derzeit rund 8.500 an einem Atemwegsinfekt erkrankt. Eine Woche zuvor waren es noch 500 weniger. Grund sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) auch die für diese Jahreszeit typischen Erkältungsviren. Vor allem aber treibt die bereits seit Mitte des Jahres wieder ansteigende Zahl an Infektionen mit dem Coronavirus die Menschen in die Hausarztpraxen. Das RKI rät Personen, die zu einer Risikogruppe gehören, in Innenräumen eine Schutzmaske zu tragen.

RKI spricht von Corona- und einer Rhinovirus-Welle

Etwas mehr als 100 Proben von Patienten mit Atemwegsbeschwerden erhält das RKI jede Woche zur Auswertung. In etwa 90 davon finden die Wissenschaftler tatsächlich relevante Viren. Von einer Krankheitswelle spricht das RKI, wenn mehr als 20 Prozent dieser Proben auf eine Infektion mit einem Virus zurückzuführen sind.

Aktuell sprechen die Experten daher von einer Corona- und einer Rhinovirus-Welle. Rhinoviren sind für übliche Erkältungen verantwortlich.

Coronavirus wieder Grund für die meisten Atemwegserkrankungen

In der vergangenen Woche waren 23 Prozent der virusbelasteten Proben auf eine Corona-Infektion zurückzuführen und 21 Prozent auf eine Ansteckung mit dem Rhino- oder Erkältungsvirus. Erstmals seit dem vergangenen Winter geht die Mehrzahl der Infektionen damit wieder auf Coronaviren zurück.

Grippeviren hingegen machten nicht einmal ein Prozent aus. Unter 170 Proben fanden die Experten gerade einmal einen Befund. In den Wochen zuvor war es kein einziger.

Erwähnenswert allerdings: In den vergangenen fünf Jahren waren Ende Oktober nie so viele Menschen an den Atemwegen erkrankt wie in diesem Jahr. Laut RKI ist das alleine aber noch kein Anzeichen für den Beginn einer besonders schweren Krankheitswelle. Einerseits habe sich der Anstieg an Infektionen zuletzt leicht abgeschwächt. Zum anderen gab es ähnlich hohe Infektionswerte in den vergangenen Jahren im Herbst immer wieder. Teils stiegen die Zahlen sogar deutlich schneller an und erreichten weit höhere Werte. Vergangenes Jahr zum Beispiel waren in der Spitze unter 100.000 Menschen mehr als 11.000 erkrankt. Allerdings wurden die Werte von heute damals etwa drei Wochen später im Jahr erreicht.

Ein Virus bremst das andere: Corona-Welle vor Grippe-Welle

Nach Angaben des RKI könnte dieser zeitliche Verzug der Krankheitswellen auch eine Folge der Corona-Pandemie sein. Zwar sei die Pandemie offiziell vorbei, das Coronavirus spiele bei den Infektionen aber noch immer eine wichtige Rolle. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes zählte Covid-19 im Jahr 2022 neben Erkrankungen der Herzkranzgefäße und Demenz noch immer zu den drei häufigsten Todesursachen. Und Erfahrungswerte vergangener Jahre würden zeigen, dass ein Virus die Verbreitung anderer Viren oft ausbremse. Grippewellen erreichten Deutschland in den vergangenen Jahren meist erst nach den Corona-Wellen. Mit deutlich höheren Grippezahlen rechnen Experten daher erst nach Neujahr.

Dann allerdings könnte es ernst werden in den Hausarztpraxen. Vor allem, wenn die Grippewelle auf eine noch nicht abgeflachte Corona-Welle trifft. Umso wichtiger, die Zeit bis dahin noch für eine Grippe-Impfung zu nutzen, so ein Sprecher des Deutschen Hausärzteverbandes. Andernfalls könnte sich die Situation in den Hausarztpraxen zu Beginn des neuen Jahres wohl wieder zuspitzen. Schließlich seien Kapazitäten aufgrund immer häufiger diagnostizierter chronischer Erkrankungen und der Nachfolgesorgen vielerorts sowieso schon knapp.

Sorge vor vielen Infektionen mit Grippevirus

In der Folge könnte nach dem Jahreswechsel telefonisch in den Arztpraxen wieder kein Durchkommen mehr sein und der ein oder andere Hausarzt wieder Aufnahmestopps verhängt. Noch sei die Situation händelbar, so ein Sprecher des Hausärzteverbandes. Eine Einschätzung, die auch die Datenlage des RKI hergibt. Dort heißt es, etwa jeder fünfte Deutsche, der unter Atemwegserkrankungen leidet, geht zum Arzt. Aktuell sind das 1.700 je 100.000 Menschen – etwa so viele wie in den vergangenen beiden Jahren zu diesem Zeitpunkt auch.

Allerdings heißt es aus Hausärzteverband auch, man blicke mit Sorge in die Zukunft: Nicht zuletzt wegen der Erfahrungen auf der südlichen Erdhalbkugel, wo der Winter und damit die Grippesaison gerade zu Ende geht. Allen voran in Australien habe das Grippevirus zuletzt regelrecht gewütet und für sehr viele Infektionen, auch unter Kindern und Jugendlichen gesorgt.

Im Audio: Wie schützen wir uns vor Grippe, Corona und Co.?

Anti-Erkältungsmittel wie Nasenspray, Halstabletten und Papiertaschentücher liegen auf einem Tisch.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Arno Burgi
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Es geht wieder los! Überall wird gehustet und geschnieft, mit dem Herbst kommen die Viren zurück.

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