Armin Laschet und Markus Söder konkurrieren um die Kanzlerkandidatur
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Vom Schattenboxen zum Kanzler-Machtkampf

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Söder, Laschet und die K-Frage: Drei Szenarien

Der Streit um die Kanzlerkandidatur in der Union ist verfahren. In CDU und CSU herrscht viel Ratlosigkeit - eine gesichtswahrende Lösung, die keinen Konkurrenten und keine Partei beschädigt, fällt niemandem ein. Drei Szenarien einer möglichen Lösung.

Wie geht es weiter im Ringen um die Kanzlerkandidatur der Union? Der erste CDU-Ministerpräsident rückt von Laschet ab, die Junge Union stellt indes ein Ultimatum. Setzt sich Armin Laschet durch oder wird es doch Markus Söder? Drei Szenarien.

Szenario 1: CSU-Chef Söder zieht zurück – Laschet wird Kanzlerkandidat

CSU-Chef Markus Söder [zum Portrait] ist in einer komfortableren Position als CDU-Chef Armin Laschet [zum Portrait] – weil sein Job als Parteivorsitzender nicht gefährdet ist. Söder hatte am Sonntag angeboten, Kanzlerkandidat zu werden, "wenn die CDU in der Breite das will". Mit Verweis darauf, eine weitere Spaltung verhindern zu wollen, könnte Söder noch verzichten. Die CSU würde ihm das nicht allzu sehr verübeln, er bliebe in Bayern, hätte aber dokumentiert, dass er bereit gewesen wäre. Durch sein Auftreten in den vergangenen Tagen mag Söder manche verprellt haben, insgesamt dürften ihm die eigenen Wählerinnen und Wähler in Bayern das aber verzeihen. Enttäuscht dürften die CDU-Bundestagsabgeordneten sein, die sich in der Fraktion deutlich für Söder ausgesprochen haben.

Falls in den nächsten Stunden allerdings der Druck auf Laschet größer wird und sich nach Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff weitere namhafte CDU-Politiker für Markus Söder aussprechen, wird das Szenario vom Söder-Rückzug unwahrscheinlicher.

Szenario 2: CDU-Chef Laschet zieht zurück – Söder wird Kanzlerkandidat

Damit Armin Laschet seinen Hut wieder aus dem Ring holt, müsste er den Rückhalt seiner Partei verlieren. Allen voran müssten sich Mitglieder des CDU-Vorstands und des Präsidiums öffentlich auf die Seite von CSU-Chef Markus Söder schlagen. Es wäre für Laschet verheerend, wenn ihm plötzlich Schwergewichte wie der stellvertretende Parteivorsitzende Volker Bouffier oder Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ihre Unterstützung entziehen würden.

Absetzbewegungen zum eigenen Parteichef gibt es. In zahlreichen Landesverbänden der CDU formieren sich seit Tagen die Anhänger von Söder. Darunter sind auch Landesparteichefs wie Kai Wegner aus Berlin und Christian Hirte aus Thüringen. Mit Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff bringt inzwischen sogar ein CDU-Ministerpräsident seine Präferenz zu Umfragewerten ins Spiel: "Leider geht es jetzt nur um die harte Machtfrage: Mit wem haben wir die besten Chancen?", sagte Haseloff dem "Spiegel". Eine eindeutige Absage an Laschet.

Zudem gibt es in der Bundestagsfraktion scharfe Kritiker von Laschet. Sollte es zu einer Abstimmung in der Fraktion über den künftigen Kanzlerkandidaten der Union kommen, die Laschet verliert, müsste er aufgeben. Dass er noch den Rückhalt der Parteispitze hat, würde Laschet dann wohl nicht mehr helfen. Der CDU-Chef wäre nach nicht einmal drei Monaten im Amt schwer beschädigt.

Szenario 3: Söder und Laschet einigen sich auf ein Verfahren

Wird ein neuer Papst gesucht, ist das Verfahren klar: alle Kardinäle ab zum Konklave nach Rom, geschlossene Versammlung mit geheimer Wahl, weißer Rauch, fertig. Ein solches Konklave fordert auch Tilman Kuban, Chef der Jungen Union. Formal ist nämlich nicht geregelt, wie die Union einen Kanzlerkandidaten bestimmt. Söder und Laschet hatten angekündigt, sich zu einigen, das aber nicht geschafft. Sollte keiner der beiden nun zurückziehen, könnten sie bis zum Ende der Woche immerhin ein Einigungsverfahren vorstellen.

Denkbar wäre, dass die Bundestagsfraktion abstimmt. Entsprechende Forderungen stehen im Raum. Dagegen spricht: Eine Abstimmung würde den Riss durch die Fraktion in Zahlen festschreiben. Zuletzt warnte etwa der CDU-Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble vor einer solchen Abstimmung. Eine weitere Option: Die CDU-Landesverbände stimmen in ihren jeweiligen Vorständen ab. Auch hier würden sich aber viele Fragen stellen: Wie werden die Ergebnisse gewichtet? Inwiefern werden die Parteimitglieder vor Ort eingebunden? Wie unabhängig sind solche Abstimmungen, wenn sich die Landesspitze schon positioniert hat?

Im Gespräch ist auch eine Verhandlungsdelegation aus CDU- und CSU-Vertretern. Zuletzt von CSU-Seite ins Spiel gebracht, bisher von Laschet und seinen Unterstützern wenig euphorisch aufgenommen. Eine solche Zusammenkunft wäre ohnehin vermutlich nur ein Treffen der beiden Parteichefs mit ihren jeweiligen Truppen – Mehrwert daher unklar.

CSU-Landtagsfraktionschef Thomas Kreuzer hat derweil eine Online-Befragung aller Mitglieder von CDU und CSU vorgeschlagen. Das CSU-Präsidium lehnte das aus Zeitgründen ab. Vorteil: Alle Unions-Mitglieder zu fragen, hätte den Charme der Basisdemokratie. Nachteil: Es gibt einen Haufen rechtlicher Fragen, inwiefern eine solche Online-Abstimmung in kurzer Zeit ohne Manipulationsgefahr durchgeführt werden kann.

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