Der Bug des russischen Tankers "SIG" der Ende März vor Istanbul zu sehen ist
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Der Bug des russischen Tankers "SIG" der im März vor Istanbul zu sehen ist: Eine ukrainische Drohne soll ihn nun nahe der Krim beschädigt haben.

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Ukraine attackiert russischen Öltanker nahe der Krim

Nach Ende des Getreideabkommens greift die Ukraine vermehrt russische Ziele an der Schwarzmeerküste an. Zwei russische Schiffe wurden seit vorgestern beschädigt. Kiew will die Attacken fortsetzen und erklärte Häfen der Region zum Kriegsrisikogebiet.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

In der Straße von Kertsch am Schwarzen Meer ist ein russischer Tanker von einer ukrainischen Marinedrohne getroffen worden. Der Tanker "SIG", der nach ukrainischen Angaben "Treibstoff für russische Truppen transportierte", sei in der Nacht zu Samstag vor der Krim angegriffen worden.

Das Schiff sei von einer mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladenen Seedrohne getroffen worden, sagt ein Insider aus Kreisen der ukrainischen Geheimdienste der Nachrichtenagentur Reuters. Nach russischen Angaben schwimmt das Schiff trotz eines Lochs aber noch.

Ukraine und Russland bestätigen Angriff

Der "erfolgreiche Spezialeinsatz" gegen den russischen Tanker sei gemeinsam mit der Marine in ukrainischen Hoheitsgewässern erfolgt, hieß es aus ukrainischen Sicherheitskreisen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Das Schiff sei "gut mit Treibstoff beladen gewesen, sodass das 'Feuerwerk' von Weitem gesehen werden konnte".

Der Tanker "SIG" sei am Freitag gegen 23.20 Uhr (22.20 Uhr MESZ) südlich der Meerenge vor der Halbinsel Krim getroffen worden, erklärte Russlands "Föderaler Dienst für Wasserwege und Schiffsverkehr" am Samstag im Onlinedienst Telegram. Die "SIG" habe "wahrscheinlich infolge eines Angriffs mit einer Marinedrohne" nun ein Loch in Höhe der Wasserlinie im Bereich des Maschinenraums, teilte die Behörde mit.

Eine Ölsperre sei um das Schiff herum errichtet worden, die Reparatur werde vorbereitet. Der Chemikalientanker "SIG" ist von den USA mit Sanktionen belegt, weil er russischen Streitkräften in Syrien Treibstoff geliefert hatte.

Russland meldet nur Leichtverletzte

Eine Explosion auf dem Schiff sei von der Halbinsel aus zu sehen gewesen und Anwohner hätten sie für eine Explosion in der Nähe der Siedlung Jakowenkowo unweit der Brücke gehalten, schrieb Wladimir Rogow, ein Vertreter der russischen Besatzungsbehörden in der südukrainischen Region Saporischschja, im Onlinedienst Telegram.

Mehrere Besatzungsmitglieder wurden Rogow zufolge durch Glasscherben verletzt. Die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti berichtete unter Berufung auf das Koordinierungszentrum für Seenotrettung in Noworossijsk, es habe keine Todesopfer gegeben.

Ukraine erklärt Teile der Schwarzmeerküste zu Kriegsrisikogebiet

Die ukrainische Schifffahrtsbehörde erklärte sechs Häfen an der russischen Schwarzmeerküste zum Kriegsrisikogebiet. Dies betreffe die Häfen von Taman nahe der Krim-Brücke im Westen über Anapa, Noworossijsk, Gelendschik und Tuapse bis hin nach Sotschi im Osten kurz vor der georgischen Grenze.

Erst am Freitag hatte die Ukraine nach eigenen Angaben einen Drohnenangriff auf ein russisches Marineschiff auf dem Stützpunkt Noworossijsk im Süden Russlands ausgeführt. Russland erklärte, einen versuchten Angriff ukrainischer Streitkräfte "mithilfe von zwei unbemannten Booten" auf den Stützpunkt abgewehrt zu haben.

Aus Kiew hieß es hingegen, der Angriff sei "erfolgreich" gewesen. "Das Ziel war es, zu zeigen, dass die Ukraine jedes russische Kriegsschiff in dieser Zone angreifen kann", hieß es aus ukrainischen Sicherheitskreisen.

Die Angriffe beider Seiten in der Region haben zugenommen, seit Moskau im vergangenen Monat aus dem Getreideabkommen ausgestiegen ist, das ukrainische Getreideexporte durch das Schwarze Meer ermöglicht hatte.

Früherer Präsident Medwedew droht mit Umweltkatastrophe

Der ukrainische Geheimdienstchef Wassyl Maljuk bezeichnete die jüngsten Drohnenattacken als "rechtmäßig". Es handele sich um einen "absolut logischen und effektiven Schritt" gegen den Feind, teilte Maljuk am Samstag im Telegram-Kanal des Geheimdienstes SBU in Kiew mit. "Solche Spezialoperationen werden in den territorialen Gewässern der Ukraine ausgeführt und sind vollkommen rechtmäßig", sagte der SBU-Chef.

Dagegen meinten russische Kommentatoren, die Ukraine habe versucht, mit dem "Terroranschlag" gegen ein ziviles Schiff eine ökologische Katastrophe im Schwarzen Meer auszulösen.

In einer ersten Reaktion drohte der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, der Ukraine mit weiteren Angriffen auf deren Häfen und umfassenden Umweltschäden. Der frühere Präsident erklärt in sozialen Medien, die Ukraine wolle eine Umweltkatastrophe anrichten und solle deswegen selbst von einer solchen Katastrophe getroffen werden. Die bisherigen russischen Angriffe auf ukrainische Häfen wie Odessa und Ismajil reichten nicht aus.

Russland meldet Erfolge im Nordosten der Ukraine

Unterdessen erklärte das russische Verteidigungsministerium am Samstag, die eigenen Armeeeinheiten hätten eine Siedlung im Nordosten der Ukraine eingenommen. "Im Raum Kupjansk wurde die Siedlung Nowoseliwske dank des kompetenten und professionellen Vorgehens der Militäreinheiten des westlichen Kommandos befreit", teilte das russische Verteidigungsministerium im Onlinedienst Telegram mit.

Kiew hatte aus der Gegend um Kupjansk bereits verstärkte Angriffe gemeldet. "Die Zahl der feindlichen Angriffe hat zugenommen. Es kommt zu schweren Kämpfen", hatte die ukrainische Armeesprecherin Hanna Maliar im Onlinedienst Telegram mitgeteilt. Russische Truppen zielten ihrer Ansicht nach darauf ab, ukrainische Ressourcen in dieses Gebiet zu lenken, während die Ukraine ihre Gegenoffensive im Süden verfolge.

Mit Informationen von AFP, REUTERS und dpa

Im Video: Friedensinitiative in Saudi-Arabien

Die Ukraine hat nahe der Krim-Brücke einen russischen Tanker angegriffen. Unterdessen gibt es einen neuen Anlauf für eine Friedensinitiative.
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Die Ukraine hat nahe der Krim-Brücke einen russischen Tanker angegriffen. Unterdessen gibt es einen neuen Anlauf für eine Friedensinitiative.

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