Im Rahmen der Bebauung für ein neues Wohngebiet auf einem Feld am Münchner Nordrand wurden 2800 Befunde, sechs Brunnen, neun Gräber und mehr als 100 Hausgrundrisse ehemaliger Siedlungen entdeckt.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Matthias Balk

Tabea Rechel, stellvertretende Grabungsleiterin, vermisst das Skelett eines Kindes in einer Grube im Stadtteil Feldmoching.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Große Kelten-Siedlung im Norden Münchens entdeckt

Sensation im Münchner Norden: Dort hat es vor rund 2.200 Jahren eine große Kelten-Siedlung gegeben. Das belegen Funde auf einem Feld im Stadtteil Feldmoching. Hier sollte eigentlich ein Wohngebiet entstehen – nun wird erstmal archäologisch geforscht.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Der Norden Münchens ist nach neuen Erkenntnissen in der späten Eisenzeit vor rund 2.200 Jahren dicht besiedelt gewesen. Im dritten Jahrhundert vor Christus und der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts vor Christus könnten hier rund 500 keltische Menschen gelebt haben, sagte Jochen Haberstroh vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.

Grabungskräfte hatten auf einem Feld Überreste von Pfostenlöchern gefunden, Überreste von mehr als 100 Grundrissen von Häusern. Auch sechs Brunnen und mehrere Gräber wurden entdeckt. Einige Grabstätten wurden den Römern zugeordnet, die sich nach dem Fall des Limes zwischen 260 und 370 nach Christus vermutlich an der Stelle niedergelassen hatten.

Menschen lebten wohl in Fachwerkhäusern aus Holz

"Schon vor 2.000 Jahren strömten die Menschen hier her, um sich in der damaligen Metropolregion niederzulassen", sagte der Generalkonservator des Landesamtes, Mathias Pfeil. Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass die Bewohner in Fachwerkhäusern aus Holz lebten und Ackerbau betrieben. Haberstroh hält es für möglich, dass die Menschen wegen klimatischer Veränderungen den Münchner Norden wählten, vielleicht weil dort der Grundwasserspiegel höher war als in anderen Gegenden und sie deshalb leichter Brunnen bauen konnten.

Um die Daten zu bestimmen, waren Skelette aus den Gräbern mit der Radiokarbonmethode analysiert worden. Als besonders gilt das Grab eines Kindes, dessen Geschlecht unklar ist. Nach Erkenntnissen des Landesamtes war es sechs bis acht Jahre alt und hatte eine Kugelfibel als Beigabe. Es lag in der Nähe anderer Gräber, die bereits im Frühjahr entdeckt worden waren.

Besonderer Fund: Eiserne Sichel in Römergrab

Ungewöhnlich ist nach Angaben der Forscher auch eine eiserne Sichel, die in einem römischen Grab lag. Normalerweise finde man bei den Römern Fibeln, Geschirr oder Armreife. Die Sichel zeige, wie wichtig das Thema Landwirtschaft für die Menschen gewesen sei, erläuterte Haberstroh. Die römische Streusiedlung war aber wohl deutlich kleiner als die keltische. Haberstroh vermutet 50 bis 60 Bewohner.

Entdeckt worden waren die Überreste bei Vorarbeiten für ein neues Wohngebiet im Stadtteil Feldmoching, dem Lerchenauer Feld. Bis Mitte 2024 wird dort dem Landesamt zufolge noch archäologisch gesucht.

  • Zum Artikel: München: 2.300 Jahre alte Schere aus der Keltenzeit entdeckt

Mit Informationen von dpa

Dieser Artikel ist erstmals am 18. Oktober 2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!