Feuerwehrleute versuchen einen Waldbrand im Dorf Avantas in der Nähe der Stadt Alexandroupolis zu löschen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Achilleas Chiras

Feuerwehrleute versuchen einen Waldbrand im Dorf Avantas in der Nähe der Stadt Alexandroupolis zu löschen.

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Heftige Waldbrände in Griechenland, sowie auf Teneriffa und Elba

Im Nordosten Griechenlands und nahe Athen stehen große Flächen in Flammen, es gab Tote. Auf Teneriffa weiten sich die Waldbrände ebenfalls aus - auch hier geht man von Brandstiftung aus. Auf Elba mussten ebenfalls Hunderte Menschen vor Feuer fliehen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein Feuerwehrmann löscht die Flammen eines Waldbrandes in der Nähe der Stadt Alexandroupolis
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In Griechenland haben die Behörden innerhalb von 24 Stunden 60 neue Brandherde gezählt. Auch Todesopfer wurden gefunden.

In der Nacht auf Dienstag haben Feuerwehrleute und Anwohner vielerorts in Griechenland erneut verzweifelt versucht, Häuser und Ortschaften vor gewaltigen Bränden zu retten. Besonders schwierig ist die Situation im Nordosten des Landes: Im Nationalpark Dadia gab es Tote. Fernsehbilder zeigten, wie die Menschen in den Vororten der Hafenstadt Alexandroupolis um ihre Häuser kämpften. Das Universitätskrankenhaus sowie zahlreiche umliegende Ortschaften der Stadt wurden evakuiert. Auch auf den Inseln Euböa und Kythnos sowie westlich von Athen und nahe der nordgriechischen Hafenstadt Kavala toben große Feuer, nachdem man Ende Juli schon gehofft hatte, das Schlimmste hinter sich zu haben.

Auf der spanischen Insel Teneriffa breiten sich die Flammen ebenfalls weiter aus, trotzdem besteht hier Hoffnung auf Besserung. Derweil hat sich auf der italienischen Insel Elba ein Feuer entzündet, wegen des rund 700 Menschen ihre Häuser und einen Campingplatz verlassen mussten.

Griechenland: Größter Brandherd im Nationalpark Dadia

Der weitaus größte Brandherd in Griechenland liegt im Nationalpark Dadia weit im Nordosten des Landes nahe der Grenze zur Türkei. Dort wehen starke bis stürmische Winde und heizen die Flammen an. Am Dienstag wurden dort die verbrannten Leichen von 18 Menschen gefunden. Da niemand vermisst gemeldet wurde, geht die Feuerwehr davon aus, dass es sich um illegale Einwanderer handelt. Zuvor war in der Nähe die Leiche eines ebenfalls mutmaßlichen Migranten gefunden worden, der offenbar an einer Rauchvergiftung gestorben war.

Im Waldgebiet von Dadia verstecken sich immer wieder Flüchtlinge, die illegal aus der Türkei über den Grenzfluss Evros nach Griechenland einreisen. In der Region Böotien westlich von Athen war am Montag ein Schäfer ums Leben gekommen, der versucht hatte, seine Tiere vor den Flammen zu retten.

Rauchschwaden ziehen hunderte Kilometer weit

Die Rauchschwaden der gewaltigen Brandherde von Dadia sind so groß, dass der Qualm noch viele hundert Kilometer entfernt deutlich zu sehen und zu riechen ist. So wurden die Bewohner und Touristen auf den mehr als 500 Kilometer westlich entfernten Inseln Ithaka und Kefalonia im Ionischen Meer am Dienstagmorgen von Rauchwolken und Gestank geweckt, der Himmel war verdunkelt. Satellitenbilder zeigten, dass die Schwaden sogar Italien erreichen können, wenn der Wind entsprechend weht.

Evakuierungen auf Euböa und anderen Inseln

Eine alptraumhafte Nacht verbrachten die Menschen der Orte Nea Artaki und Psachna auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa. Dort tobte auf einem Berg ein großer Brand, der die Ortschaften bedrohte. Das Industriegebiet von Nea Artaki und andere Siedlungen mussten evakuiert werden. Es seien Häuser und Ställe abgebrannt, berichteten griechische Medien, vielerorts fielen Wasser und Strom aus, weil Strommasten verbrannten und die Leitungen mit sich rissen.

Ähnlich sah es auf der Insel Kythnos aus, wo es seit Montag an zwei Fronten brennt und die Flammen noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnten. Vier Siedlungen wurden dort bislang evakuiert, noch sei das Feuer aber nicht bis an die Häuser gelangt. Auch Hotels seien nicht bedroht, sagte der Bürgermeister der Insel gegenüber Journalisten.

Behörden gehen von Brandstiftung aus

15 Kilometer westlich von Athen brach am Dienstagmorgen ein Brand in der Gemeinde Aspropyrgos aus. Auch dort herrschen starke Winde, Anwohner wurden per Warn-SMS dazu aufgerufen, die Gegend zu verlassen. Drei Löschhubschrauber und 27 Löschzüge waren im Einsatz, um die Flammen bei starkem Wind zu bekämpfen.

