Volle Straßen und viel gute Laune beim Würzburger Faschingszug 2023.  Rund 75.000 Besucher kamen, um friedlich und ausgelassen zu feiern.
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Volle Straßen und viel gute Laune beim Würzburger Faschingszug 2023. Rund 75.000 Besucher kamen, um friedlich und ausgelassen zu feiern.

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Unterfranken im Faschingsendspurt – Umzüge und Bräuche

Der Fasching hat auch in Unterfranken seinen Höhepunkt erreicht. Die großen Umzüge am Wochenende verliefen friedlich. Noch bis Dienstag leben die Narren von der Rhön bis in den Spessart ihre Bräuche aus.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Viel Gaudi und Helau gab es bei den Faschingszügen am Wochenende in Mainfranken – der größte Umzug mit 120 Gruppen zog am Sonntag durch die Würzburger Innenstadt. Die Polizei geht von 75.000 Besucherinnen und Besuchern aus, etwas mehr als beim letzten Umzug vor Corona. Dabei blieb es weitgehend friedlich, so die Polizei. Vom Roten Kreuz hieß es, der Würzburger Faschingszug sei erfreulich ruhig gewesen: 15 Personen mussten laut einer Mitteilung von den etwa 100 ehrenamtlichen Einsatzkräften versorgt werden, die meisten davon alkoholbedingt. Der Würzburger Faschingszug ist – nach eigenen Angaben – der größte Faschingsumzug in Süddeutschland. Drei Jahre war er wegen der Corona-Pandemie ausgefallen. Auch in Ochsenfurt im Landkreis Würzburg und in Karlstadt fanden Faschingsumzüge statt. Auf BR24-Nachfrage teilte die Polizei Unterfranken mit, dass es auch während der Umzüge hier ruhig geblieben sei.

  • Zum Artikel: Faschingszüge in Unterfranken: Einsatzkräfte bereiten sich vor

Querdenker von Aschaffenburger Faschingszug ausgeschlossen

Am Untermain hatte die Diskussion um einen Gaudiwurm bereits im Vorfeld Wellen geschlagen: Die Aschaffenburger Stadtverwaltung hatte zwei Gruppierungen vom Faschingszug ausgeschlossen, die der Querdenker- bzw. Reichsbürger-Szene zuzuordnen sind. Der Stadtrat habe diese Entscheidung unter großem Beifall begrüßt, hieß es aus dem Aschaffenburger Rathaus. Hintergrund war die Verbreitung eines Videos einer verurteilten Holocaust-Leugnerin im Telegram-Kanal der Querdenker-Gruppe "Aschaffenburg steht auf".

Kurz vor dem Faschingszug kursierte am Sonntag ein Aufruf auf Twitter, trotz Verbot zum Faschingszug zu kommen. Auf Anfrage hieß es von der Polizei Unterfranken, dass vereinzelt Personen aus der Szene aufgefallen waren, diese aber lediglich als Zuschauer am Umzug teilgenommen hätten. Versammlungen, die den Ablauf hätten stören können, gab es jedoch nicht. Ihren Protest gegen die Entscheidung der Stadtverwaltung machten diese Personen trotzdem deutlich – mit ihren entsprechenden "Startnummern" auf der schwarzen Kleidung. Insgesamt kamen rund 20.000 Narren und Närrinnen in die Aschaffenburger Innenstadt, um ausgelassen und friedlich miteinander zu feiern.

Rosenmontagsbräuche in Unterfranken

Mit dem Feiern ist in Unterfranken aber noch lange nicht Schluss, vor allem im Landkreis Main-Spessart: Nach den Umzügen feiern viele Gemeinden ihre eigenen Faschingsbräuche.

So wie der der Fasenachtsverein von Rothenfels. Hier kommen die "Rougsäu" in ihren alten Röcken und schaurigen Masken aus Bergrothenfels runter vom Berg in die kleinste Stadt Bayerns. Dazu knallen die ordentlich ausgestopften Strohbären kräftig ihre Peitschen. Unterwegs lassen die verkleideten Männer, Frauen und Kinder in den Straßen von Rothenfels immer wieder ihr Dreschmaschinenstroh fallen.

