Archivbild vom 5.7.23: Ausflügler in einem Strandbad des am Alpenrand gelegenen Illasbergsees in Bayern.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Karl-Josef Hildenbrand

Am Samstag werden in Bayern vielerorts Temperaturen über 35 Grad erwartet.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Bis zu 39 Grad in Bayern – Unwetter mit Sturmböen möglich

Heute wird es heiß in Bayern - mit Temperaturen bis zu 39 Grad. Laut Deutschem Wetterdienst können sich abends Unwetter mit Sturmböen bilden, für den Süden kämen "unruhige Stunden". In anderen Ländern ächzen die Menschen unter noch größerer Hitze.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es könnte in einigen Regionen Bayerns der bisher heißeste Tag des Jahres werden - denn im Süden und Osten Deutschlands werden an diesem Samstag Temperaturen von bis zu knapp 39 Grad und damit ähnliche Werte wie am vergangenen Sonntag erwartet. "Grundsätzlich kann man sagen, dass von Brandenburg über Sachsen, Thüringen und Bayern vielfach die 35-Grad-Marke übersprungen wird", sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdiensts (DWD) der dpa.

An einzelnen Orten kann es bis zu 39 Grad heiß werden, am wahrscheinlichsten ist das im nördlichen Bayern um Mittelfranken. Verantwortlich für die hohen Temperaturen ist laut DWD subtropische Meeresluft aus Spanien und Nordafrika.

Bis zu 39 Grad - dann eine Kaltfront von Westen

Im Westen und Nordwesten dagegen wird die Marke von 30 Grad den Meteorologen zufolge nicht geknackt. Dort sorge eine zu einem Tief namens "Sandor" gehörende Kaltfront für zunehmende Quellbewölkung und etwas Abkühlung.

Meteorologe Lars Kirchhübel vom DWD sprach von einer möglichen "explosiven" Wettermischung. Von Westen ziehen demnach Schauer und Gewitter nach Deutschland, vor allem im Südwesten bis in die östliche Mitte Deutschlands seien Gewitter auch mit heftigem Starkregen, Sturmböen und Hagel möglich. Richtung Abend erreichen die Gewitter dann Teile Ostdeutschlands.

Im Süden Deutschlands schwere Sturmböen und Starkregen möglich

Im Süden könnte sich laut DWD ein Gewittercluster bilden, "welches nachfolgend mit schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen sowie heftigem Starkregen über Baden-Württemberg und Bayern hinwegrollen soll". Im Südwesten müsse auch mit Hagelkörnern von drei Zentimetern Größe gerechnet werden.

"Vor allem für den Süden des Landes stehen also wieder unruhige Stunden an", teilte Kirchhübel mit. In den kommenden Tagen beruhige sich das Wetter dann vielerorts wieder.

Je nach Region tropische Nächte

In der Nacht von Samstag auf Sonntag sind je nach Region Tropennächte möglich. Das bedeutet, dass die Temperaturen nicht unter 20 Grad sinken.

Die Waldbrandgefahr ist in Teilen Bayerns weiterhin sehr hoch. In Hof, Bamberg, Kitzingen und Schwandorf gilt die höchste Warnstufe 5. Es finden örtlich Beobachtungsflüge statt.

Am Sonntag soll es dann kühler werden. Die Höchstwerte sollen im Nordwesten bei 20 bis 24 Grad, sonst bei 25 bis 30 Grad liegen. Ähnlich sieht es am Montag aus.

EKD: Kirchen als kühle Schutzräume

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, rief Gemeinden dazu auf, ihre Kirchen als kühle Schutzräume vor Hitze zu öffnen. "Kirchen sind durch ihre bauliche Beschaffenheit und ohne den Einsatz von Kühltechnik häufig die kühlsten Orte in Stadt und Land. In den bevorstehenden Sommertagen können diese Gebäude Menschen Schutz vor Hitze bieten", sagte Kurschus laut Mitteilung. Diakonie-Präsident Ulrich Lilie appellierte an alle Bürger, sich um Hilfsbedürftige zu kümmern: "Schauen Sie hin, wenn Sie jemanden auf der Straße sitzen sehen, und fragen, ob er oder sie Hilfe braucht."

