Oktoberfest-Besucher im Festzelt
Bildrechte: Frank Hoemann/Picture Alliance

Gute Stimmung auf der Wiesn

Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

"Was war zuerst da?": Diese Songs haben das Zeug zum Wiesn-Hit

Schlagerstars wie DJ Ötzi, Helene Fischer und Mickie Krause prägten die Geschichte der Stimmungsmusik auf dem berühmtesten Volksfest der Welt. In diesem Jahr ist ein Liedermacher vom Tegernsee heißer Kandidat, den populärsten Song beizusteuern.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wichtige Fragen werden rein musikalisch auf dem diesjährigen Oktoberfest zu klären sein: "Was war zuerst da? War es das Zebra oder doch der Zebrastreifen, weil dann hieße ja das Zebra Zebrastreifenpferd!" heißt es im Song des bayerischen Liedermachers Benni Hafner, besser bekannt als "Oimara", der, wie sein Künstlername andeutet, als "Almerer" am Tegernsee aufwuchs und zwischendurch als gelernter Koch auf Mallorca arbeitete. Könnte sein, dass sein Hit "Zebrastreifenpferd" in den Festzelten noch mächtig Furore macht. Beim Rosenheimer Herbstfest, das am 10. September zu Ende ging, waren jedenfalls viele Besucher ziemlich textsicher, wenn auch weite Teile des Lieds aus "Lalalalala" bestehen. Möglich, dass Wiesn-Besucher nach der zweiten oder dritten Maß Oimaras "schwankende" Erfahrung nachvollziehen: Er hat laut Songtext das Gefühl, dass der Zebrastreifen "lebt" und man nicht unvorbereitet drüber gehen sollte - er könnte ja auch ein sich aufbäumendes afrikanisches Huftier sein!

"Trinke gern mal ein Bier"

Mit Albumtiteln wie "A Quantum Prost" und "Bierle in Da Sun" zeigt Oimara jedenfalls eine gewisse Nähe zum Hauptthema der Wiesn: Dem Alkoholkonsum in lockerer Runde. Songs wie "Schnucki-Putzi", "Stammtisch", "Heid is ma wurscht", "Cannabis" oder "Riesenradl" beweisen ebenfalls die Feier-Expertise des Sängers, der von der Münchner Abendzeitung mal gelobt wurde, er sei im direkten Gespräch "kein bajuwarischer Gaudibursch, sondern ein zurückhaltender, freundlicher junger Mann, der vor der Kulisse des Tegernsees sitzt und gepflegtes Hochdeutsch" spreche. "Früher habe ich mich nicht getraut, vor anderen zu spielen, habe immer nur in meinem Zimmer gespielt", sagte Benni Hafner damals, mitten in der Corona-Pandemie. Er sei "kein Alki", trinke aber "gern mal ein Bier", allerdings nie allein, "sondern nur mit Freunden". Ein Lebensgefühl, das mehrheitsfähig sein dürfte.

"Jeder soll singen, was er will"

Die Geschichte der "Wiesn-Hits" ist jedenfalls so ruhm- wie konfliktreich. Stars wie Andreas Gabalier ("Hulapalu") sahen sich als "frauenfeindlich" und "rechts" kritisiert. Sexismus-Vorwürfe mussten sich auch DJ Robin & Schürze gefallen lassen, die letztes Jahr mit "Layla" abräumten und wohl auch in dieser Saison ganz vorn im Rennen um die beliebteste Mitgröhl-Mucke sein werden: "Ich hab 'n Puff und meine Puffmama heißt Layla/Sie ist schöner, jünger, geiler", heißt es im Text, den im vergangenen Jahr sogar Ministerpräsident Markus Söder kommentierte: "Jeder soll auf dieser Wiesn anziehen, was er will, jeder soll essen, was er will, und wenn hier mal die Band ein Lied spielt, das nicht jedem gefällt, dann soll auch jeder singen können, was er will."

Rückblickend sind die Wiesn-Besucher, was ihren musikalischen Geschmack betrifft, übrigens deutlich toleranter, weltoffener und unvoreingenommener als mancher vermutet. So schafften es die rheinländischen "Höhner" mit "Viva la Colonia" zum Stimmungshit und die Punkband "Die Toten Hosen" begeisterte mit "An Tagen wie diesen". 2019 sorgte sogar ein früheres antifaschistisches Partisanenlied aus Italien für Debatten: "Bella Ciao" in einer Neuaufnahme des französischen DJs und Musikproduzenten Florent Hugel: "Und falls ich als Partisan sterbe/ (Und falls ich in den Bergen sterbe)/ Dann musst du mich begraben."

"Letzte Nocht woa a schware Partie fia mi"

Natürlich gab es auch einige gänzlich sinnfreie Party-Songs wie "Hey Baby" von DJ Ötzi, "Schatzi, schenk mit ein Foto" von Ballermann-Superstar Mickie Krause und "So a schöner Tag" von Donikkl. Unvergessen "Atemlos durch die Nacht" von Helene Fischer, aber auch Ikke Hüftgolds "Ich schwanke noch". Eher satirische Qualität hatte 2015 die Säufer-Litanei "Ham kummst" der Österreicher Seiler und Speer, ein Song, der als "Gesamtkunstwerk" gefeiert wurde: "Letzte Nocht/ Woa a schware Partie fia mi." Die so gerühmten Künstler zeigten sich so dankbar wie demütig: "'Ham kummst' hat uns in Sphären gebracht, wo wir nie gedacht hätten, dass wir dorthin kommen. Und wenn es kurz abbiegt aufs Oktoberfest, dann freut es uns natürlich."

Auch Udo Lindenberg mischt vorne mit

Welcher Hit in diesem Jahr die Wiesn rockt, wird sich erweisen. Neben "Zebrastreifenpferd" ist der "Techno-Remix" von "Mädchen auf dem Pferd" des Trios Luca Dante Spadafora, Niklas Dee und Octavian angesagt, und wie es sich für jeden anständigen Wiesn-Hit gehört, ist auch dieser, aus dem Kinofilm "Bibi und Tina" stammende Song, "umstritten", allerdings mehr künstlerisch als politisch. Das sei gar kein "Techno", wie vielfach behauptet, war zu lesen. Der Song sei "leidenschaftslos hingerotzt", urteilte ein BR-Kritiker, und ein Zeichen für die "kleine Sehnsucht der Sportbrillen-Raver" von heute nach den als "sorglos wahrgenommenen Jahrzehnten", die sie selbst nicht miterleben konnten.

Zu rechnen sein wird auch mit "Komet", dem Überraschungserfolg von Altrocker Udo Lindenberg im Gespann mit Apache 207 (bürgerlich Volkan Yaman), Refrain: "Lass uns nochmal aufdreh'n, yeah." Der Song hielt sich 17 Wochen auf Platz 1 der Single-Charts und waren damit so erfolgreich wie der Sommerhit "Despacito" (2017) und die Disco-Legende "Rivers of Babylon" (1978).

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!