Leinwand mit Taylor Swift im Film "The Eras Tour"
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Leinwand mit Taylor Swift im Film "The Eras Tour"

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Taylor Swift: "The Eras Tour" – Film als Konzert-Alternative?

Seit Freitag kann man sich in deutschen Kinos ein Taylor-Swift-Konzert ansehen. Könnte das ein Trostpflaster für all jene sein, die kein Glück beim Ticketkauf hatten? So erlebten Swifties in München das Leinwand-Konzert des Pop-Megastars.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Es ist ein warmer Herbstabend in München und draußen vor dem Mathäser-Kino am Karlsplatz wartet eine junge Frau mit rotem Schal auf ihre Freundin. Für die meisten ist es einfach nur das, ein roter Schal. Ein informierter Taylor-Swift-Fan erkennt gleich: Diese junge Frau ist hier für die Premiere des fast dreistündigen Konzertfilms "Taylor Swift: The Eras Tour".

Der spielt um 18 Uhr das erste Mal auf deutschen Leinwänden und zeigt die sechste Konzerttour der amerikanischen Sängerin. Das "Eras" im Titel ist Programm, Swift will ihre Fans beim Konzert durch die unterschiedlichen musikalischen Kapitel ihrer Karriere führen. Der Ticketpreis zur Premiere liegt bei knapp 25 Euro – deutlich günstiger als die Konzertkarte also. Ob der Film es schaffen wird, Vorfreude auf das Konzert zu schaffen? Oder für erfolglose Ticketkäufer das Konzert sogar zu ersetzen?

Vorfreude auf "Eras Tour" in Deutschland

Vorfreude aufs Konzert erhofft sich zumindest Nina vom Film. Sie ist die Freundin der jungen Frau mit dem rotem Schal, die übrigens Sarah heißt. Die beiden treffen sich heute zum ersten Mal. "Wir haben eine Swiftie-Whatsapp-Gruppe mit ein paar deutschen Swifties, da haben wir uns quasi kennengelernt", erzählt Sarah. Swiftie nennen sich die treuen Fans der Sängerin. Natürlich geht es für Sarah und Nina im nächsten Jahr auch aufs richtige Konzert, wenn Taylor Swift nach Deutschland kommt. Beziehungsweise nicht nur auf eines, sondern gleich auf drei Shows in verschiedenen Städten. Nun aber erstmal der Film.

Uniform für Taylor Swift

Obwohl im Vorfeld großer Andrang zur Premiere erwartet wurde, geht es vor dem Kinosaal noch moderat zu. Aber: So wie man noch vor wenigen Wochen an pinker Kleidung unschwer erkennen konnte, in welchen Film die Leute gingen – Barbie, tragen auch die Swifties stolz ihre Uniform und beweisen damit Zusammenhalt. Ausgewählt werden Kleidungsstücke und Farben, die für die Alben, Lieder oder Liedzeilen des Popstars stehen. So wird etwa auch der mysteriöse Schal von vorhin in einer Songzeile erwähnt. Und natürlich gehören auch die Freundschaftsarmbändchen, die vor der Vorstellung noch fleißig miteinander getauscht werden, zu den Swiftie-Erkennungsmerkmalen.

Konzert im Kinosaal

Als es dann endlich in den Kinosaal geht, wird einem am Eingang noch eine Mini-Version des "Eras Tour"-Poster in die Hand gedrückt. Der Saal ist schätzungsweise zu 80 Prozent gefüllt, die vorderen drei Reihen sind und bleiben den gesamten Abend über frei. Um 18 Uhr wird der Abend dann mit einem lauten Gong eingeleitet. Das Publikum im Kino kreischt und applaudiert, als würde Taylor Swift gleich höchstpersönlich den Raum betreten. Den Raum betritt sie dann zwar nicht, erscheint zu einem Zusammenschnitt ihrer Musik auf der Leinwand und löst damit noch einmal großen Applaus aus – sowohl im Stadion als auch beim Publikum im Kinosaal.

