"Hi Christoph!" - unser Autor hat sich die Kulturpass-App genauer angesehen
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So sieht sie aus: die neue Kulturpass-App

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Angebot für 18-Jährige - Das bietet der neue Kulturpass

"Was möchtest Du entdecken?" Mit dieser Frage begrüßt seit Mittwoch die Kulturpass-App User, die 18 Jahre alt sind. Aber was gibt es dort tatsächlich zu entdecken? Wie breit ist das Angebot? Weshalb ist es noch weit vom Anspruch entfernt?

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Die gute Nachricht zuerst: Die App läuft. Sie war am Mittwochmorgen mühelos in den einschlägigen App-Stores zu finden. 100 Millionen Euro hatte die Bundesregierung für die Pilotphase des Kulturpasses bereitgestellt. Ein persönliches Budget von 200 Euro bekommen alle interessierte junge Erwachsene des Jahrgangs 2005, um damit Kino- oder Konzertkarten ihrer Wahl zu kaufen, Museums- und Theatertickets oder auch Bücher. Wählen könne sie dabei (Stand heute) unter knapp 5.000 Anbietern mit etwa 1,6 Millionen verschiedenen Angeboten, die sich bereits registriert haben.

Die Anbieter-Registrierung hat es in sich

Das ist - einerseits - eine stattliche Zahl. Um die Palette nicht zu unübersichtlich zu machen, helfen erwartungsgemäß Suchfunktion und Filter beim Stöbern. Es gibt Kategorien wie "Kino", "Konzerte und Bühne", "Museen und Parks", aber auch "Bücher" oder "Tonträger", um das Angebot einzugrenzen. Ähnlich wie bei Hotel-Buchungsportalen kann man Preislimit, Zeitraum und Aktionsradius definieren. Zudem können die 18-Jährigen Profile mit eigenen Vorlieben anlegen, um anschließend mit passgenauen Vorschläge versorgt zu werden. Aber auch Funktionen, um sich inspirieren oder überraschen zu lassen, sind vorhanden.

Andererseits sind rund 5.000 registrierte Anbieter angesichts einer Zahl von allein 14.000 Museen, Kinos und Buchhandlungen in Deutschland (Theater, Konzertsäle, Comedy-Bühnen und viele mehr also noch gar nicht mitgerechnet) kein überwältigendes Ergebnis. Rund vier Wochen seit Mitte Mai hatten Anbietende Zeit, sich rechtzeitig zum Launch der Kulturpass-App anzumelden. Für viele offenbar nicht ausreichend, um pünktlich an den Start zu gehen.

Sie klagen über ein kompliziertes Verfahren. Ein Beispiel aus der Praxis: Buchhändlerin Nina Stross aus Gröbenzell berichtet von mehreren Anläufen, die sie nehmen musste. Immer wieder ploppten nach vermeintlich korrektem Ausfüllen der digitalen Formulare Fehlermeldungen auf. Ein Zeitfresser! Inzwischen hat sich Stross zwar erfolgreich registriert, die Zugangsdaten hatte sie bis Dienstag aber immer noch nicht erhalten. Diese sollen mit der Post zugestellt werden, wie Stross stirnrunzelnd erklärt.

Abschreckender Aufwand

Aber nicht nur kleine Buchläden tun sich schwer. Auch große Institutionen berichten von abschreckendem Aufwand. Neben der Registrierung hat es vor allem die Logistik bei der Abwicklung in sich. Wie werden die Kosten abgerechnet? Wie das Geld, das die Jugendlichen per App ausgeben, den Institutionen hinterher vom Staat erstattet?

Die Münchner Kammerspiele haben daher sogar eine kleine Arbeitsgruppe eingerichtet, um die Aufgabe zu stemmen. Mit dabei neben der Theatervermittlerin und Social-Media-Betreuern: eine Vertreterin der Theaterkasse.

Soviel Personalpower können freilich nicht alle Kulturinstitutionen aufbringen. Vor allem kleinere Häuser zögern daher - es ist nicht sicher, ob sich der Aufwand für sie überhaupt lohnt. Manche winken gleich ab. Der Werbeeffekt gehe gegen Null, schreibt etwa das Schlossmuseum Ismaning in einer Stellungnahme gegenüber dem BR. Mit Fundamentalopposition hat diese Haltung nichts zu tun, eher mit nüchternem Nutzen-Kosten-Denken.

Informationsdefizite

Mehrheitlich wird die Kulturpass-App von den Anbietern aber begrüßt. Tenor: hervorragende Idee, Umsetzung und Handhabung verbesserungswürdig. "Wenn irgend möglich, wollen wir da mitmachen", erklärt zum Beispiel Verena Beaucamp vom Museum Fürstenfeldbruck, das allerdings zu denjenigen (durchaus zahlreichen) Institutionen zählt, die den Start der App am Mittwoch nicht auf dem Schirm hatten und daher jetzt erst loslegen. Vorteil: Sie können nun von denen lernen, die die Prozedur schon hinter sich haben.

Woher das Informationsdefizit rührt, lässt sich schwer sagen. Das BKM (Staatsministerin für Kultur und Medien), das für den Kulturpass zuständig ist, setzte bei der Bekanntmachung vor allem auf Dachverbände als Multiplikatoren. Der Deutsche Bühnenverein beispielsweise warb für die App mit Rundschreiben an die Theater. Besonders engagiert zeigt sich der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der ergänzend zu den Registrierungsinfos des BKM eigene Webinare für seine Mitglieder anbietet. Was allerdings auch als Indiz dafür zu werten ist, dass großer Bedarf an Hilfestellung besteht.

Investition in die Zukunft

Es ist durchaus damit zu rechnen, dass das Angebot in den kommenden Tagen und Wochen deutlich wächst und damit dem Anspruch, hinter dem es vorerst zurückbleibt, doch noch gerecht wird. Ein attraktives Angebot, quantitativ wie qualitativ, wird letztlich entscheidend dafür sein, ob die 18-jährigen Nutzerinnen und Nutzer die App annehmen. Das wiederum ist essentiell für den Erfolg des Kulturpasses, der als Fördermaßnahme für die Branche und ideelle Investition in das Kulturpublikum von morgen gleichermaßen gedacht ist.

Eine gute Nachricht noch: Das Anmelde-Prozedere für die 18-Jährigen ist erheblich leichter als das für die Anbietenden: Downloaden, mittels Personalausweis mit Onlinefunktion identifizieren, und los geht's! Für digital natives sollte das keine Hürde darstellen.

Im Video: Kulturpass soll 18-Jährigen Lust auf Kultur machen

Der KulturPass der Bundesregierung
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Der neue KulturPass für 18-Jährige

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