Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bei einer Rede
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Die "Mutter" des Kulturpasses: Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne)

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200 Euro für 18-Jährige: Der Kulturpass kommt

Am Mittwoch ist es soweit: Wer in diesem Jahr 18 Jahre alt wird, der oder die kann den sogenannten Kulturpass beantragen - und hat dann 200 Euro zur freien Verfügung. Kritik gibt es allerdings am aufwendigen Registrierungsverfahren.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Kulturveranstalter haben während der Corona-Pandemie gegen Publikumsschwund gekämpft, Jugendliche litten darunter, daheim bleiben zu müssen. Mit dem Kulturpass will die Bundesregierung nun allen helfen. "Wir verknüpfen erstmals beide Seiten, weil nicht nur Anbieter gefördert werden, sondern auch die Nutzer", sagte Claudia Roth in Berlin kurz vor dem Start des Kulturpasses. Für die Kulturstaatsministerin ist er eine ganz neue Form öffentlicher Förderung.

750.000 Bürgerinnen und Bürger können Kulturpass beantragen

Berechtigt sind rund 750.000 Bürgerinnen und Bürger: Für den bundesweit gültigen Kulturpass können sich im Jahr 2005 geborene Jugendliche in Deutschland über eine App registrieren. Um die App nutzen zu können, müssen sich Interessierte über die Online-Funktion des Personalausweises identifizieren. Auch etwa elektronische Aufenthaltstitel sollen gelten.

Die jungen Menschen können dann Tickets für Kultur-Events wie Kino, Konzerte oder Theater im Wert von 200 Euro kaufen. Möglich sind auch Bücher, Tonträger oder Musikinstrumente. "Es sind viele Erwartungen an den Kulturpass geknüpft, auch weil vielen 18-Jährigen durch die Corona-Zeit kulturelle Erlebnisse fehlen", sagte Roth.

Kritik an aufwendigem Registrierungsverfahren

Die Grünen-Politikerin will eine möglichst vielfältige Palette im Kulturangebot. "Alles, was legal ist, kann mit den 200 Euro erworben werden, es gibt keinen pädagogischen Ansatz bei der Auswahl. Wir definieren den Kulturbegriff breit." Dennoch sind Einschränkungen vorgesehen: "Wir wollen Präsenzangebote und setzen auf Live-Erlebnisse, deswegen gibt es etwa keine Streaming-Dienste."

Das Projekt weckt aber auch Skepsis. Zum Beispiel wegen des Registrierungsverfahrens, das ein ELSTER-Organisationszertifikat erfordert. Die Befürchtung: Der bürokratische Aufwand könnte etliche Anbieter abschrecken. Käme es tatsächlich so, würde das die Pläne torpedieren, Jugendliche mit einem möglichst breiten Sortiment am digitalen Marktplatz als neues Publikum für Kunst und Kultur zu gewinnen und zugleich die nach der Pandemie immer noch darbende Szene finanziell zu fördern.

4900 Anbieter haben sich schon angemeldet

Bisher haben sich knapp 4900 Anbieter mit etwa 1,6 Millionen verschiedenen Angeboten angemeldet. Die Zahl allein der Museen, Kinos und Buchhandlungen in Deutschland liegt bei rund 14 000. "Wir sind erst am Anfang, die Zahl der Anbieter und Angebote kann sich aber jetzt schon sehen lassen, weil auch unsere kulturelle Vielfalt sichtbar wird", sagte Roth.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels begrüßt die Einrichtung des Kulturpasses: Man könne zwar keine genauen Zahlen dazu nennen, wie viele Buchhandlungen sich schon registriert hätten, so Sprecher Thomas Koch gegenüber dem BR; das Interesse sei jedoch in jedem Fall da. "Der Kulturpass ist eine tolle Möglichkeit für Buchhandlungen, junge Menschen auf sich aufmerksam zu machen; und das ist natürlich eine Chance, die die Buchhandlungen auf jeden Fall nutzen möchten."

Unterstützt wird Roth bei dem Projekt von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Die mit 100 Millionen Euro ausgestattete Förderung reicht zunächst für rund 60 Prozent der 18-Jährigen. Eine entsprechende Nutzung wäre für Roth nach ihren Worten ein Erfolg. Sollte der Zuspruch größer sein, will der Bund Mittel nachschießen. Roth und Lindner hatten bereits angekündigt, den Kulturpass auch auf Jüngere auszuweiten, sollte er sich bewähren.

200-Euro-Budget ist zwei Jahre lang nutzbar

18-Jährige, die sich ab Mitte Juni für die Kulturpass-App registrieren, haben zwei Jahre Zeit, ihr 200-Euro-Budget auszugeben. Dann wird sich zeigen, wie viele Menschen von dem Angebot tatsächlich Gebrauch machen werden. In Frankreich, wo ein vergleichbarer Kulturpass bereits eingeführt worden ist, haben sich die Jugendlichen von ihren Guthaben vor allem japanische Manga-Comics gekauft.

Mit Material von dpa.

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