Ein Soldat bückt sich neben seiner Waffe und hält sich die Ohren zu
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Ukrainische Truppen beschießen russische Stellungen bei Bachmut

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Ukrainische Offensive: Längst im Gange - nur nicht wie erwartet?

Das Ziel ist für viele Experten klar: Die Ukraine wird militärisch versuchen, ans Schwarze Meer vorzustoßen und die russisch besetzte Krim zu isolieren. Wie genau kann eine solche Offensive aussehen und hat sie etwa schon begonnen? Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Wenn westliche Militäranalysten über eine mögliche ukrainische Frühjahrsoffensive sprechen, beginnen sie häufig mit der Aufforderung, sich von überholten Bildern aus dem Zweiten Weltkrieg zu lösen. Mit einem breiten ukrainischen Vorstoß auf der gesamten Länge der mehr als eintausend Kilometer langen Front rechnen die Experten nicht. Dazu ist die ukrainische Armee nicht in der Lage. Eine Offensive beginnt auch nicht mehr mit dem Angriff gepanzerter Einheiten, die Frontabschnitte durchbrechen. Solche Entwicklungen stehen heute eher am Ende einer Offensive und nicht an deren Beginn.

Krim soll isoliert werden

Am Anfang einer Offensive stehen vorbereitende Maßnahmen wie Artilleriebeschuss oder Drohnenangriffe auf die militärische Logistik des Gegners wie Nachschubwege oder Treibstofflager. Solche ukrainischen Angriffe gab es zuletzt – unter anderem auf russische Einrichtungen auf der Krim. Weil sie solche Elemente eines Angriffs bereits sehen, sagen manche Militärexperten, wie der Wissenschaftler Markus Keupp von der ETH Zürich, dass die ukrainische Offensive schon längst stattfindet.

Ziel sei, die von Russland besetzte und annektierte Halbinsel Krim "unhaltbar" zu machen. Damit meinen Keupp und andere Experten aber nicht eine Rückeroberung der Krim, sondern eine Isolation. Wenn die ukrainischen Truppen die russischen Linien durchbrechen und sich an der Schwarzmeerküste festsetzen können, haben sie die Möglichkeit, Ziele auf der Krim mit Langstreckenartillerie zu treffen. Dann wäre nach Expertenansicht die gesamte russische Südfront in der Ukraine, die von der Krim aus versorgt wird, nicht mehr zu halten.

Wie stark ist die ukrainische Armee?

Um dieses Ziel zu erreichen, wird die ukrainische Armee ihre Kräfte konzentrieren müssen. Wie stark die Truppen aktuell sind, ist unklar. So klagt die politische und militärische Führung weiter darüber, dass es an modernen westlichen Waffen und ausreichend Artilleriemunition mangelt.

Von den zugesagten Kampfpanzern westlicher Bauart sind nach Medienberichten erst etwas mehr als die Hälfte eingetroffen. Die ukrainische Armee könnte ihre Kräfte auch für Ablenkungsoffensiven einsetzen, um die russische Führung zur Verlegung von Truppen zu zwingen. Aufgrund der Erreichbarkeit der verschiedenen Frontabschnitte kann die Ukraine ihre Verbände deutlich schneller verlegen, als der Gegner.

Video: Wie stehen die Chancen für eine erfolgreiche Gegenoffensive?

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Ukraine-Krieg: Ist die Gegenoffensive die letzte Chance für die Ukraine?

Kämpfe um Saporischschja

Ein Abschnitt, an dem eine Offensive mit Bodentruppen beginnen könnte, ist die Region Saporischschja, in der auf russisch kontrolliertem Gebiet auch das größte Atomkraftwerk Europas liegt. Aus der Region werden vermehrt Kämpfe gemeldet und Russland hat begonnen, Zivilisten von dort in Sicherheit zu bringen. Die Ukraine wirft Moskau vor, die Menschen gar nicht schützen zu wollen, sondern sie an gefährdete Orte zu bringen, um sie als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen.

Russische Offensive?

Die russischen Truppen sind nach Einschätzungen westlicher Analysten für eine eigene groß angelegte Bodenoffensive aktuell zu schwach und haben ebenfalls Nachschubprobleme. Sie sind allerdings, nach Ansicht der Experten, sehr wohl auf die Verteidigung ihrer Linien vorbereitet. Die russische Armee greift unterdessen weiterhin Ziele in vielen Teilen der Ukraine aus der Luft an. Zuletzt wurden erneut zahlreiche solcher Attacken gemeldet, bei denen es nach ukrainischen Angaben auch wieder Todesopfer gab.

Audio: Das Warten auf die Gegenoffensive

Nach dem kürzlichen Angriff auf Kiew warten viele auf die angekündigte ukrainische Gegenoffensive.
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Ein zerstörtes Wohnhaus in Kiew

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