Eine Baustelle am Schienennetz der Deutschen Bahn (Symbolbild)
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Eine Baustelle am Schienennetz der Deutschen Bahn (Symbolbild)

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Für pünktlichere Züge: Bund will rund 40 Milliarden investieren

Das marode Schienennetz der Deutschen Bahn muss generalsaniert werden: Dafür stellt der Bund nun rund 40 Milliarden Euro an Investitionen in Aussicht. Auf dem "Schienengipfel" wurde besprochen, wie die Züge in Zukunft pünktlicher ans Ziel kommen.

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Mit zusätzlichen Milliardeninvestitionen und einem konkreten Zeitplan geht die Bahn an die Sanierung viel befahrener Schienenkorridore. Ziel ist ein deutlich zuverlässigerer Bahnverkehr für Fahrgäste und Güter. "Jetzt wissen wir, in welcher Reihenfolge das Ganze funktionieren wird", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) auf einem Treffen mit der Bahnbranche in Frankfurt.

40 hoch belastete Strecken sollen bis 2030 jeweils für rund fünf Monate komplett gesperrt und dann rundum saniert und ertüchtigt werden. Knapp 40 Milliarden Euro zusätzlich will der Bund dafür zur Verfügung stellen - 12,5 Milliarden davon in Form einer Eigenkapitalerhöhung für die bundeseigene Deutsche Bahn.

Hoffnung: Kosteneinsparungen durch Vollsperrungen

Von mehrmonatigen Vollsperrungen erhoffen sich alle Beteiligten Kosteneinsparungen, weil dann auf betroffenen Abschnitten nicht über Jahre immer wieder Baumaßnahmen geplant und nacheinander umgesetzt werden müssen. "Dadurch können wir sehr viel Geld in sehr schneller Zeit verbauen", sagte Wissing.

Der Bedarf ist groß. Fast jeder dritte Fernverkehrsreisende bei der Bahn hat 2022 sein Ziel mit mindestens 15 Minuten Verspätung erreicht. Lediglich 70,6 Prozent der Fahrgäste kamen mit weniger Verspätung an ihrem Zielort an, wie aus einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums an ein Abgeordnetenbüro hervorgeht. Die "Reisendenpünktlichkeit" hat sich demnach von 2021 zu 2022 um zehn Prozentpunkte verschlechtert. Hintergrund sind aus Sicht der Kritiker die seit Jahrzehnten ausgebliebenen Investitionen in die Schiene.

"Schienengipfel" in Frankfurt

Schon lange bekannt sind die ersten drei Sanierungsprojekte: Los geht es im kommenden Jahr auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Im Jahr 2025 folgen dann die vor allem für den Güterverkehr wichtige Strecke Emmerich-Oberhausen in Nordrhein-Westfalen sowie Berlin-Hamburg.

Auf dem Frankfurter "Schienengipfel" mit der Bau- und der Bahnindustrie wurde die weitere Reihenfolge der 40 Schienenabschnitte vorgestellt. 2026 sollen unter anderem die Strecken Köln-Hagen, Nürnberg-Reichswald-Regensburg, Troisdorf-Koblenz und Koblenz-Wiesbaden in Angriff genommen werden. Am Ende der Liste stehen für das zweite Halbjahr 2030 die Korridore Ulm-Augsburg und Mannheim-Karlsruhe.

4.000 Kilometer Schiene werden generalsaniert

Insgesamt sollen 4.000 Kilometer Schiene generalsaniert werden. Sie sind dann Teil des "Hochleistungsnetzes" mit 9.000 Kilometern. Insgesamt hat das deutsche Schienennetz eine Länge von 34.000 Kilometern.

Herausgenommen wurden zwei Abschnitte in Hessen, die laut Bahn nun anderweitig saniert werden müssten. Es handelt sich um die Strecken Fulda-Flieden und Flieden-Hanau.

Bund will 40 Milliarden für Schienennetz geben

Für die Fahrgäste bedeuten die mehrmonatigen Vollsperrungen der dichten Korridore indes vor allem weitere Einschränkungen. "Umso wichtiger ist es, dass die geplanten Sperrungen rechtzeitig kommuniziert, die Betroffenen eng eingebunden werden", betonte Wissing. "Deswegen ist es wichtig, dass wir den Leuten sagen, das ist eine Mühe, eine Anstrengung, um hinterher besser auf der Schiene unterwegs zu sein."

Um das überlastete Streckennetz wieder fit zu machen, will der Bund bis 2027 rund 40 Milliarden Euro investieren. 11,5 Milliarden davon kommen aus dem Bundesetat-Einzelplan des Verkehrsministeriums. Finanziert werden soll das vor allem aus einer Erhöhung der Lkw-Maut. Weitere 12,5 Milliarden Euro sollen aus dem Klima- und Investitionsfonds fließen - einem Sondertopf der Bundesregierung. Drei Milliarden Euro muss die Bahn aus Eigenmitteln - etwa über die Aufnahme neuer Schulden - beisteuern.

Eigenkapitalerhöhung bei der DB AG

Neu ist, dass der Bund dem Konzern weitere 12,5 Milliarden Euro über eine Eigenkapitalerhöhung zuschießen will. Dieser Maßnahme muss die EU-Kommission allerdings noch zustimmen. "Wir sind dann bei knapp 40 Milliarden zusätzlich für die Bahn", sagte Wissing. Der Konzern selbst hatte den Finanzbedarf ursprünglich auf 45 Milliarden Euro beziffert. "Wir werden die noch ausstehenden Mittel in den kommenden Jahren aufbauen", betonte der Minister. Bis 2024 wird das Eigenkapital der bundeseigenen DB AG bereits jährlich um 1,125 Milliarden erhöht.

Verbauen muss das viele Geld nun die Bauwirtschaft, was angesichts der stark gestiegenen Baukosten und des Personalmangels keine leichte Aufgabe sein dürfte. "Ich brauche ganz konkret Bauunternehmen, die Bauaufträge annehmen können", sagte Wissing. Die Branche äußerte sich zuversichtlich: "Wir als Bauindustrie stehen hinter der Korridorsanierung", sagte der Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, Peter Hübner. "Durch die Vollsperrung können wir durcharbeiten, kommen weg vom Klein-Klein einzelner Baumaßnahmen und können mit schweren Baumaschinen effizient an die Strecke."

Streckensanierungen auch in Franken

Nach derzeitigem Planungsstand sind unter den Sanierungen auch einige fränkische Strecken, teilte die Deutsche Bahn mit. Im Jahr 2026 soll die Strecke Nürnberg-Regensburg überholt werden, im Jahr 2028 ist dann die Strecke Würzburg-Nürnberg dran. 2030 sollen schließlich die Bauarbeiten auf der Strecke Würzburg–Ansbach–Treuchtlingen beginnen.

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