95 Prozent der Solarzellen in Deutschland werden mittlerweile aus China geliefert.
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95 Prozent der Solarzellen in Deutschland werden mittlerweile aus China geliefert.

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Solarenergie: Sind wir zu abhängig von China?

Deutschland will die Energiewende vollziehen - nachhaltig und erneuerbar soll in Zukunft die Energie sein. Doch ein Großteil der benötigten Teile für Solaranlagen kommt aus China. Eine Abhängigkeit, die gefährlich werden kann.

Über dieses Thema berichtet: Münchner Runde am .

Seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sind nachhaltige Energiequellen, wie Solar- oder Windparks, mehr als nur ein Bauteil im Kampf gegen den Klimawandel. Sie sollen auch in angespannten Zeiten vor Ort Strom produzieren, wenn ausländische Partner - wie nun Russland - die Lieferungen einstellen. Doch Experten und Unternehmen kritisieren, dass Deutschland hierbei immer mehr in die nächste Abhängigkeit gerät - etwa, was Solarzellen aus China betrifft.

Solarprojekte verschieben sich wegen Lieferverzögerung

"Wir sind zu 100 von China abhängig", sagt der Unternehmer Amir Roughani. Seine Münchner Firma Vispiron baut Solaranlagen in Bayern - doch seit es Verzögerungen bei den Lieferketten aus China gibt, steht der Bau neuer Anlagen immer häufiger erst einmal still. "Auftragsbestätigungen, die sonst innerhalb weniger Stunden oder weniger Tage da sind, haben sich jetzt über Monate hinausverzögert", erzählt der Unternehmer. "Wir haben jetzt einige Projekte, die erst nächstes Jahr oder vielleicht erst übernächstes Jahr gebaut werden können."

Bayerische Solarzellen-Hersteller leiden unter Preisdruck

Rund 95 Prozent der Solarzellen in Deutschland kommen aus China. Auch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) sieht die geringe Produktion von Solarzellen in Deutschland mit Sorge. Er sei vor Jahren bei einem Hersteller für Solarzellen in Unterfranken gewesen, der damals schon über den Preisdruck aus China geklagt habe. "Und der ist jetzt weg", sagte Aiwanger in der Münchner Runde im BR Fernsehen. Bayerische Firmen würden einfach nicht mehr mit den Preisen der chinesischen Konkurrenz mithalten können.

Weniger Massenproduktion, mehr Effektivität

China unterbietet – nicht nur bei der Produktion von Solarmodulen - seine Wettbewerber. Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern, erklärte, dass sich die Wirtschaftsmacht in den vergangenen Jahren die dafür nötigen Rohstoffe strategisch gesichert und mit niedrigen Energiekosten hergestellt habe. Auch sei eine Massenproduktion in Deutschland "schlichtweg nicht mehr wettbewerbsfähig". Dennoch gebe es Möglichkeiten, die Solarindustrie in Deutschland wieder auszubauen: "Wir können bessere Solarzellen bauen." Solarzellen also, die effektiver sind und mit denen mehr Strom hergestellt werden kann.

Auch für Unternehmer Amir Roughani ist dies der einzige Weg, um langfristig unabhängig zu werden: "Wir müssten die zentralen wirtschaftlichen Felder, die wir keineswegs in eine Abhängigkeit bringen wollen, in Europa ansiedeln." Denn: "Sollte es politisch eine Richtung geben, in der wir – ähnlich wie in Russland – uns nicht mehr mit chinesischen Produkten beliefern lassen möchten, sehe ich immense, nahezu dramatische Folgen für unsere Klimaziele, denn der Ausbau erneuerbarer Energien, insbesondere Speicher, Solarinfrastruktur ist vollkommen abhängig von China."

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