Flüchtlinge im Mittelmeer (Symbolbild)
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Flüchtlinge im Mittelmeer (Symbolbild)

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Seawatch: An Heiligabend 118 Menschen im Mittelmeer gerettet

Die deutsche Hilfsorganisation Seawatch hat nach eigenen Angaben am Heiligabend mehr als hundert Migranten im Mittelmeer aus Seenot gerettet – darunter 32 Kinder. Die Bekanntgabe der Rettungsaktion verband die Organisation mit einem Appell.

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Die deutsche Hilfsorganisation Seawatch hat an Heiligabend viele Menschen aus Seenot gerettet. Das Schiff "Sea-Watch 5" habe bei zwei Einsätzen am 24. Dezember insgesamt 118 Menschen gerettet, teilte die Organisation am Montag mit. Italien habe dem Schiff den rund 1.150 Kilometer entfernten Hafen Marina di Carrara zugewiesen.

Bei dem ersten Einsatz des Rettungsschiffes am Heiligabend konnten nach Angaben der Organisation 54 Menschen aus einem überfüllten Schlauchboot vor der libyschen Küste gerettet werden. Unmittelbar danach habe die "Sea-Watch 5" ein weiterer Notruf erreicht. Dabei seien weitere 64 Menschen gerettet und "sicher an Bord gebracht" worden.

Seawatch fordert sichere Fluchtwege

Zahlreiche der Geretteten litten an Erschöpfung, Dehydrierung und an chemischen Verbrennungen durch Öl-Meerwasser-Gemische, die sich in den Booten bildeten, hieß es. Von den 118 Menschen seien 32 Kinder und unbegleitete Minderjährige, das jüngste von ihnen drei Jahre alt. Die Geretteten würden an Bord erstversorgt.

"Es gibt keine stille Nacht, wenn Menschen auf der Suche nach Sicherheit übers Meer fliehen müssen", erklärte die Einsatzleiterin an Bord der "Sea-Watch 5", Anne Dekker. Es müssten "sichere Fluchtwege" geschaffen werden, um weitere Tragödien zu vermeiden. Libyen ist zusammen mit Tunesien Haupttransitland für Migranten, die über das Mittelmeer in die EU kommen wollen.

Tausende Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen

Die Vereinten Nationen haben die Migrationsroute über das Mittelmeer als die tödlichste der Welt bezeichnet. Seit Beginn des Jahres kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bei der Überquerung 2.678 Menschen ums Leben oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer liegt vermutlich deutlich höher. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es zurzeit nicht.

Die "Sea-Watch 5" war am 15. November von Vinaros an der Ostküste Spaniens aus zu ihrem ersten Einsatz aufgebrochen. Sie ist das dritte Schiff von United4Rescue – einem Bündnis, das maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde.

Das zwölf Jahre alte Schiff wurde im November 2022 getauft und anschließend umgebaut. Es ist laut der Betreiberorganisation Seawatch mit 58 Metern Länge größer und effizienter als die bisherigen Schiffe, zudem in einem technisch einwandfreien Zustand und unabhängig von Jahreszeit sowie Wetter einsatzbereit. Die 29-köpfige Crew kann demnach Menschen besser an Bord versorgen.

Italienischer Kardinal verteidigt Arbeit von Seenotrettern

Noch am Sonntag hatte der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi, den Einsatz von privaten Seenotrettern im Mittelmeer verteidigt. "Wenn die NGOs Komplizen der Schlepper sind, dann sind es auch alle, die Flüchtlinge auf dem Meer retten, angefangen bei der Küstenwache, die 95 Prozent der Rettungen durchführt", sagte Zuppi im Interview des "Corriere della Sera". Humanitäre Aktionen dürften nicht kriminalisiert werden.

In Italien war die katholische Kirche nach Zahlungen an die Nichtregierungsorganisation Mediterranea in Bedrängnis geraten. Gegen einige Mediterranea-Mitglieder ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Verstoß gegen das Schifffahrtsgesetz.

In Medienberichten war der Eindruck entstanden, die italienische Bischofskonferenz sowie einzelne Bistümer, Bischöfe, die Caritas und auch der Vatikan hätten möglicherweise kriminelle Aktivitäten finanziell unterstützt.

Mit Informationen von AFP, KNA und epd.

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