Spielte in Filmen von Fassbinder und Schlingensief: Schauspielerin Margit Carstensen
Bildrechte: picture alliance / Geisler-Fotopress | Frederic Kern/Geisler-Fotopress

Spielte in Filmen von Fassbinder und Schlingensief: Schauspielerin Margit Carstensen

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Fassbinder-Star: Schauspielerin Margit Carstensen gestorben

Die Charakter-Darstellerin Margit Carstensen ist im Alter von 83 Jahren gestorben. Mit ihrem markanten Gesicht, einer rauchigen Stimme und ihren dünnhäutigen oder auch durchsetzungsstarken Figuren hat sie sich vielen Zuschauenden eingeprägt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Groß geworden ist Margit Carstensen unter dem genialen, aber menschlich umstrittenen Filmregisseur Rainer Werner Fassbinder. Die Hauptrollen in seinen Filmen "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" (1972) und "Martha" (1974) machten sie einem breiteren Publikum bekannt. Gedemütigte und in Hysterie verfallende Protagonistinnen wurden ihre Spezialität.

Am Donnerstag ist Margit Carstensen im Alter von 83 Jahren in einem Krankenhaus in Heide (Schleswig-Holstein) gestorben, wie ihre Agentin unter Berufung auf die Familie am Freitag mitteilte.

Margit Carstensen: Letzte Rolle eine Mörderin

Zuletzt war Margit Carstensen 2016 in einem "Tatort" zu sehen: "Wofür es sich zu leben lohnt". Gemeinsam mit Eva Matthes als Kommissarin spielte sie mit Hanna Schygulla und Irm Hermann ein Trio alter Damen, das aus moralisch-ethischen Gründen zu Mörderinnen wird.

Ihre letzten Jahre verbrachte sie zurückgezogen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Heide. Spielen konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr: Das Rauchen hatte ihr ein Lungenemphysem eingebracht, und sie konnte nur noch schwer atmen.

Bei der Verleihung des Götz-George-Preis für ihr Lebenswerk im Jahr 2019 würdigte die Jury sie als "Ausnahmeerscheinung in der deutschen Theater- und Filmlandschaft, einzigartig in ihrem intensiven, bedingungslosen Spiel, ihrer grenzüberschreitenden Darstellung und in ihrer Konzentration, die das Publikum zum Zuhören zwingt und ausnahmslos in ihren Bann zieht".

Erst Fassbinder, dann der Bayerische Filmpreis

Am 29. Februar 1940 in Kiel geboren, absolvierte sie die Hochschule für Musik und Theater in Hamburg und war nach Gastspielen an anderen Häusern von 1965 bis 1969 festes Ensemble-Mitglied des Hamburger Schauspielhauses. In Bremen lernte sie dann Rainer Werner Fassbinder (1945-1982) kennen und äußerte sich später dankbar über die Chancen, die er ihr eröffnete.

Jahrelang arbeitete sie auch mit dem Filmemacher und Regisseur Christoph Schlingensief (1960-2010) zusammen oder spielte unter der Regie von Leander Haußmann, der sie auch ihre komische Seite zeigen ließ. 2003 bekam sie den Bayerischen Filmpreis für die Rolle einer alkoholkranken und verwahrlosten Mutter in Chris Kraus' Filmdrama "Scherbentanz" (2002).

Einprägsam war auch ihre liebenswürdig-skurrile Rolle einer Rentnerin im Rollstuhl, die im Film In "Finsterworld" (2013) ihre abgeschliffenen Hautschuppen in selbst gebackene Kekse mischt und die dann dem Fußpfleger kredenzt.

Mit Informationen von dpa.

Verpassen war gestern, der BR Kultur-Newsletter ist heute: Einmal die Woche mit Kultur-Sendungen und -Podcasts, aktuellen Debatten und großen Kulturdokumentationen. Hier geht's zur Anmeldung!

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.