Gelbe Säcke warten in Ansbach auf Abholung
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Kein schöner Anblick? Mehrere Kommunen noch ohne Gelbe Säcke

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"Kein schöner Anblick" - Mehrere Kommunen noch ohne Gelbe Säcke

Wie Plastikmüll am besten entsorgt werden sollte, darüber herrscht in Bayern Uneinigkeit. Die meisten Kommunen haben Gelbe Säcke, doch einige Gemeinden halten das Holsystem für wenig effektiv, teuer oder einfach nur hässlich – so wie Traunstein.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

In den meisten Kommunen in Bayern wird der Plastikmüll in Gelben Säcken oder der Gelben Tonne abgeholt – aber noch nicht in allen. Das prominenteste Beispiel: München.

Während die bayerische Landeshauptstadt mit einem Anfang des Jahres gestarteten, zweijährigen Pilotprojekt aber herauszufinden versucht, ob ihr System mit Wertstoffinseln eine gute Idee ist, wollen andere Kommunen wie die Landkreise Cham, Deggendorf, Freyung-Grafenau, Fürstenfeldbruck, Miesbach, Regen, Rosenheim, Passau und Traunstein sowie die Städte Memmingen, Passau, Rosenheim und Weiden am umstrittenen Bringsystem festhalten, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. 

München ist Schlusslicht beim gesammelten Plastikmüll

Dabei sprechen die Zahlen auf den ersten Blick eine ziemlich deutliche Sprache: Die Landeshauptstadt München, die Verpackungen bislang in Depotcontainern sammelt, zu denen Verbraucher sie bringen müssen, erfasst laut dem Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen (VBS) nur rund 5,7 Kilogramm Leichtverpackungen pro Kopf und Jahr und damit drastisch weniger als der bundesweite Durchschnitt von 32 Kilo. 

"Ein Bringsystem hat sich bei Verpackungen nicht bewährt", sagt VBS-Geschäftsführer Rüdiger Weiß. München sei "bundesweites Schlusslicht in Sachen pro Kopf erfasster Verpackungsabfälle". Sein Fazit: "Man muss es den Bürgern möglichst einfach machen, und das heißt haushaltsnahe Sammlung."

Gegner des Gelben Sacks kritisieren Kosten und Fehlwurfquote

In Regionen, die bislang auf ein Abholsystem verzichten, sieht man das aber bisweilen anders. Ein Sprecher des Landratsamtes Traunstein betont, dass es dort "seit über 30 Jahren ein gut funktionierendes und flächendeckendes Wertstoffhofsystem" gebe, "das sehr gut von den Bürgerinnen und Bürgern angenommen wird". Die CO₂-Bilanz falle bei einer Abholung besser aus und die Wertstoffe würden im Wertstoffhof besser sortiert als im Haushalt: "Beim Gelben Sack beträgt die Fehlwurfquote um die 30 Prozent, bei der Gelben Tonne sogar bis zu 50 Prozent".

Ähnlich sieht man das in Straubing und auch in Rosenheim: Man müsse Gegebenheiten wie Bevölkerungsdichte, Kosten und Benutzerfreundlichkeit berücksichtigen, heißt es aus dem dortigen Landratsamt. Auch der Zweckverband Abfallwirtschaft Donau-Wald, der für den Plastikmüll in den Landkreisen Deggendorf, Regen, Passau, Freyung-Grafenau und der Stadt Passau zuständig ist, betont die höheren Kosten eines Holsystems.

In München wird der Plastikmüll nun probeweise abgeholt

In Kempten will die ZAK Abfallwirtschaft das Bringsystem bis Ende 2026 evaluieren und gegebenenfalls umstellen. Ebenso in München: Die Landeshauptstadt hat sich entschieden, das bisherige Bringsystem zumindest mal auf die Probe zu stellen. Seit 1. Januar gibt es in fünf Testregionen mit jeweils rund 12.000 Einwohnern entweder eine Gelbe Tonne, eine Wertstofftonne oder Gelbe Säcke. Bis Ende 2026 soll der Pilotversuch laufen, dann soll eine Ökobilanz entscheiden, ob der Plastikmüll in der Landeshauptstadt künftig doch abgeholt werden soll. 

Abfallwirtschaft geht gegen Umstellung vor Gericht

Auch im Landkreis Regensburg soll zum 1. Mai die Gelbe Tonne eingeführt werden. Allerdings hat die Hälfte der betroffenen Dualen Systeme beim Verwaltungsgericht Klage gegen die Pläne eingereicht. Ein Rechtsstreit verzögert die geplante Umstellung von einem Bring- auf ein Holsystem auch im Landkreis Pfaffenhofen, der seit 2020 versucht, Gelbe Tonnen einzuführen – zum Unmut des Abfallunternehmens, das dagegen klagte.

Traunstein setzt lieber auf glückliche Touristen

Die Stadt und der Landkreis Hof haben zu Jahresbeginn von einem Bring- auf ein Holsystem umgestellt. Im Landkreis Traunstein gibt es – aus den genannten Gründen – keine solchen Pläne. Und außerdem noch ein Gegenargument des Landratsamtes: Aus dessen Sicht sind "die Gelben Säcke kein schöner Anblick in unserer touristisch geprägten Region".

Mit Informationen von dpa

Im Video: München testet den Gelben Sack

Gelber Sack liegt auf Bürgersteig
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Gelber Sack liegt auf Bürgersteig

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