Mitglieder der Umweltorganisation Greenpeace protestieren in gelben Schutzanzügen gegen Glyphosat.
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Archivbild: Mitglieder der Umweltorganisation Greenpeace protestieren in gelben Schutzanzügen gegen Glyphosat.

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Weitere Glyphosat-Zulassung? EU-Behörde gibt grünes Licht

Es gibt keine wissenschaftlichen Einwände gegen eine Verlängerung der EU-Zulassung von Glyphosat - so das Fazit der EU-Lebensmittelbehörde EFSA. Letztlich entscheiden werden die EU-Mitglieder. Die Deutsche Umwelthilfe kündigt rechtliche Schritte an.

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Als unkritisch bewertet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine erneute Zulassung des Unkrautvernichters Glyphosat in der Europäischen Union. Die EFSA habe in der Risikobewertung des Wirkstoffs in Bezug auf das von ihm ausgehende Risiko für Mensch und Tier sowie für die Umwelt keine kritischen Bereiche festgestellt, die Anlass zur Sorge geben, hieß es in einer veröffentlichten Neubewertung von Glyphosat durch die Behörde.

Diese Einschätzung sei Ergebnis der über dreijährigen Arbeit von Dutzenden Wissenschaftlern der EFSA und der Mitgliedstaaten. "Sie basiert auf der Auswertung vieler Tausend Studien und wissenschaftlicher Artikel", erklärte der Leiter der EFSA-Risikobewertung, Guilhem de Seze.

Ernährung und Wasserpflanzen: Relevante Daten fehlen

Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Allerdings war die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) im vergangenen Jahr zu dem Schluss gekommen, dass es die wissenschaftlichen Kriterien für eine Einstufung als krebserregender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoff nicht erfüllt. Die EFSA präzisierte nun, einer weiteren Zulassungsverlängerung würde es im Wege stehen, sollte ein Problem mit dem Mittel "alle vorgeschlagenen Verwendungen des zu bewertenden Wirkstoffs" betreffen. Dies sei nicht der Fall.

Gleichwohl konnten die Untersuchungen in einigen Bereichen den EFSA-Experten zufolge nicht abgeschlossen werden, da relevante Daten fehlten. Dies betrifft demnach unter anderem mögliche Risiken für die Ernährung der Verbraucher und die Bewertung der Risiken für Wasserpflanzen. Auch die Auswirkungen auf die Artenvielfalt hätten noch nicht abschließend bewertet werden können, erklärte die Behörde.

Mitgliedstaaten entscheiden über Wiederzulassung

Mit der Bewertung der EFSA tritt der Wiederzulassungsprozess von Glyphosat in der EU in seine finale Phase. Auf Grundlage der wissenschaftlichen Schlussfolgerungen der Behörde wird die Europäische Kommission einen Verordnungsentwurf über die Verlängerung oder Nichtverlängerung der Zulassung des Wirkstoffs ausarbeiten. Die Mitgliedsstaaten werden voraussichtlich im dritten Quartal darüber abstimmen. Die Zulassung von Glyphosat in der EU läuft noch bis zum 15. Dezember dieses Jahres.

Zur Debatte steht eine weitere Verlängerung um fünf Jahre. Die EU-Kommission hatte zuletzt 2017 eine fünfjährige Verlängerung in Erwartung einer neuen wissenschaftlichen Bewertung beschlossen. Im Dezember 2022 wäre die Genehmigung abgelaufen, wurde aber erneut um ein Jahr verlängert, weil das Peer-Review noch fehlte.

Andere Bewertung durch WHO: Umwelthilfe will klagen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Einschätzung von Glyphosat als unkritisch durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit scharf und kündigt weitere rechtliche Schritte an.

"Die neue Einschätzung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit zu Glyphosat widerspricht der Bewertung durch die Weltgesundheitsorganisation und zahlreichen wissenschaftlichen Studien. Produkte mit Glyphosat dürfen nicht länger in Deutschland zugelassen werden", erklärt Jürgen Resch, DUH-Bundesgeschäftsführer. Die Deutsche Umwelthilfe wolle die Gefahr, die von hochgiftigen Pestiziden ausgehe, nicht länger hinnnehmen und werde noch im Juli mit fachlicher Unterstützung von foodwatch Klage gegen die Zulassung des Glyphosat-Produkts Roundup Powerflex einreichen.

Mit Informationen von Reuters und AFP

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