Robert Koch war zweifellos ein großer Mediziner. Schließlich entdeckte er die gefährlichen Erreger, die Tuberkulose, Milzbrand oder Cholera auslösten. Mit seiner Entdeckung war der Arzt und Forscher, der am 11. Dezember 1843 in Clausthal im Harz geboren wurde, zugleich auch Pionier, Revolutionär und für viele Menschen Lebensretter. Was allerdings bei der Darstellung seines Lebenswerks oft vergessen wird: Für seine Forschungen führte der Wissenschaftler unter anderem auch Versuche an Menschen in Afrika durch und nahm deren Tod billigend in Kauf.
Robert Koch, der Pionier
Pionier war Koch, weil er mit seinen Erkenntnissen erstmals beweisen konnte, dass für die Übertragung von Infektionskrankheiten allein Bakterien verantwortlich sind. Das war neu und für die Medizin eine Revolution, glaubte die Wissenschaft - unter ihnen namhafte Forscher wie Max von Pettenkofer - doch noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts daran, Infektionskrankheiten würden von giftigen Dämpfen aus dem Erdreich übertragen werden. Mit den Erkenntnissen Kochs wurden Infektionskrankheiten heilbar. Millionen von Menschen rettete er so das Leben.
Koch entdeckte die Erreger von Milzbrand, Tuberkulose und Cholera
Robert Koch war ein rastloser Forscher. Sein ganzes Leben lang war er auf der Suche nach den Erregern zahlreicher Krankheiten. 1876 gelang es ihm, den Erreger des Milzbrands (Bacillus anthracis) außerhalb des Organismus zu kultivieren und seinen Lebenszyklus zu beschreiben. Damit konnte erstmals lückenlos die Rolle eines Krankheitserregers beschrieben werden. 1882 entdeckte er dann den Erreger der Tuberkulose. Nur ein Jahr später, 1883, konnte er auf einer Forschungsreise nach Ägypten und Indien, wo in dieser Zeit Cholera-Epidemien wüteten, auch den Cholera-Erreger nachweisen.
Impfung gegen Tuberkulose misslang
Doch nicht alles gelang Koch. 1890, als er auf dem 10. Internationalen Mediziner-Kongress in Berlin einen Impfstoff gegen Tuberkulose vorstellte und Tausende Tuberkulose-Kranke aus ganz Europa herbeiströmten, konnte Koch die Erwartungen nicht erfüllen. Der Impfstoff Tuberkulin hielt nicht, was Koch versprach. Probanden starben. Koch musste das Mittel wieder zurückziehen.
Menschenversuche in Afrika
Der Tuberkulin-Skandal führte schließlich zu einem häufig vergessenen, aber äußerst dunklen Kapitel im Forscherleben von Koch. Um Tests von Wirkstoffen nicht mehr in Deutschland durchführen zu müssen, wich er zur Erprobung möglicher Arzneimittel nach Afrika, in die damaligen deutschen Kolonien aus. Dort testete er verschiedene Präparate gegen die um die Jahrhundertwende viele Opfer fordernde Schlafkrankheit an Einheimischen ohne deren Einwilligung - und zudem mit deutlich höheren Dosen als in den in der Heimat durchgeführten Tests. Er nahm damit die schweren Nebenwirkungen, die vor allem von dem eingesetzten Mittel Atoxyl längst bekannt waren, billigend in Kauf. Atoxyl führte bei den Testpersonen zu starken Schmerzen, zur Erblindung und bei einigen Patienten sogar zum Tod.
Robert Koch: Nobelpreis krönte seinen Werdegang
Robert Kochs Werdegang war allerdings nahezu makellos. Er absolvierte sein Studium im Blitztempo. Bereits mit 22 Jahren war er promovierter Arzt, mit 23 Jahren heiratete er seine Jugendfreundin Emmy und fand eine erste Anstellung als Landarzt bei Hannover. Es folgten die Arbeiten in einer wenig einträglichen eigenen Praxis, als Lazarettarzt im Deutsch-Französischen-Krieg und eine Anstellung als Amtsarzt im heutigen Polen.
Von 1891 bis 1904 leitete er die erste eigene Abteilung zur Erforschung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten im neu gegründeten Königlich Preußischen Institut. Bis heute trägt die Einrichtung seinen Namen: Robert-Koch-Institut. 1905 erhielt Koch für seine Forschungsergebnisse den Nobelpreis für Medizin. Er starb 1910 in Baden-Baden an einer Infektion, mit der er sich auf einer Reise in den Tropen angesteckt hatte.