Ähnlich geht es in Zellingen zu. Schon morgens um 6 Uhr fangen die Zellinger mit dem Binden der Strohbären an. Gegen 8.30 Uhr gehen dann verschiedene Gruppen auf die Straße und treiben begleitet von Peitschenknallen jeweils einen in Erbsenstroh verhüllten Bär durchs Dorf. Mit dem vorchristlichen Brauch soll der Winter vertrieben werden. Bis spätestens 12 Uhr soll der Spuk dann vorbei sein. Autofahrer haben es an diesem Tag ebenfalls schwer: Nur wer seinen närrischen Euro Wegzoll zahlt, wird in der Marktgemeinde durchgelassen.

Obersinner Feurrädchen rollt wieder

Heiß her geht es im Sinngrund: In Obersinn entzünden unverheiratete, junge Männer nach alter Tradition das Feuerrädchen. Der Brauch reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Am Abend des Rosenmontags tragen 21 Burschen aus dem Dorf im Alter von 17 bis 29 Jahren eine riesige brennende Fackel den Brunnberg hinunter. Die 20 Meter große Fichte haben sie schon vor einem Jahr aus dem Wald geholt, damit das Holz trocknen kann. Am Morgen wickeln starke Männer Reisig und Stroh um die Fichte. Wenn es richtig dunkel ist, wird die Fackel angezündet. Jeweils mit einem Tuch vor dem Gesicht geschützt, tragen die jungen Burschen die brennende Fackel dann den Berg hinunter. Das ist schweißtreibend und nicht ungefährlich für die Akteure, aber ein beeindruckendes Spektakel für die Zuschauer. Der Brauch stammt aus dem 18. Jahrhundert und dürfte eine Anlehnung an die Hutzelfeuer der Rhön sein.

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BR-Korrespondent Pirmin Breninek live aus Obersinn

Wiesthaler Foaselroad rollt am Faschingsdienstag

Ähnlich wie in Obersinn rollt auch in Wiesthal im Landkreis Main-Spessart ein brennendes Rad. Dort wird am Fasnachtsdienstag (Foaseltsdisdich) jedes Jahres nach Anbruch der Dunkelheit das Foaseltsroad vom Mühlberg heruntergelassen. Dieser Brauch ist seit Menschengedenken in Wiesthal üblich, heißt es in der Gemeinde. Seit jeher erbitten sich dort Kinder und Jugendliche mit dem Ruf "Stroh raus" von den Bauern ein Bündel Stroh. Das gesammelte Stroh wird mit Wagen auf den Mühlberg zum sogenannten "Faseltsradacker" gebracht. Oben angekommen stecken erwachsene Männer und Burschen ein Eisenrad (früher aus Holz), durch dessen Nabe eine lange Fichtenstange gesteckt wird, zwischen den Speichen mit dem gesammelten Stroh und Reisig fest aus. Im Dunkeln zünden sie das Rad an und tragen bzw. rollen es den Berg hinab bis es im Idealfall im Aubach landet.

Neustadt in Weiberhand: Hämachweiber sind unterwegs

In Neustadt im Landkreis Main-Spessart regieren am Rosenmontag die "Hääkönichin" und ihr Gefolge. Dort wird an diesem Tag traditionell das "Hää", also das Heu gemacht. Dazu treffen sich die diesjährige Hääkönichin Anja Müller und ihre wilden Hämachweiber morgens um 9.30 Uhr im Pfeuffer'schen Hof im Oberdorf, stopfen Heu in Tücher, in die Kötze, also den Rückenkorb, sowie auf alte Leiterwagen und ziehen durchs Dorf. Die Männer des Carneval Clubs kochen derweil Kraut, das es zur Mittagsrast am Marienbrunnen gibt.

