München: Feuerwerksraketen explodieren in der Silvesternacht 2018 über der Frauenkirche und der Innenstadt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Matthias Balk

München: Feuerwerksraketen explodieren in der Silvesternacht 2018 über der Frauenkirche und der Innenstadt.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Feuerwerks-Verkauf wieder erlaubt: Branche hofft auf Erholung

Nach zwei Jahren mit bundesweitem Feuerwerksverbot kann dieses Jahr voraussichtlich wieder geböllert werden. Vorfreude und Hoffnungen sind vor allem in der Pyrotechnik-Branche groß, doch vielerorts gelten auch Einschränkungen fürs Geknalle.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Böse Oma, Vogelschreck oder Super Machine: Im Showroom von Dieter Koller in Lauterhofen im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz sammelt sich allerhand kreativ benannte Pyrotechnik, bei der Feuerwerk-Fans auf ihre Kosten kommen. Der Großhändler versorgt jetzt im Dezember Einzelhändler und Gewerbetreibende mit Feuerwerksartikeln. Die Allgemeinheit darf sie ab dem 29. Dezember bei ihm einkaufen, wenn der Verkauf von Silvesterfeuerwerk offiziell beginnt.

  • Zum Artikel: Krankenhausgesellschaft erwartet wieder mehr Böller-Verletzte

Stimmung ist vorsichtig optimistisch

Nach aktuellem Stand gibt es kein Verkaufsverbot von Silvesterfeuerwerk wie in den vergangenen zwei Jahren. Das stimmt Koller vorsichtig optimistisch: "Die Leute sind trotzdem noch ein bisschen skeptisch, ein bisschen vorsichtig."

Dabei ist die Nachfrage vorhanden. "Wir bekommen wirklich täglich Anfragen: Wird's denn Feuerwerk geben? Wir möchten unbedingt kaufen", berichtet Koller und fügt hinzu: "Die Kunden würden am liebsten jetzt schon vorbeikommen."

Feuerwerk "nicht mehr zeitgemäß"?

Eine stichprobenartige Umfrage in der Neumarkter Innenstadt zeichnet ein anderes Bild. "Nicht mehr zeitgemäß" sei das Feuerwerk, sagt ein Passant. Eine junge Frau findet, das sei "herausgeschmissenes Geld". Ein älterer Herr will für die Enkel ein paar Raketen besorgen.

Verkaufsverbote: "Schock für Feuerwerksbranche"

Um die 130 Millionen Euro hat die deutsche Pyrotechnik-Branche mit Silvesterfeuerwerk verdient - dann kam Corona. Viele von Kollers Kollegen bangen nach zwei Jahren Verkaufsverbot ums Überleben. Der Bundesverband Pyrotechnik rechnet damit, dass frühestens im ersten Quartal 2023 eine Tendenz erkennbar sei, ob die Branche sich erhole.

Wie der Verband auf BR24-Anfrage mitteilt, geht er davon aus, dass der Umsatz in diesem Jahr auf dem Niveau von 2019 liegt – wenn der Verkauf wie gewohnt stattfinden kann.

Umweltverbände kritisieren Feuerwerk

Indessen reißt die Kritik von Umweltverbänden am Silvesterfeuerwerk nicht ab. So setzt sich ein Aktionsbündnis, an dem auch die Deutsche Umwelthilfe beteiligt ist, in einem offenen Brief für ein böllerfreies Silvester ein. Der bayerische Landesbund für Vogelschutz (LBV) schlägt ein Verbot von privaten Silvesterfeuerwerken vor. Stattdessen sollen Städte und Gemeinden zentrale Feuerwerke organisieren. Auch der Chef der Bundesärztekammer Klaus Reinhardt forderte in der Neuen Osnabrücker Zeitung ein dauerhaftes Böllerverbot an Silvester.

Bildrechte: BR/Tanja Gorges
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Dieter Koller, Feuerwerks-Großhändler in Lauterhofen, zeigt sein Sortiment.

Städte planen Böllerverbotszonen

Zwar sieht es in diesem Jahr nach einem Silvester wie zu Vor-Corona-Zeiten aus. Dennoch haben einige bayerische Städte Böllerverbotszonen angekündigt. In der Regensburger Altstadt dürfen beispielsweise keine Raketen gezündet werden. Auch die Stadt Passau untersagt das Abbrennen von Feuerwerk im Altstadtbereich, heißt es aus dem Rathaus auf BR24-Anfrage. Münchens Innenstadt soll ebenfalls böllerfrei in der Silvesternacht bleiben. Die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz verzichtet auf Einschränkungen, so ein Sprecher auf BR24-Anfrage.

Die Bayerische Schlösserverwaltung untersagt an Silvester und Neujahr Feuerwerk rund um die bayerischen Schlösser, Burgen und Residenzen. Einige Schlossplätze werden wegen der Brandgefahr ganz gesperrt, sogar die Zufahrtswege, zum Beispiel zur Burg Trausnitz in Landshut und zur Burg Burghausen.

Böllerverbotszonen sind gerechtfertigt

Feuerwerks-Großhändler Koller hält Böllerverbotszonen für gerechtfertigt: "Wenn ich mir vorstelle, ich habe irgendwo einen großen Platz, wo sich vielleicht tausend Menschen aufhalten, und es werden dann Böller wild durch die Menschenmenge geworfen, dann ist die Gefahr einfach sehr groß, dass es dadurch Verletzungen geben kann." Ein generelles Verbot hält er jedoch nicht für sinnvoll. Zumal aus Kollers Sicht die größte Verletzungsgefahr vor allem von illegalen Feuerwerkskörpern ausgeht.

Zoll warnt vor Gefahren bei Silvesterfeuerwerk

Der Zoll rät daher besonders beim Kauf zur Vorsicht. Insbesondere in den Tagen vor Silvester würden Feuerwerkskörper unbekannter Herkunft oder mit mangelnder Verarbeitung angeboten und eingeführt. Feuerwerk ohne CE-Kennzeichen, das nicht in der EU zugelassen ist, ist nach dem Sprengstoffgesetz verboten und strafbar, so der Zoll.

Beschlagnahmtes, illegales Feuerwerk landet oft im Lager von Dieter Koller. Als Sachverständiger unterstützt er den Zoll bei der fachgerechten Entsorgung.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!