Kassenärztechef für klimatisierte Altenheime bei Hitze

Kassenärztechef Andreas Gassen hat sich für eine Klimatisierung von Altenheimen in Hitzephasen ausgesprochen. "Denn dort leben nur besonders gefährdete Menschen", sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Die von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplanten Schutzräume für die Öffentlichkeit hält er hingegen für schwer umsetzbar. "Runtergekühlte Turnhallen wären ja nur sinnvoll, wenn man die von Hitze bedrohten Menschen einsammelt und dorthin bringt und versorgt", sagte Gassen mit Blick auf die Hitzeschutzschild-Ankündigungen Lauterbachs.

Im Audio: Kassenärztechef fordert mehr Klimaanlagen in Altenheimen und Krankenhäusern

Eine Altenpflegerin schiebt eine im Rollstuhl sitzende Person.
Bildrechte: stock.adobe.com/Reddragonfly
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Eine Altenpflegerin schiebt eine im Rollstuhl sitzende Person.

Hitzewelle in Süd- und Südosteuropa

Nicht nur bei uns, auch im Mittelmeerraum ist und bleibt es heiß. In den nächsten beiden Wochen werden dort Temperaturen zwischen 35 und 40 Grad, in der Türkei, dem Nahen Osten und Nordafrika sogar bis zu 45 Grad erwartet. Der marokkanische Wetterdienst gab für die südlichen Teile des Landes die Alarmstufe Rot für extreme Hitze aus.

In ganz Süd- und Südosteuropa wird die Hitzewelle mit kleinen Schwankungen voraussichtlich die kommenden Tage andauern. In Griechenland zeigten die Thermometer am Freitag in einigen Regionen mehr als 40 Grad an. Ein Rückgang der Temperaturen auf für die Jahreszeit übliche Werte um die 35 Grad ist nach Angaben der Meteorologen in Athen zunächst "nicht in Sicht".

Im Video: Extreme Hitze in Südeuropa

Im Süden Europas ist es noch heißer als bei uns - mit über 40 Grad.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Im Süden Europas ist es noch heißer als bei uns - mit über 40 Grad.

Akropolis wegen Hitze geschlossen

In Griechenland wurde am Freitagnachmittag die Akropolis wegen der hohen Temperaturen geschlossen - "zum Schutz von Arbeitern und Touristen", wie Kulturministerin Lina Mendoni in einem Fernsehinterview sagte. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir am Samstag einen ähnlichen Ansatz verfolgen." In Athen werden am Samstag Temperaturen von 40 bis 41 Grad erwartet. Auf der Akropolis sei aber "die vom Körper gefühlte Temperatur (...) erheblich höher", erklärte das Kulturministerium.

Italien leidet bereits seit Tagen unter der Hitze. Auf Sardinien und in Apulien wurde jüngst die 40-Grad-Marke überschritten. Für etliche Städte rief das Gesundheitsministerium die höchste Alarmstufe Rot für Hitze aus.

Anfang nächster Woche soll das Hochdruckgebiet seine maximale Hitze erreichen - mit Temperaturen von über 40 Grad etwa in Rom, Florenz und Bologna. In Teilen Sardiniens werden dann sogar bis zu 47 Grad erwartet, auf Sizilien laut der europäischen Raumfahrtbehörde Esa 48 Grad. Bislang liegt der Europa-Rekord bei 48,8 Grad; diese Marke wurde im August 2021 in Floridia in der Region Sizilien erreicht.

Temperaturen von teils deutlich über 40 Grad wurden zuletzt auch in mehreren Gegenden Spaniens gemessen. Auf dem spanischen Festland und in Teilen von Andalusien soll es mit Werten von bis zu 40 Grad sehr heiß bleiben.