Dort, wie auch beim Waldbrand von Dadia, gehen die Behörden von Brandstiftung aus, wobei mutmaßliche Täter noch nicht festgestellt wurden. Allerdings waren beispielsweise am Montag in Dadia binnen zwei Stunden zwölf Feuer ausgebrochen, was als ein klares Indiz für Brandstiftung angesehen wird.

Keine Entspannung in Sicht

Die Aussichten für die Entwicklung der Brände in Griechenland ist denkbar schlecht: Für fast ganz Griechenland warnte der Zivilschutz vor sehr hoher bis extrem hoher Waldbrandgefahr. Problematisch bleiben vor allem die starken Winde und mancherorts auch Sturmböen, die die Flammen vor sich her treiben und die Feuerfront ausweiten. Sie machen die Löscharbeiten fast unmöglich und für die Löschhubschrauber und -flugzeuge zudem sehr gefährlich.

EU sagt Hilfe zu - auch aus Deutschland

Die EU sagte Griechenland wegen der angespannten Lage erneut Hilfe zu. Um die Brände zu bekämpfen, sei weitere Hilfe auf dem Weg, postete am Dienstagmorgen Janez Lenarcic, der für Krisenmanagement zuständige EU-Kommissar, auf der Online-Plattform X. "Zusätzlich zu zwei Löschflugzeugen aus Zypern und Feuerwehrleuten aus Rumänien sind fünf weitere Flugzeuge und ein Hubschrauber sowie zusätzliche Feuerwehrleute auf dem Weg", schrieb er.

Die Hilfe kommt demnach aus Deutschland, Kroatien, Schweden und Tschechien. Zwei der Löschflugzeuge seien aus Deutschland angekündigt, sagte ein Sprecher der griechischen Feuerwehr dem Staatssender ERT. Die Hilfe erfolgt im Rahmen des Katastrophenschutz-Mechanismus der Europäischen Union (EU), den Athen in diesem Jahr bereits für andere Großbrände angefragt und erhalten hatte.

Feuer auf Teneriffa erfassen gut sieben Prozent der Inselfläche

Auch bei den Waldbränden auf der spanischen Insel Teneriffa sieht es die Polizei als erwiesen an, dass das Feuer auf Brandstiftung zurückzuführen ist. Trotz großer Fortschritte bei der Bekämpfung der Flammen breiten sich die verheerenden Flammen vorerst weiter aus. Das vor sechs Tagen ausgebrochene Feuer erfasste bisher im Norden und Nordosten der Kanaren-Insel knapp 15.000 Hektar, wie die Behörden in der Nacht mitteilten. Das sind mehr als sieben Prozent des gesamten Territoriums der Insel.

Die Behörden hoffen jedoch, die Feuer bald unter Kontrolle bringen zu können, weil die Winde nachlassen, die Temperaturen sinken und die Luftfeuchtigkeit steigt. "Es wird nicht einfach sein (...), aber wir hoffen, dass wir das Feuer in den nächsten Tagen völlig unter Kontrolle haben werden", sagte der für Territorialpolitik zuständige Regionalminister Manuel Miranda.

Evakuierungsanordnungen sollen aufgehoben werden

Die Flammen wurden auch in der Nacht zum Dienstag nach amtlichen Angaben von mehr als 250 Einsatzkräften pausenlos bekämpft. Nach Tagesanbruch sollten wieder zwei Dutzend Lösch-Flugzeuge und Hubschrauber eingesetzt werden. Auch diesen Kräften ist es zu verdanken, dass im Unterschied zu Griechenland bisher keine Wohngebiete von den Flammen erfasst wurden. Nach Behördenangaben hat das Feuer bisher kein Haus zerstört. Es gab demnach auch keine Verletzten.

Die Inselrats-Präsidentin Rosa Dávila kündigte an, man könne die Evakuierungsanordnungen nach und nach aufheben. Die Zahl der bislang Evakuierten wurde auf 13.000 geschätzt. Touristische Gebiete waren den Angaben zufolge davon nicht betroffen. Bei einem Besuch der Insel versprach Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez Hilfe beim Wiederaufbau.

Campingplatz und Häuser auf Elba evakuiert

Auch auf der italienischen Urlaubsinsel Elba hat sich wieder ein problematischer Waldbrand entzündet. Starker Wind sorgte dafür, dass sich die Flammen rasch ausbreiteten. Am Montagabend gegen 21 Uhr schlugen Anwohner Alarm. Ein Campingplatz und mehrere Wohnhäuser wurden evakuiert, laut Zivilschutz der Region Toskana mussten sich rund 700 Menschen in Sicherheit bringen.

Von den Flammen betroffen sind insbesondere die Wälder zwischen den Orten Rio Marina, Porto Azzurro und Ortano. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht. Insgesamt sind dem Zivilschutz zufolge bisher 14 Hektar abgebrannt. Durch die intensive Arbeit der Einsatzkräfte in der Nacht sei Brand weitgehend unter Kontrolle, die Löscharbeiten dauerten aber noch an. Sollte sich die Situation nicht verschlechtern, könnten am Abend die evakuierten Menschen wieder in ihre Häuser und Unterkünfte zurückkehren.

Mit Informationen von dpa und AFP

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