Eine Nachbildung des Deckenfreskos aus der ehemaligen Benediktiner-Klosterkirche Ensdorf St. Jakob bildet das Zentrum der Landesausstellung.
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Eine Nachbildung des Deckenfreskos aus der ehemaligen Benediktiner-Klosterkirche Ensdorf St. Jakob bildet das Zentrum der Landesausstellung.

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Landesausstellung: Bayerisch-Böhmische Barock-Geschichte

Im Regensburger Haus der Bayerischen Geschichte startet die bayerisch-tschechische Landesausstellung. Die Schau zeigt den ganzen Prunk des Barock, aber auch die dunklen Seiten der Epoche – besonders in der bayerisch-tschechischen Beziehung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Zeiten sind kriegerisch zu Beginn der Barock-Zeit. In Mitteleuropa tobt der Dreißigjährige Krieg, ausgelöst durch den Prager Fenstersturz. Der katholische Habsburger Kaiser in Wien will die aufmüpfigen protestantischen Böhmen zurechtweisen und zieht in die Schlacht - gemeinsam mit Bayerns Herzog Maximilian. Die Angreifer siegen in der Schlacht am Weißen Berg. Die böhmische Elite wird mit einem verheerenden Strafgericht überzogen und anschließend vertrieben. Das Land wird brutal wieder katholisch gemacht. Maximilian I. erhält als Dank für seine Hilfe bei der Unterwerfung vom Kaiser die Kurfürstenwürde. Ein Tiefpunkt in der bayerisch-böhmischen Beziehung. Für Tschechien ist der Start in die Barockzeit bis heute eine dunkle Stunde der eigenen Geschichte.

Dunkle Zeit für Böhmen

Das ist der Ausgangspunkt der Landesausstellung mit dem Titel "Barock! Bayern und Böhmen", die laut Richard Loibl vom Haus der Bayerischen Geschichte auch eine "kritische Ausstellung" sein soll. Gleich nach dem Eingang blickt den Besuchern Maximilian I. als Bronze-Büste entgegen. Etwas weiter zeigt ein großes Wandgemälde aus Böhmen die ganze Brutalität des Straf-Tribunals und der Hinrichtungen in Prag im Jahr 1621. Eine dunkle Zeit, die aber auch Bayern zu spüren bekommt. Die Ausstellung zeigt auch das Leiden der Menschen unter dem Dreißigjährigen Krieg und der Pest, die in regelmäßigen Abständen über das Land zieht. "Jeder Erwachsene erlebt damals etwa alle zehn bis zwölf Jahre eine Pest-Epidemie", sagt Ausstellungsleiter Peter Wolf. "Der Tod ist allgegenwärtig."

Bauboom nach dem Krieg

Doch auch ein Dreißigjähriger Krieg endet irgendwann. Der Frieden eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Es kommt zu einem Bauboom. In der Ausstellung zeugen mehrere aufwendig gestaltete Modelle von Altären oder ganzen Klöstern aus dieser Zeit. Mit diesen Modellen bewarben sich Architekten und Künstler um Aufträge bei den Bauherren. Der ganze Prunk der Zeit zeigt sich darin schon im Kleinen. Von neuen Möglichkeiten in der Kunst zeugen auch kleine Kuppeln, die in der Innenseite bemalt sind und den Freskenmalern als Grundlage für ihre großen Malereien in den Kuppeln der Kirchen dienten. Evangelische und jüdische Exponate aus der Zeit zeigen aber auch, dass der Barock in Bayern und Böhmen keineswegs nur katholisch geprägt war.

Neue Lebensfreude nach der großen Krise

Der Wunsch nach Prunk und barockem Glanz sei eine direkte Folge des Dreißigjährigen Krieges, sagt Richard Loibl. "Weil man gesagt hat, wir wollen jetzt endlich wieder leben. Die ganzen Feste, das Theatralische, das geht natürlich auch in die Kunst hinein." Selbst mit dem Tod wird nun anders umgegangen, sagt der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte. Hätten in der Gotik noch schreckliche Höllenszenarien den Tod symbolisiert, ist es in der Ausstellung auch mal ein quietschend-weinender Barock-Engel, den gerade eine Schlange beißt.

Ausstellung zieht im Herbst nach Prag um

Es ist die erste komplett gemeinsam geplante bayerisch-tschechische Landesausstellung. In Regensburg ist sie bis zum 3. Oktober zu sehen, dann wechselt die Ausstellung nach Prag. Hier wird sie im Nationalmuseum von Anfang Dezember bis Mai 2024 gezeigt – im selben Aufbau wie in Regensburg. Für das Publikum eröffnet die Ausstellung morgen (10. Mai). Bis zum 14. Mai ist der Eintritt frei.

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