BR-Kulturdirektor Björn Wilhelm neben einem großen BR-Logo
Bildrechte: picture alliance/dpa/Angelika Warmuth

"Nichts an dieser Reform ist auf Verflachung angelegt": Björn Wilhelm, der "Programmdirektor Kultur" im Bayerischen Rundfunk in München

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

BR-Kulturdirektor Wilhelm: "Es droht kein Kultur-Kahlschlag"

Droht bei dem - vor allem auf Bayern 2 angebotenen - Radio-Kulturprogramm des BR der zuletzt befürchtete Kahlschlag? "Nein", sagt Björn Wilhelm, Programmdirektor Kultur, dieser drohe nicht. Was mit dem Programm-Umbau im Einzelnen geplant ist.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Rede war von einem "Kahlschlag", der vor allem beim auf Bayern 2 angebotenen Radio-Kulturprogramm des Bayerischen Rundfunks befürchtet wurde – in Presseberichten und nun auch in einem Offenen Brief. Jetzt hat der zuständige Programmdirektor dazu Stellung genommen: "Nein, der Kahlschlag droht nicht", sagt Björn Wilhelm, der als Programmdirektor Kultur auch für alle geplanten Programm-Umbauten in der Kulturberichterstattung verantwortlich ist. Der BR stehe nicht nur zu seinem Kulturauftrag, so Wilhelm im BR24-Interview – es sei auch eine "echte Kulturoffensive" geplant.

Wilhelm sagte wörtlich: "Wir werden eine Programmreform bei Bayern 2 machen, die wirklich dafür sorgen wird, dass Kultur mehr Aufmerksamkeit, mehr Sendezeit, mehr Präsenz im Digitalen und mehr Präsenz vor Ort hat." Bayern 2 ist das Kulturprogramm des Bayerischen Rundfunks und eine der meistgehörten Kulturwellen in ganz Deutschland.

"Wertvolle Kulturinhalte" stärker verbreiten

Man habe sich gefragt, so Wilhelm, wie man die "wertvollen Kulturinhalte" noch mehr Hörerinnen und Hörern präsentieren könne. Das Ergebnis der Überlegungen: Die Inhalte gehören aus den "Randzeiten in die Kernzeiten" überführt.

"Ein zentraler Punkt wird sein, dass wir eine neue, werktägliche zweistündige Kultursendung einführen werden, immer von 14 bis 16 Uhr", so Wilhelm. Literaturbeiträge, wie etwa aus dem Büchermagazin "Diwan" auf Bayern 2, könnten so die siebenfache Hörerschaft gewinnen. Deren Basis sind die aktuellen Zahlen der Media Analyse. Eine zweistündige Sendung biete auch die Möglichkeit, viel genauer auf die Dinge zu schauen.

Keine "kulturWelt" mehr

Geplant ist auf Bayern 2 auch ein Programm-Umbau am Morgen. Wer an Werktagen beim Frühstück und auf dem Arbeitsweg Bayern 2 hört, wird über Kulturthemen bisher vor allem zwischen 8.30 und 9 Uhr informiert – in der Sendung "kulturWelt". Die soll es künftig so nicht mehr geben, entsprechende Pläne liegen den Redaktionen schon vor. Stattdessen geplant ist eine durchgehende "Morgenstrecke" von 6 bis 9 Uhr, in der die Magazine "radioWelt" und "kulturWelt" aufgehen sollen. In diesen drei Stunden, so Wilhelm, werde man Kulturinhalte "ganz verlässlich ab 6 Uhr morgens anbieten – und zwar zu festen Zeiten, immer um halb."

Angedacht sei auch eine neue Sendung, noch vor Weihnachten, so Wilhelm – ein Literaturformat mit Publikumsbeteiligung unter dem Titel "Bayerns Lieblingsbücher". Darin werde es um die "Neuentdeckungen unserer Hörerinnen und Hörer" gehen. Über diese Sendung ist noch nicht mehr bekannt.

"Mehr bayerische Premieren, weniger bundesweite Blockbuster"

Zudem werde sich die Kulturberichterstattung des Bayerischen Rundfunks künftig noch mehr als bisher auf den Freistaat konzentrieren, so Wilhelm – nach dem Motto: mehr bayerische Premieren, weniger bundesweite Blockbuster.

"Wenn man sagen kann", so Wilhelm, "dass vielleicht nicht mehr alle neun Landesrundfunkanstalten der ARD einen neuen großen internationalen Roman besprechen, sondern vielleicht nur noch drei, dann kann man daraus Ressourcen kriegen, um in bayerische Kultur, bayerische Autoren, bayerische Vernissagen, bayerische Premieren zu investieren."

"Nichts an dieser Reform ist auf Verflachung angelegt"

Unter BR-Mitarbeitern hatte sich angesichts der Umbaupläne ebenfalls großer Protest geregt. Auch Kulturschaffende aus Bayern protestieren derzeit mit einem Offenen Brief gegen die Pläne. Die Online-Petition trägt den Titel "Für mehr Kultur im BR – gegen die Kürzung". Zur Ausstrahlung des Wilhelm-Interviews am Freitagnachmittag (8.9.) hatte sie gut 2.070 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, darunter auch viele prominente Künstlerinnen und Künstler.

Die Initiatoren der Petition haben für Montag (11.09.) eine Kundgebung vor dem BR-Hauptsitz in der Münchner Innenstadt angekündigt. Dann wollen sie auch die Unterschriftenliste übergeben. Dazu sagte Wilhelm, er freue sich sehr über das große Engagement für Bayern 2 und die Kultur. Allerdings sei "nichts an dieser Reform auf Verflachung angelegt", so Wilhelm. "Wir nehmen keinen Euro aus der Kulturberichterstattung im kommenden Jahr heraus."

  • Grafik: So ist der BR organisiert
  • Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

    "Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!