Hämachweiber in Neustadt (Lkr. Main-Spessart)
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In Neustadt im Landkreis Main-Spessart regieren am Rosenmontag die "Hääkönichin" und ihr Gefolge.

An mehreren Stellen verteilen die Frauen dann ihre Fuhre und fragen in schönstem "Näuschterisch": "Wu wöllta häuer äuer Hä hi ho, i höw a mords Fuhr un wäss nit, wu naa" (Wo wollt Ihr heuer Euer Heu hin haben, ich habe eine große Fuhre und weiß nicht, wohin damit). Keiner weiß genau, woher dieser Brauch des Heumachens an Rosenmontag kommt, aber die Tradition soll auf jeden Fall bewahrt bleiben, wünscht sich Silke Reckentin, Vorsitzende vom Neustadter Carneval Club. Mittlerweile sind auch wieder jüngere Frauen dabei.

  • Zum Artikel: Bunt und närrisch: Das war "Fastnacht in Franken" 2023

"Haaaaach hieeee!": Gickelschlagen am Untermain

Auch wenn es sich so anhört – echte Tiere kommen bei diesem Brauch nicht zu Schaden: In Strötzbach im Landkreis Aschaffenburg findet nach dem Faschingsumzug am Rosenmontag das traditionelle Gickelschlagen statt. Die Tradition reicht bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Dazu wird auf einer Wiese ein großer Kreis abgesperrt. In diesem Kreis wird der Apfelweinkrug mit der Öffnung nach unten aufgestellt.

Die Mitspieler bekommen die Gickelsmaske aufgesetzt und einen Dreschflegel in die Hand. Wie beim Spiel "Blinde Kuh" wird der Teilnehmer im Kreis umhergeführt, damit er die Orientierung verliert. Das Publikum dirigiert ihn dann mit Zurufen in die Nähe des Apfelweinkrugs. Steht der Spielbewerber nach Meinung des Publikums günstig zum Apfelweinkrug ertönt der traditionelle Ruf "Haaaaach hieeee!" (Hau hin). Derjenige, der daraufhin mit dem Dreschflegel den Apfelweinkrug zerschlägt, erhält als Preis einen lebenden Hahn. Es soll schon Jahre gegeben haben, da waren bis zu 50 Schläge notwendig, bis der Krug zerbrochen ist.

Flugsaurier bei größtem Umzug im Grabfeld unterwegs

In Wargolshausen im Landkreis Rhön-Grabfeld hilft fast die Hälfte der 450 Einwohnerinnen und Einwohner mit, damit am Rosenmontag der größte Faschingszug im Landkreis mit 60 Gruppen durch das Dorf ziehen kann. Sie sind mit Faschingswagen und zu Fuß unterwegs. Laut der Wargolshäuser Karnevalsgesellschaft gibt es ausgefallene Gaudiwagen, darunter ein Wagen mit einem großen Flugsaurier, der sogar die Flügel schwingen kann. Auch eine 100 Jahre alte Dreschmaschine ist dabei. "Um die Verpflegung und den Ablauf sicherzustellen sind an die 200 Helferinnen und Helfer im Einsatz", heißt es aus Wargolshausen.

Die letzten Umzüge vor dem Kehraus

Wer noch Konfetti und Puste hat, kann am Faschingsdienstag nochmal Vollgas geben. Im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld schlängelt sich traditionell ab 14.33 Uhr der Faschingszug der Gilde Giemaul durchs sogenannte "Städtle". Auch in Marktbreit im Landkreis Kitzingen und in Alzenau/Wasserlos im Landkreis Aschaffenburg sind die Narren am Faschingsdienstag noch einmal unterwegs. In Wiesentheid im Landkreis Kitzingen dauert die fünfte Jahreszeit dafür immer etwas länger: Nach dem Umzug am Sonntag treten dort Anfang März bei einem der größten Turniere in Bayern Männerballettgruppen an. Dieses Jahr findet das Turnier bereits zum 20. Mal statt.

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