Messinstrumente zeigen den Leitungsdruck von Rohrleitungen eines Gaspeichers an (Symbolbild).
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Die Gasspeicher in Deutschland sind derzeit zu 95 Prozent gefüllt.

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Deutschlands Gasspeicher zu mehr als 95 Prozent gefüllt

Obwohl russische Lieferungen wegfielen, sind Deutschlands Gasspeicher jetzt im Durchschnitt zu mehr als 95 Prozent gefüllt - wie aus Daten der europäischen Gasspeicherplattform AGSI hervorgeht. Dennoch geben Experten keine Entwarnung.

Viele hatten es nicht für möglich gehalten: Die deutschen Gasspeicher haben den eigentlich erst für November geplanten Füllstand von 95 Prozent trotz ausbleibender russischer Lieferungen bereits erreicht. Die Speicher waren nach Angaben des europäischen Gas-Infrastruktur-Unternehmen GEI vom Donnerstagabend zu 95,14 Prozent gefüllt.

Gasspeicher-Zwischenziele wurden früher erreicht

Bereits das gesetzlich vorgeschriebene Zwischenziel von 75 Prozent war Mitte August früher erreicht worden als geplant, ebenso die Marke von 85 Prozent Anfang September - und dies obwohl seit Wochen kein russisches Gas mehr geliefert wird. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, ohne eine Gasmangellage über den Winter zu kommen.

Die Speicher sollten nach einer Verordnung der Bundesregierung zum 1. November zu mindestens 95 Prozent gefüllt sein und so dabei helfen, die Versorgung im Winter zu sichern.

Nach russischem Lieferstopp Gas von anderen Ländern

Deutschland bezieht nach dem russischen Lieferstopp seit Wochen vermehrt Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden und den USA. "Es gelingt uns, das fehlende russische Gas aus anderen Quellen teilweise zu ersetzen", hatte kürzlich der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, gesagt. Auch die Speicher in den anderen EU-Ländern füllen sich seit Wochen. Am Dienstag betrug der Füllstand im Schnitt 91,56 Prozent.

Experten sehen keinen Grund zur Entwarnung

Trotz des raschen Fortschritts in Deutschland sehen Experten keinen Anlass zur Selbstzufriedenheit. "Grund zur Entwarnung für den kommenden Winter besteht nicht, denn die Speicher alleine reichen nur für etwa zwei Wintermonate", sagte Malte Küper vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW Köln). Insbesondere in der Heizperiode komme es deshalb auf die Einsparerfolge aller Gasverbraucher an.

Die Industrie habe auf die hohen Preise schon reagiert und ihren Verbrauch in den vergangenen Monaten deutlich reduziert. Auch die Haushalts- und Gewerbekunden heizten bereits weniger, wobei der verhältnismäßig kalte September die Einsparerfolge etwas verringert hätten. "Bei aller Euphorie über die Speicherstände bleibt Sparen weiterhin das Gebot der Stunde", sagte Küper.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Müller: Nötige Einsparungen von "mindestens 20 Prozent"

Volle Gasspeicher sind nur ein Element, damit Deutschland ohne Versorgungsengpässe über den Winter kommt. Kanzler Olaf Scholz hat daran erinnert, dass 20 Prozent des Gasverbrauchs bei Privathaushalten und Firmen eingespart werden müssten. "Wir werden eine Gasnotlage im Winter ohne mindestens 20 Prozent Einsparungen im privaten, gewerblichen und industriellen Bereich kaum vermeiden können", sagte auch Müller.

Bemühungen um neue Gas-Lieferverträge

Zudem bemühen sich die Gasversorger, neue Lieferverträge etwa für Flüssigerdgas (LNG) zu organisieren, um auch in den kommenden Monaten und Jahren Ersatz für russische Lieferungen zu erhalten. Ab der Jahreswende sollen auch an der deutschen Nordseeküste erste LNG-Terminals zur Verfügung stehen.

Mit Informationen von Reuters

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