Buchcover der drei für den Bayerischen Buchpreis nominierten Belletristik-Titel
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Die drei Kandidaten für den Belletristik-Preis

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Bayerischer Buchpreis 2023: Das sind die Nominierten

Wer gewinnt, wer räumt das Preisgeld ab? Beim Bayerischen Buchpreis ist das bis zur letzten Minute offen – dort werden die Preisträger auf offener Bühne ermittelt. Die Jury diskutiert, das Publikum fiebert mit. Nun steht fest, wer ins Rennen geht.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Eine Bühne, drei Preisrichter, 60 Minuten Zeit: Am 7. November ist es wieder so weit und es wird live ermittelt, wer den in Bayern renommiertesten Buchpreis bekommt. Jetzt haben die Juroren bekannt gegeben, wen sie ins Rennen schicken, für wen sie argumentieren werden: Drei Titel in der Kategorie Belletristik und weitere drei Titel in der Kategorie Sachbuch.

"Erzählung zur Sache" von Stephanie Bart (Secession Verlag)

Ein RAF-Roman über das Westdeutschland der 1970er Jahre, in dem sich junge Bürgerkinder radikalisieren und in den Untergrund gehen. Stephanie Bart lässt uns aus der Perspektive der Pfarrerstocher und Terroristin Gudrun Ensslin verfolgen, "was es bedeutet, wenn sich ein junger Mensch mit einem intakten Gewissen dazu entscheidet, die faschistische Kontinuität der Bundesrepublik nicht hinzunehmen". Der Juror und F.A.Z.-Redakteur Andreas Platthaus ist begeistert: "Bart erzählt das Leben von Gudrun Ensslin, vielstimmig und doch subjektiv aus der Perspektive einer Frau, die an ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit verzweifelt, den radikalsten Ausweg sucht und von der Justiz mit Mitteln sanktioniert wird, die sie weiter in ihrem Kampf gegen den Staat bestärken."

"Kochen im falschen Jahrhundert" von Teresa Präauer (Wallstein)

"Der Roman eines Abends", heißt es beim Verlag. Eines Abends nämlich, an dem Essensgäste kommen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und zunehmend wird der Abend "komischer, tragischer, erotischer". Klar, dass das nicht gutgeht – das aber sehr schön. Die Österreicherin Präauer hat einen Roman über misslingende Kommunikation geschrieben – und schafft es nebenbei noch, eine Geschichte des Speisens und Kochens zu erzählen. "Teresa Präauer ist eine literarische Gastgeberin, wie man sie sich nur wünschen kann", sagt Preisrichter und SZ-Journalist Cornelius Pollmer, "und wer der Einladung folgt, ihren Roman zu lesen, wird mit einem Abendessen belohnt."

"Vaters Meer" von Deniz Utlu (Suhrkamp)

Romanheld Yunus ist dreizehn Jahre alt, da erleidet sein Vater zwei Schlaganfälle und ist fortan fast vollständig gelähmt. Er kann nur noch über Augenbewegungen kommunizieren, seine Frau pflegt ihn bis zu seinem Tod. Jahre später ruft sich Yunus Bilder aus seiner Kindheit wach: Erlebnisse und Gespräche mit dem Vater, von denen er manchmal gar nicht mehr wusste, dass er sie noch in sich trägt. Sie führen ihn an die türkisch-syrische Grenze, in ein Pflegeheim in Hannover, an Orte der Hoffnung und Verzweiflung. Jurorin (und BR-Kollegin) Marie Schoeß: "Deniz Utlu schlüpft in diesem Roman in die Haut eines Sohnes, der sich auf die Suche nach seinem verstorbenen Vater macht und dabei vor allem eines entdeckt: die Kraft des Erzählens."

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Die drei Kandidaten für den Sachbuch-Preis

In der Kategorie Sachbuch hat die Jury ebenfalls drei Titel nominiert:

"Christoph Martin Wieland" von Jan Philipp Reemtsma

Der bekannte Literatur- und Sozialwissenschaftler Reemtsma aus Hamburg sieht im Dichter Wieland (1733-1813) nichts weniger als den Erfinder der modernen deutschen Literatur. Zentralgestalt der deutschen Aufklärung ist Wieland auch (neben Lessing) – ein neuer Blick auf diesen Mann kann sich also lohnen. Preisrichter Cornelius Pollmer: "Die Bedeutung Christoph Martin Wielands für die moderne deutsche Literatur ist weithin genauso in Vergessenheit geraten wie Leben und Werk von Wieland selbst es sind. Die in jeglicher Hinsicht umfassende Biografie von Jan Philipp Reemtsma ist schon deswegen ein Glücksfall."

  • Zum Artikel: Lebenswerk: Jan Philipp Reemtsma schreibt Wielands Biographie

"American Matrix" von Karl Schlögel (Hanser)

Was macht Amerika aus? Der Historiker Karl Schlögel wirft einen besonderen Blick auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts, die großen Jahre der USA. Dass Russland-Kenner Schlögel auch ein Herz für die USA hat, wusste man noch nicht so. Hier nun zeigt er, dass ihn Nordamerika nicht weniger fasziniert als Osteuropa. "Gerade in Abgrenzung zu Russland als der anderen modernen Territorialmacht gelingt Schlögel eine brillant erzählte Analyse des amerikanischen zwanzigsten Jahrhunderts", sagt Andreas Platthaus.

Zum Artikel: Vermessung der USA: "American Matrix" von Karl Schlögel

"Die Zunge" von Florian Werner (Hanser Berlin)

Sprechen, Schmecken, Lecken, Küssen, Zeigen: Die menschliche Zunge ist der soziale Muskel schlechthin. Doch so wichtig die Zunge für unser Menschsein ist – wir wissen erstaunlich wenig über sie. Höchste Zeit also für die kulturgeschichtliche Entdeckungsreise, die der Autor Werner hier unternimmt. "Florian Werner erkundet in seinem Zungen-Porträt Wesen, Macht und unheimliches Eigenleben der Zunge", sagt Marie Schoeß. "Und er kitzelt schreibend heraus, was dieses glitschige Organ immer schon in uns hervorrief: Lust und Ekel, Scham und kindliche Neugier."

Zum Artikel: Florian Werners "Die Zunge"

Wer gewinnt, entscheidet sich am 7. November ab 20 Uhr, die Jury-Diskussion wird live auf Bayern 2 übertragen. Die Gewinner der beiden Kategorien erhalten jeweils 10.000 Euro sowie eine Preisfigur aus Nymphenburger Porzellan. An dem Abend wird zudem Florian Illies mit dem Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet.

Im vergangenen Jahr ging der Belletristik-Preis an Reinhard Kaiser-Mühlecker für seinen Roman "Wilderer". In der Kategorie Sachbuch gewannen Franziska Davies und Katja Makhotina für ihr Buch "Offene Wunden Osteuropas".

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