Extreme Hitze in den USA

Auch der Süden der USA leidet bereits seit Wochen unter hohen Temperaturen. Aktuell gilt für mehr als hundert Millionen Menschen eine Warnung vor extremer Hitze. Besonders betroffen sind die Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Nevada und Texas. Im Death Valley könnte am Wochenende die höchste jemals auf der Erde gemessene Lufttemperatur erreicht werden, sagt Klimaforscher Daniel Swain von der University of California in Los Angeles. Der bisherige zuverlässig registrierte Rekord lag 2020 und 2021 bei 54,4 Grad.

Im Video: Eine Eisdiele in Berlin verkauft Eis für Hunde

Ein Hund leckt Eis.
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Eine Eisdiele in Berlin verkauft Eis für Hunde.

Erste Jahreshälfte die drittwärmste seit 1880

Die erste Hälfte des Jahres war nach Angaben der US-Klimabehörde NOAA weltweit die drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880 - abgeschlossen vom bisher wärmsten Juni. Die globale Durchschnittstemperatur über Land- und Ozeanflächen habe im Juni um 1,05 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 15,5 Grad gelegen, teilte die NOAA am Donnerstag mit. Damit übertraf der Juni 2023 den gleichen Monat des Jahres 2020 und laut NOAA bisherigen Rekordhalter um 0,13 Grad Celsius.

Auch der EU-Klimawandeldienst Copernicus hatte bereits vor ein paar Tagen bekannt gegeben, dass nach seinen Auswertungen auf Basis von Daten, die bis 1979 zurückgehen, der Juni der weltweit wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen sei.

Globale Durchschnittstemperatur überdurchschnittlich

Von Januar bis Juni lag die globale Durchschnittstemperatur nach Angaben der US-Behörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) über Land- und Ozeanflächen um 1,01 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts. Nur die ersten Jahreshälften 2020 und 2016 waren nach Angaben der NOAA bislang wärmer. Die Wahrscheinlichkeit, dass 2023 unter die zehn heißesten Jahre seit Beginn der Aufzeichnung fallen werde, liege bei 99 Prozent, hieß es weiter.

Wetterextreme "neue Normalität"

Wetterextreme als Folge der Klimaerwärmung würden "leider zur neuen Normalität", so der Generalsekretär der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), Petteri Taalas. Hitze ist der Organisation zufolge eines der tödlichsten Wetterereignisse. Im vergangenen Jahr starben einer Studie zufolge allein in Europa 61.000 Menschen aufgrund der hohen Temperaturen.

Meere heizen sich auf

Auch die Ozeane bleiben von der Hitze nicht verschont. Im Süden Floridas stieg die Wassertemperatur in Küstennähe auf über 32 Grad, wie die zuständige US-Behörde NOAA berichtete. Die Oberflächentemperatur im Mittelmeer werde in den nächsten Tagen und Wochen auf manchmal über 30 Grad steigen, so die WMO und rechnet mit Werten von mehr als vier Grad über dem Durchschnitt. Hitzewellen in den Meeren haben verheerende Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere.

Packeis der Antarktis geht zurück

Unterdessen erreichte das Packeis der Antarktis die geringste Ausdehnung in einem Juni. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat sich die Welt im Durchschnitt um fast 1,2 Grad erwärmt, was nicht nur zu ausgeprägten Hitzewellen, sondern auch zu schwereren Dürren, Überschwemmungen und Stürmen geführt hat. Für WMO-Chef Taalas unterstreicht die derzeitige Hitze "die wachsende Dringlichkeit, die Treibhausgasemissionen so schnell und so weit wie möglich zu reduzieren".

Mit Informationen von dpa, AFP

Zum Audio: Extremhitze in Griechenland

13.7.2023: Eine Frau kühlt sich an einem Brunnen in Athen ab.
Bildrechte: picture alliance / NurPhoto | Nicolas Koutsokostas
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

13.7.2023: Eine Frau kühlt sich an einem Brunnen in Athen ab.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!