Der Theaterbehelfsbau aus Sankt Gallen
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Der Theaterbehelfsbau aus Sankt Gallen

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Ausweichquartier für das Stadttheater Ingolstadt gefunden

Ingolstadt übernimmt einen Theaterbehelfsbau aus Sankt Gallen. Damit wurde die dringend gesuchte Übergangslösung während der Stadttheatersanierung endlich gefunden. Die Entscheidung fiel heute im Stadtrat.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Im vergangenen Jahr schien das Problem der Ersatzspielstätte für das Stadttheater Ingolstadt bereits einmal geklärt: Geplant war der Neubau eines sogenannten Kleinen Hauses in Nachbarschaft des zu sanierenden Stammhauses. Im Sommer wurde dieser Plan dann allerdings per Bürgerentscheid gekippt. Damit war alles wieder auf Null. Es begann die mühsame Suche nach Alternativen. Nun aber gab es überraschend eine Lösung, die Ingolstadts OB Christian Scharpf ein "Geschenk des Himmels" nennt. Theaterleute würden eher von einem deus ex machina sprechen, wie er im Drama der Antike zuweilen auf den Plan trat, um in aussichtsloser Lage per göttlicher Intervention alles zum Guten zu wenden.

Ersatz zufällig gefunden

"Wir haben Anfang September eher zufällig durch eine Agentur davon erfahren, dass in Sankt Gallen ein Theatergebäude zur Verfügung steht", berichtet Ingolstadts Kulturreferent Gabriel Engert, "daraufhin habe ich mich mit dem Theater in Verbindung gesetzt, und es hat sich schnell herausgestellt, dass das für uns eine optimale Lösung wäre." Die Begeisterung war einhellig. Denn sowohl Stadttheaterintendant Knut Weber als auch sein designierter Nachfolger Oliver Brunner schwärmten ebenfalls von der "perfekten Lösung angesichts dieser verfahrenen Situation in Ingolstadt" (Weber), die zudem nachhaltig sei, also "keine windige Zeltlösung" (Brunner).

Wie das Theater Ingolstadt musste auch das Theater Sankt Gallen saniert werden. Die Arbeiten dort sind abgeschlossen. Die Ersatzspielstätte, ein mit gewelltem Metall verkleideter Holzbau, hat ausgedient. Sie sollte nun eigentlich zerlegt und die Einzelteile recycelt werden. Jetzt aber bot Ingolstadt an, das Gebäude komplett zu übernehmen.

Glückliche Fügung: Es ist passgenau auf die Bedürfnisse des dortigen Stadttheaters zugeschnitten, erklärt Knut Weber: "Es ist ein Holztheater für 500 Zuschauerinnen und Zuschauer. Das ist genau die Anzahl, die wir brauchen für die Zeit, wenn unser Theater saniert wird. 450 Zuschauerinnen und Zuschauer sind in etwa unser größtes Abonnement. Und insofern passt das wirklich sehr, sehr gut." Zusätzlicher Pluspunkt: "Es gibt ein schönes Holzfoyer mit einer kleinen Bar."

Fast schon ein Schnäppchen

Auch ein Standort in Ingolstadt ist gefunden – auf dem Grundstück eines ehemaligen Hallenbads in Innenstadtnähe. Das ist Intendant in spe Oliver besonders wichtig. Die Lösung ist ökologisch, nachhaltig, ästhetisch ansprechend. Und – auch das ist nicht unwichtig in einer Stadt, die gerade erst eine Haushaltssperre verhängt hat – sie ist preisgünstig. Auf gut fünf Millionen Euro werden die Kosten für die Demontage des Theaters in der Schweiz und den Transfer nach Oberbayern samt Wiederaufbau beziffert. Fast schon ein Schnäppchen, weshalb zuerst der Ingolstädter Kulturausschuss und heute der Stadtrat einstimmig dafür votiert haben. Allerdings: Ein paar Kosten werden schon noch obendrauf kommen.

Der Sankt Gallener Theaterbau sieht keine Lagerflächen für Kulissenteile vor, auch eine Studiobühne für das Kinder- und Jugendtheater fehlt. Das Theater wird folglich noch weitere Bedürfnisse anmelden.

Vorhang auf im Herbst 2024?

Engerts Amtszeit als Kulturreferent von Ingolstadt endet wie auch die von Intendant Knut Weber im Sommer 2024. Beide sind froh, dass sie ihre Geschäfte, was das Thema Ausweichspielstätte für die Zeit der Stadttheatersanierung betrifft, nun wohl geordnet übergeben können. Ohne offene Baustellen. Läuft alles nach Plan, könnte der Sankt Gallener Holztheaterbau bereits in gut einem Jahr in Ingolstadt wieder bespielt werden.

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