Beschreibung Röntgenbilder von an Tuberkulose Erkrankten in der Bibliothek des Tuberkulose-Archivs (DTA) in Heidelberg.
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Noch immer erkranken weltweit jedes Jahr Millionen Menschen an Tuberkulose, auch in Bayern.

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Welttuberkulosetag: Wieder mehr Erkrankungen – auch in Bayern

Noch immer erkranken weltweit jedes Jahr Millionen Menschen an Tuberkulose. Auch in Bayern gibt es hunderte Fälle. Und: In den letzten Jahren werden es mehr. Woran liegt das? Und gibt es auch eine erhöhte Ansteckungsgefahr?

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Genau 142 Jahre ist es heute her, dass Robert Koch am 24. März 1882 in Berlin das Tuberkulose-Bakterium bekannt gab. Damals war die Krankheit stark verbreitet, sehr viele Menschen starben daran. Erst die Entdeckung der Krankheitsursache machte es möglich, eine Therapie dagegen zu entwickeln.

Heute soll der Welttuberkulosetag jedes Jahr am 24. März die Erinnerung an die Erkrankung in der Öffentlichkeit wachhalten. Denn: Noch immer erkranken nach Angaben der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW) mit Sitz in Würzburg jährlich zehn Millionen Menschen an Tuberkulose, Tendenz steigend. 1,3 Millionen Menschen sterben dem Verein zufolge daran. Die DAHW ruft zur globalen Solidarität mit Betroffenen auf. Doch auch hier in Bayern gibt es Tuberkulose-Fälle.

Auch in Bayern steigen die TBC-Fälle

Derzeit registriert der Infektiologe und Tropenmediziner Prof. August Stich in seinem Institut in Würzburg einen Tuberkulose-Fall pro Woche. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) sei die Zahl der Erkrankungen in den Jahren 2001 bis 2008 noch kontinuierlich zurückgegangen. Seit 2015 ist aber auch in Bayern wieder ein Anstieg zu verzeichnen. Im Jahr 2023 wurden im Freistaat 629 Fälle registriert. Dies entspricht für 2023 einer Inzidenz von 4,7 Fällen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern in Bayern, so das RKI.

In Europa vor allem östliche Staaten betroffen

In ganz Deutschland hat das RKI für das Jahr 2023 insgesamt fast 4.500 Tuberkulose-Erkrankungen registriert. In Europa haben vor allem die östlichen Staaten mit einer hohen Belastung zu kämpfen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entfielen im Jahr 2022 fast die Hälfte der Tuberkulose-Erkrankungen auf Asien und Afrika, während es in Europa 2,2 Prozent waren.

Warum steigen die Zahlen?

Sowohl August Stich als auch die DAHW sehen als Ursache für den Anstieg der Erkrankungen hierzulande unter anderem die Flüchtlingsbewegungen aus der Ukraine als auch aus dem globalen Süden. In diesen Regionen seien zum einen die diagnostischen Möglichkeiten sowie die hygienischen Verhältnisse nicht auf europäischen Standard. So könne sich die Krankheit dort leichter ausbreiten.

Besteht Ansteckungsgefahr?

"Tuberkulose ist eine ansteckende Krankheit, aber nur die Tuberkulose der Lunge. Ein Großteil der Betroffenen hat aber eine geschlossene Tuberkulose und die ist nicht ansteckend", berichtet Prof. Stich. Die Übertragung der Tuberkulose erfolgt fast ausschließlich von Mensch zu Mensch durch die Einatmung kleinster Tröpfchen. Der Infektiologe sieht aber trotz steigender TBC-Diagnosen keine erhöhten Ansteckungszahlen der "einheimischen Bevölkerung". Er sehe "Tuberkulose hauptsächlich aus dem subsaharischen Afrika und aus Osteuropa. Aber wir haben keine Hinweise darauf, dass die Tuberkulose auf die deutsche Bevölkerung überspringt", sagt Stich.

Heilungschance 100 Prozent

An der Uniklinik Würzburg wurde jetzt ein Patenprojekt gestartet. Dabei kümmern sich jeweils zwei studentische Mitarbeitende um einen TBC-Patienten. Damit soll gewährleistet werden, dass der Patient die Behandlung kontinuierlich "durchzieht" und die verschriebenen Medikamente regelmäßig nimmt. Der Erfolg ist durchschlagend: "Wir haben tatsächlich bisher die Erfahrung gemacht, dass wir damit alle Patienten bis zum Ende der Behandlung erreichen und durchcoachen können", so Stich. Bei den bisher behandelten Erkrankten habe die Klinik so eine Heilungsquote von 100 Prozent erreicht.

Im Video: Schatten des Todes – die Geschichte der Seuchen

Vielleicht ist es diesmal der richtige Farbstoff.
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Schatten des Todes - Die Geschichte der Seuchen

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