Internetriese Facebook steht in der Kritik
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Ex-Facebook-Mitarbeiterin wirft Konzern vor, Profit über Sicherheit zu stellen

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Politiker fordern staatliche Regulierung von Facebook und Co

Der mehrstündige Ausfall bei Facebook, Instagram und Whatsapp kostet den Konzern Milliarden und beschädigt sein Image. Doch dem Zuckerberg-Imperium droht noch mehr Ärger. Es geht um den Vorwurf einer Whistleblowerin, Profit gehe vor Sicherheit.

Dem Facebook-Konzern sei der eigene Profit wichtiger, als der Schutz seiner Nutzer vor Hassrede oder anderen gefährlichen Inhalten. Das sagt seine ehemalige Mitarbeiterin Frances Haugen. Um das zu belegen hat die Whistleblowerin Dokumente des Konzerns an das "Wall Street Journal" weitergereicht. Aus ihnen geht hervor, dass Facebook weiß, dass Menschenhändler ihre "Ware" über die Plattform anbieten und dass Instagram negative psychische Auswirkungen auf Teenager hat.

"Schlimmer als alle anderen"

Die 37-jährige Haugen erklärte, sie habe in der Vergangenheit auch für andere Unternehmen der Branche wie Google und Pinterest gearbeitet, aber Facebook sei "bedeutend schlimmer" als alles, was sie zuvor gesehen habe.

"Die heutige Version von Facebook reißt unsere Gesellschaften auseinander und führt zu ethnischer Gewalt auf der ganzen Welt." Frances Haugen, Facebook-Whistleblowerin

Künast fordert Regulierung

Haugen setzt sich für eine strenge Regulierung des US-Konzerns ein. Heute wird sie vor einem Ausschuss im US-Kongress aussagen. Auch deutsche Politikerinnen und Politiker haben sich zu den Enthüllungen geäußert. Grünen-Politikerin Renate Künast forderte bei Twitter, das Geschäftsmodell von Facebook "endlich umfassend zu regulieren". Diese Facebook-Files hätten gezeigt, dass der US-Konzern "seine gesellschaftliche Verantwortung noch immer nicht versteht."

Gohlke für Macht-Beschränkung der Big Five

Auch Nicole Gohlke von den Linken sieht durch den großen Einfluss von Internetriesen wie Facebook eine Gefahr. Sie twitterte: "Es braucht mehr Datenschutz & stärkeres Kartellrecht, um Macht der Big Five Facebook, Google, Amazon, Apple, Microsoft auf unser Leben & Demokratie zu beschränken." Der Ausfall von Facebook, Instagram und Whatsapp habe gezeigt, welche gravierenden Folgen ein kleiner Fehler haben könne.

"Brecht den Konzern auf!"

Die US-amerikanische Politikerin Alexandria Ocasio-Cortez geht sogar noch weiter. Die Demokratin forderte bei Twitter, den Konzern wegen seines monopolistischen Verhaltens aufzubrechen. Die Mission von Facebook, systematisch Konkurrenten zu kopieren, aufzukaufen oder kaputt zu machen, habe zerstörerische Effekte auf die freie Gesellschaft und die Demokratie, so Ocasio-Cortez.

"Störung einer fehlerhaften Konfigurationsänderung"

Der mehrstündige Ausfall der sozialen Netzwerke und des Messengerdienstes kommt für Facebook angesichts der Whistleblower-Vorwürfe zur Unzeit. Insgesamt nutzen 3,5 Milliarden Menschen mindestens einen der betroffenen Dienste. Der Konzern erklärte die Störung mit einer fehlerhaften Konfigurationsänderung. Dadurch sei der Datenverkehr zwischen den Rechenzentren zusammengebrochen. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg entschuldigte sich in einem kurzen Beitrag bei den Nutzern. WhatsApp-Chef Will Cathcart versprach, man werde daraus lernen.

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