Karotten und Zwiebeln stehen an einem Obst- und Gemüsestand auf einem Wochenmarkt zum Verkauf.
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Großhandelspreise lassen auf sinkende Inflation hoffen

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Großhandelspreise lassen auf sinkende Inflation hoffen

Die Inflation in Deutschland wird in den kommenden Monaten wohl deutlich nachlassen. Entsprechende Erwartungen von Konjunkturbeobachtern werden jetzt durch Preisentwicklungen im Großhandel und der Landwirtschaft bestätigt.

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Der Preisanstieg bei Vorprodukten aus der Landwirtschaft wie aus der Industrie und bei der Energie lässt deutlich nach. Das bekommen inzwischen auch die Verbraucher positiv zu spüren, weil die Inflation nicht mehr ganz so hoch ist. Die Erzeugerpreise und auch die Großhandelspreise von August und September deuten darauf hin, dass der Inflationsdruck in den nächsten Monaten weiter zurückgehen dürfte.

Lage für Unternehmen und Händler entspannter – bald auch für Verbraucher

So sind nach den Erzeugerpreisen für Energie und Industrie auch die Preise von Vorprodukten aus der Landwirtschaft im August erneut gefallen. Im Vergleich zum August 2022 gab es hier einen Rückgang um 5,6 Prozent. Gegenüber dem Vormonat Juli fiel das Minus mit 0,1 Prozent aber nur denkbar gering aus. Immerhin ist es ein positives Signal für die Nahrungsmittelpreise der Verbraucher.

Bei den Großhandelspreisen, die für die professionellen Einkäufer von Unternehmen und Händlern gelten, ergab sich im zum Vormonat erneut ein Anstieg um 0,2 Prozent sowohl im August als auch im September. Der Jahresvergleich zum September 2022 fällt auch hier günstiger aus: damals waren die Großhandelspreise noch um 4,1 Prozent höher gewesen. Das Statistische Bundesamt führt diesen Rückgang auf den übermäßig großen Anstieg im Vorjahr zurück, nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Damals waren die Preise kurzfristig übermäßig stark nach oben geschnellt.

Nach der Energie liegt der Preisfokus nun auf Nahrungsmitteln

Neben den Energiepreisen durch den russischen Lieferstopp beim Erdgas ging es damals vor allem um Nahrungsmittelpreise wie für Getreide und Speiseöl, bei denen es in der Ukraine nun große Ernte- und Lieferausfälle gab. In der Folgezeit entwickelten sich Energie und Lebensmittel für die privaten Verbraucher zu den entscheidenden Preistreibern bei der Inflation.

Die vorübergehende Knappheit führte im Folgejahr 2023 zu einer Entspannung, als die Versorgungslage wieder besser wurde. So erlebte der Großhandel mit Mineralölerzeugnissen einen Preisrückgang um annähernd 20 Prozent im Vergleich zu den Höchstständen. Von August auf September sind die Preise für Mineralölerzeugnisse dann aber wieder gestiegen, um 2,9 Prozent. Nicht davon betroffen waren chemische Erzeugnisse sowie der Großhandel mit Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermitteln, die allesamt günstiger blieben. Umgekehrt gab es neue Preisanstiege für Obst, Gemüse und Kartoffeln sowie für Zucker, Süßwaren und Backwaren. Auch Getränke sind deutlich teurer als vor einem Jahr.

Schon den fünften Monat in Folge waren die Erzeugerpreise von landwirtschaftlichen Produkten im August günstiger als im jeweiligen Vorjahresmonat - für professionelle Einkäufer. Das sollte sich dämpfend auf den Anstieg der privaten Verbraucherpreise für Nahrungsmittel auswirken, die sich im September schon nicht mehr so stark verteuerten.

Inflation im September: Lebensmittelpreise für Verbraucher insgesamt stabil

Statt um elf Prozent wie im Juli ging es mit den Lebensmitteln im Supermarkt nur noch um 7,5 Prozent aufwärts. Je nachdem, was sie kaufen, können Verbraucher das auch steuern. So zeichnet sich bei einigen pflanzlichen Produkten wie Getreide ein Preisrückgang ab. Obst, Gemüse und vor allem Kartoffeln bleiben dagegen teuer. Bei tierischen Produkten sind vor allem die Milchpreise gefallen, während Eier immer noch deutlich mehr kosten. Einige Verbraucher haben Umfragen zufolge ihren Fleischkonsum reduziert. Generell führt das Statistische Bundesamt die hohen Preisschwankungen auch bei den Erzeugerpreisen immer noch auf die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs zurück. Die Sondersituation von 2022 ergibt nun einen statistischen Basis-Effekt, weil die Preisanstiege damals extrem hoch waren.

Bei diesem hohen Preisniveau ist es im Bereich der Nahrungsmittel aber im Wesentlichen geblieben. Anders als bei der Energie, die teilweise wirklich billiger wurde, ist bei Lebensmitteln davon auszugehen, dass sich hier insgesamt nur der Anstieg der Preise verlangsamt.

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Was sonst noch für eine niedrigere Inflation 2024 spricht

Ein wesentlicher Punkt, warum die Preise nicht mehr einfach so weitersteigen können wie bei der extremen Inflation von 2022, ist die geänderte Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Mit einer Serie von Zinserhöhungen hat die Notenbank in Rekordzeit ihre langjährige Nullzinspolitik beendet. Das zielt insbesondere auf die Verbraucherpreise und bremst aber auch die Konjunktur aus. In Deutschland ist das schon spürbar, wo die Wirtschaft in diesem Jahr statt wie gewohnt zu wachsen diesmal schrumpfen soll. Durch die hohen Zinsen sinkt die Nachfrage, weil Kredite zur Finanzierung von Investitionen, Immobilien oder ganz alltäglichen Gütern jetzt viel teurer sind. Mit einer sinkenden Nachfrage geben normalerweise auch die Preise nach, weil nicht mehr so viel gekauft und konsumiert wird.

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