Ein Passagier steigt in einen Arriva-Zug
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Ein Passagier steigt in einen Arriva-Zug

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Bahn verkauft Auslandstochter Arriva

Die Deutsche Bahn kann ihre Auslandstochter Arriva verkaufen. Wie sie mitteilte, unterzeichnete sie mit dem US-Investor "I Squared" einen entsprechenden Vertrag. Arriva ist für die Bahn unattraktiv, da diese sich auf ihr Inlandsgeschäft konzentriert.

Der Verkauf von Arriva ist für die Deutsche Bahn eine Art Vergangenheitsbewältigung. Seit 2010 ist sie im Besitz des britischen Unternehmens. Sich trennen von Arriva wollte die Bahn schon seit mehreren Jahren. Einmal wurde über einen Börsengang gesprochen, dann hieß es, andere Verkehrsunternehmen wollten es abkaufen.

Wie viel die Bahn durch den Verkauf an den US-Investor "I Squared" verdient, dazu schweigen beide Seiten. Laut Reuters wird Arriva inklusive Schulden mit 1,6 Milliarden Euro bewertet.

Arriva betreibt Nahverkehr in verschiedenen Ländern

Arriva ist eines der großen Unternehmen im europäischen Nahverkehr. Es betreibt am britischen Markt, aber auch anderen europäischen Ländern, Busse und Nahverkehrszüge und hat rund 35.000 Beschäftigte.

Auch in London ist das Unternehmen aktiv. Arriva bedient Linien mit roten Doppeldecker-Bussen als Teil von "Transport for London", das den Nahverkehr in der britischen Metropole organisiert. Zwar erzielten die Briten zuletzt einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro, aber keinen Gewinn.

Der Käufer "I Squared" beteiligt sich weltweit an Unternehmen, die zukunftsfähige Lösungen für Verkehr und andere Infrastrukturmaßnahmen anbieten. Er gilt entsprechend als strategischer Investor.

Engagement bei Arriva immer umstritten

Arriva war Ausdruck der umstrittenen Strategie der Bahn, vor allem für den später abgesagten Börsengang im internationalen Geschäft mitzumischen. Die Erwartungen waren groß, mit den Erlösen im Ausland das Inlandsgeschäft zu motivieren. Der wirtschaftliche Erfolg blieb aber weitgehend aus.

Das Nahverkehrsgeschäft ist kleinteilig und herausfordernd. Die regelmäßigen Ausschreibungen von Strecken verlangen eine genaue Kenntnis der Gegebenheiten vor Ort. Zudem hätte die Bahn demnächst in das Schienennetz und in die Busse von Arriva investieren müssen. Gerade erst beschlossen die EU-Umweltminister, dass Stadtbusse bis 2035 nur noch elektrisch betrieben werden dürfen.

Auch in der Politik wurde immer wieder kritisiert, dass die Bahn sich im Ausland zulasten der Inlandsaktivitäten verzettele. Arriva war damit zur Belastung geworden. Allerdings erwies sich der Verkauf als schwierig - vor allem, nachdem das Geschäft während der Corona-Pandemie zusammengebrochen war. Mit Teilverkäufen versuchte die DB, Arriva aufzuhübschen.

Abstoßung weiterer Bahn-Tochter?

Die Deutsche Bahn kann den Verkaufserlös dringend gebrauchen. Der Staatskonzern häufte einen Schuldenberg von 30 Milliarden Euro an. Außerdem muss die Bahn das deutsche Schienennetz sanieren. Da wird jeder Euro gebraucht.

Deshalb steht auch zur Debatte, sich von der Speditionstochter Schenker zu trennen. Allerdings erzielt diese, im Gegensatz zur eigenen Güterbahn, Gewinne. So zögert das Management noch, diesen Schritt zu gehen.

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