Die Geschichte des Liberation Concert, des Befreiungskonzertes, beginnt am 27. Mai 1945 auf dem Gelände der Erzabtei St. Ottilien bei Landsberg. Dort fand das erste Konzert in Freiheit statt.
Konzert in Freiheit
Acht Musiker hatten Terror, Hass und Gewalt des Holocaust überstanden. Was macht ein Mensch in so einer Situation? Für die jüdischen Musiker gab es darauf nur eine Antwort: ein Konzert! Sie haben es Befreiungskonzert genannt, Liberation Concert, heißt es in einer Pressemitteilung des Stadt Landsberg. Und weiter: Die Welt sollte wissen: Hier sind wir! Das ist unser Schicksal. Sie hatten nichts, aber sie hatten die Musik.
Aus den acht Musikern ist dann schnell ein ganzes Orchester geworden. Es hat Hunderte Konzerte gespielt. Für ihre Botschaft haben sie ganz bewusst die Musik gewählt. Sie ist für jeden verständlich egal, woher man kommt, egal, woran man glaubt.
Orchester der Überlebenden
Das Orchester zog von DP-Lager zu DP-Lager. DP-Lager waren Einrichtungen zur vorübergehenden Unterbringung von Displaced Persons (DPs) nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Denn auch nach dem Ende des Holocaust mussten die Musiker wie 200.000 Überlebende im von den Amerikanern besetzten Bayern feststellen, dass sie kein Land der Welt aufnehmen wollte. Sie mussten in Deutschland, dem Land der Täter, bleiben.
Programm zum Mitmachen
An das erste Befreiungskonzert knüpft 77 Jahre später die Festwoche "Liberation Concert 2022: Here we are, Landsberg!" an. Vom 21. bis 28. Mai gibt es in Landsberg unter anderem Konzerte, Musikworkshops und eine Ausstellung. Mitmachen ist ausdrücklich erwünscht. Der Förderverein Liberation Concert und die Stadt Landsberg versuchen so, eine aktive und zeitgemäße Form des Erinnerns und Gedenkens zu entwickeln. Deswegen gestalten viele Jugendliche das Programm mit, zum Beispiel auch das Landsberger Jugendkammerorchester.
Ausstellung, Workshop, Konzert
Teil des Programms ist unter anderem auch die Ausstellung der Journalistin Karla Schönebeck "Liberation-Concert. Menschlichkeit. Würde. Hoffnung" (vom 21. Mai bis 19. Juni in der Säulenhalle Landsberg und der israelische Pianist Guy Mintus, der vom 23. bis 25. Mai einen dreitägigen Workshop gibt.
Erinnerungsarbeit geht weiter
An der Ausstellung haben sich auch zwei Schülerinnen beteiligt, die zur Situation der Jugendlichen im Landsberger DP-Camp recherchiert haben. Genau diese Art der Erinnerungsarbeit wünscht sich Karla Schönebeck an Schulen in ganz Bayern: Selbst aktiv werden und mitmachen. Das Projekt "Liberation Concert in Bayern" will dazu eine Karte mit allen bayerischen DP-Camps zu Verfügung stellen - für eigene Recherchen. Und auch die Musik soll nicht zu kurz kommen: Speziell für Schulorchester wurde ein Lied neu komponiert, dass in einem KZ entstanden ist: "Nie mehr Schweigen".
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