Archivbild: Windräder und Solaranlagen im bayerischen Kitzingen
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FAQ: Gas, Öl, Strom - Woher kommt die Energie in Bayern?

Steigende Energiepreise und Berichte über knappes Gas, Öl und Strom bereiten vielen Menschen Sorge. Wie steht es um die Energieversorgung in Deutschland – und inwiefern könnte sich Bayern im Notfall selbst versorgen?

Woher bezieht Bayern seinen Strom?

Mehr als die Hälfte des in Bayern erzeugten Stroms stammt 2020 nach Angaben des Energieatlas Bayern aus erneuerbaren Quellen. Dazu zählen Wasserkraftwerke, Windkraftparks, Photovoltaikanlagen und Biomassekraftwerke. Einen kleinen Anteil an der nachhaltigen Energiegewinnung haben auch Geothermie- und Müllverbrennungsanlagen. Aus Kernenergie werden in Bayern etwa 28 Prozent des Stroms, aus Erdgas rund 16 Prozent des Stroms gewonnen.

Kann Bayern sich selbst mit Strom versorgen?

Noch in den 1960er Jahren hat sich der Freistaat komplett selbst versorgt – mit Wasserkraft. Heute macht diese Form der Energiegewinnung nur noch 15 Prozent am Strommix aus.

Der Stromverbrauch ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen, weil die Wohnungen größer wurden, die Mobilität zugenommen hat und die Menschen mehr Geräte wie Smartphones, Flatscreens und Computer besitzen. Hinzu kommt der Strombedarf von Industrie und Gewerbe. Das konnte der Freistaat durch Kernkraft ausgleichen. Mit dem Atomausstieg fällt dies aber nun weg.

Viele Experten sind der Meinung, dass Bayern es versäumt hat, rechtzeitig in den Ausbau erneuerbarer Energien, Windkraft und Solarenergie zu investieren. Vor allem die fehlenden Speicherkapazitäten und die 10H-Regel, die den Bau von Windrädern erschwert, sind ein Problem.

  • Zum Artikel: Essen, Wasser, Strom: So gut könnte sich Bayern selbst versorgen

Wie wahrscheinlich ist ein Stromausfall oder Blackout?

Die Stromversorgung ist in Bayern und Deutschland so sicher wie in kaum einem anderen Staat. Pro Jahr fällt bei uns laut Bundesnetzagentur nur etwa 12,7 Minuten der Strom aus. In Österreich etwa ist es doppelt, in Frankreich gar vier Mal so lang.

Sowohl kleinere Stromausfälle als auch großflächige Blackouts sind Expertinnen und Experten zufolge auch im Winter 2022/2023 sehr unwahrscheinlich. Eine Reihe von Maßnahmen sollen das deutsche Stromnetz auch in der Energiekrise stabil halten: Neben dem viel diskutierten Weiterbetrieb der drei verbliebenen Atomkraftwerke sollen vor allem mehr Kohlekraftwerke ans Netz, auch Biogasanlagen produzieren jetzt mehr Strom.

Eine großflächige Installation von Notstromaggregaten - auch in Privathaushalten - ist dagegen nicht Teil der Krisenstrategie. Bei Unternehmen und Einrichtungen der kritischen Infrastruktur wie Krankenhäusern oder Trinkwasser- und Abwasserentsorgern sind ohnehin Notstromaggregate vorhanden.

  • Zum Artikel: Angst vor Stromausfall – Braucht es jetzt Notstromaggregate?

Hat Deutschland eigenes Öl?

Im Jahr 1858 fand im niedersächsischen Wietze nach Angaben des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie die erste erfolgreiche Erdölbohrung der Welt statt. Seitdem wird in Deutschland Erdöl gefördert. In den späten 1960er Jahren waren es in Deutschland rund acht Millionen Tonnen pro Jahr, danach ging die Produktion langsam zurück.

2021 hat Deutschland nur noch etwa 1,8 Millionen Tonnen Erdöl an Land und im Wasser produziert. Das entspricht etwa zwei Prozent des gesamten Bedarfs von gut 86 Millionen Tonnen Erdöl pro Jahr.

Wie viel Prozent Öl bekommt Deutschland aus Russland?

98 Prozent des in Deutschland benötigten Erdöls wird dem Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie zufolge aus dem Ausland importiert – etwa aus USA, Kasachstan, Großbritannien und Norwegen.