Mit ihrem Signature-Look - rote Lippen und schwarzer Eyeliner - beginnt Swift das Konzert chronologisch mit einem Trip in ihre frühen Tage mit dem Album "Lover". Schon jetzt ist es um die Swifties im Kinosaal geschehen, und es wird aus Leibeskräften die Bridge des Hits "Cruel Summer" mitgebrüllt. Man hat schon fast vergessen, dass man im Kino sitzt.

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Teil der "Swift-Uniform": Freundschaftsbänder mit Swift-Referenzen.

Ticket für 600 Euro?

Der Popstar strahlt bei seiner Show eine Euphorie aus, dass sich die Stimmung ohne Weiteres durch die Leinwand auf das Swiftie-Publikum überträgt. Für manche deutsche Fans wird der Traum im kommenden Jahr wahr werden, wenn Taylor Swift durch Europa tourt. Viele andere haben es beim Vorverkauf nicht mehr geschafft, Tickets zu ergattern. Die 15-jährige Leni, die mit ihren Freundinnen zur Premiere gekommen ist, verriet noch vor der Veranstaltung, sie müsse über 600 Euro in die Hand nehmen, um noch ein Ticket zu bekommen. "Aber ich werd's auf jeden Fall machen", ist sie entschlossen.

Wer für das Konzert ungern den Preis einer Monatsmiete ausgeben möchte, könnte im Konzertfilm aber eine echte Alternative finden. Man bekommt Taylors Performance im wahrsten Sinne des Wortes hautnah mit. Durch die diversen Kamerainstallationen sieht man den Star aus allen Winkeln, sitzt quasi direkt neben ihr am Klavier, entdeckt die Schweißperlen auf ihrem Gesicht und den abblätternden Nagellack auf ihren Fingernägeln.

Und auch die Show ist auf der Leinwand eindrucksvoll. Mit jeder Ära taucht Taylor in neuem Outfit und jeder Menge Energie auf der Bühne auf, jedes Lied hat sein eigenes liebevoll konstruiertes Bühnenbild und das Sounderlebnis ist mitreißend. Zwischen den Liedern hält der Popstar selbstironische Monologe, die sie trotz der Tatsache, dass sie gerade vor einem riesigen ausgebuchten Stadion spielt, nahbar und bodenständig wirken lassen.

Keiner bleibt mehr sitzen

In ihren verschiedenen Ären stellt der Star seine Vielseitigkeit unter Beweis. Sie zeigt sich verträumt, mysteriös, wütend, rachsüchtig, verliebt und nachdenklich. Und das Publikum macht mit. So halten alle beim Song "marjorie" fast schon religiös ihre Smartphones mit Taschenlampe nach oben. Und natürlich gibt es nach jedem Lied Applaus im Kinosaal. Besonders laut fällt dieser aus, als Taylor dann ankündigt, ihren zehnminütigen Song "All Too Well" anzustimmen. An der Stelle schließt sich auch der Kreis mit der jungen Frau im roten Schal. ("And I left my scarf there at your sister's house. And you've still got it in your drawer even now.")

Ab Taylor Swifts Hymne an ihre Hater, "Shake it Off" aus der "1989"-Album-Ära, sitzt dann im Kinosaal keiner mehr, es wird ausgiebig getanzt. Zum Abschluss performt Taylor dann im dunkelblauen Glitzersuit Songs aus ihrem aktuellen Album "Midnights". Mit "Karma" endet der Konzertfilm. Und obwohl Taylor drei Stunden lang gesungen und getanzt hat, wirkt sie kein bisschen müde. Auch die Fans im Kinosaal lassen es sich nicht nehmen, bis zum Ende mit ihrem Idol zu singen. Taylor blickt noch einmal stolz in die Menschenmenge, als könne sie das Ausmaß ihrer Berühmtheit selbst nicht ganz fassen, verbeugt sich und verlässt die Leinwand. Aus dem Münchner Kinosaal dröhnt ohrenbetäubender Applaus.

Im Video: Taylor Swift verkauft Pop jetzt auch im Kino

Taylor Swift - niemand verkauft Pop so gut wie sie. Jetzt auch im Kino.
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Taylor Swift - niemand verkauft Pop so gut wie sie. Jetzt auch im Kino.

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