Vor dem Angriffskrieg auf die Ukraine stammte etwa ein Drittel des Öls aus Russland. Im Juni 2022 importierte Deutschland laut Bundesamt für Wirtschaft und Außenkontrolle (Bafa) nur noch rund 2,3 Millionen Tonnen Erdöl aus Russland.

Wie viel kostet Heizöl?

Nicht nur Gas wird derzeit teurer. Auch wer Zuhause mit Ölheizungen heizt, ist mit steigenden Preisen konfrontiert. Lag der Heizölpreis am 15. Oktober vergangenen Jahres laut dem Portal fastenergy.de bei rund 90 Euro pro 100 Liter inklusive Mehrwertsteuer, sind es ein Jahr später rund 163 Euro. Im März wurde mit rund 205 Euro der Höchststand in den letzten zehn Jahren erreicht.

Eine Ölpreisbremse, die der bereits beschlossenen Strompreisbremse ähnelt, ist jedoch nicht in Sicht. Grund dafür sind laut Wirtschaftsministerium die "dezentralen Märkte für Mineralölprodukte, Holz oder Kohle." Heißt offenbar: Nur wo es ein gemeinsam genutztes Netz gibt, wie beim Strom, kann eine Preisbremse aus Ministeriumssicht überhaupt umgesetzt werden.

Woher erhält Deutschland Gas?

Deutschland muss fast das gesamte Gas importieren, das zum Heizen und Verstromen genutzt wird. Erdgas, das in Deutschland gefördert wird, deckt gerade mal rund fünf Prozent des Bedarfs.

In der Vergangenheit war Russland der wichtigste Gaslieferant für Deutschland, vor allem über die Pipeline Nord Stream 1 wurde das Gas importiert. Mit dem Krieg gegen die Ukraine wurde die Gaslieferung zuerst reduziert und schließlich ganz eingestellt. Russland gibt als Grund dafür technische Probleme an, das deutsche Wirtschaftsministerium weißt dies zurück.

Andere Zulieferländer für Gas sind Norwegen, die Niederlande und Belgien. Norwegen hatte angekündigt, die Lieferungen zu erhöhen, um Ausfälle aus Russland zum Teil aufzufangen. Auch hier stoße man aber an Grenzen, so der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Støre.

Obwohl Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland eingestellt hat, sind die Gasspeicher hierzulande mittlerweile gut gefüllt. Derzeit erhält Deutschland Erdgas über Pipelines aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Zum Jahreswechsel sollen an der deutschen Nordseeküste die ersten beiden Terminals zur Anlandung von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Betrieb genommen werden.

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Warum fördert Deutschland kein eigenes Gas?

Mehr als zehn Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs könnten nach Ansicht des Bundesverbands Erdgas, Erdöl und Geoenergie durch Fracking gedeckt werden. Die sogenannte Schiefergasförderung sei auch in Deutschland eine Möglichkeit, die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Fördern ließen sich laut Bundesverband bis zu zehn Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Die Schiefergaspotenziale liegen insbesondere in Niedersachsen, aber in Teilen auch in Nordrhein-Westfalen und im Oberrheingraben.

Technisch könnte die Fördermethode laut Experten in sechs Monaten umgesetzt werden. Allerdings gibt es in der Bundesrepublik strenge Genehmigungsverfahren. Überdies müssten dazu Gesetze geändert werden, weil Fracking in Deutschland nach wie vor verboten ist.

Grund dafür: Weil beim Fracking auch die Grundwasserschichten durchdrungen werden, gibt es die Befürchtung, dass das Grundwasser verunreinigt werden könnte. Geowissenschaftler gehen davon aus, dass die Gefahr, Grundwasser durch Fracking zu verschmutzen, mithilfe eines strikten Monitorings und höchsten technologischen Standards beherrschbar, aber nicht ganz auszuschließen ist.

Aus alten, schlecht abgedichteten Bohrlöchern kann überdies Methan entweichen, ein sehr klimawirksames Treibhausgas und in der gleichen Menge deutlich schädlicher als CO2, das den Treibhauseffekt zusätzlich vorantreibt. Einige Experte vermuten außerdem, dass Fracking in Deutschland das Erdbebenrisiko erhöhen könnte.