Brandenburg, Sieversdorf: Sonnenaufgang im Morgennebel über dem Windenergiepark "Odervorland"»
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EU-Kommission will Anreize für mehr Windparks schaffen.

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China den Wind aus den Segeln nehmen: EU baut Windkraft aus

Um ihre Nachhaltigkeitsziele zu schaffen, will die EU-Kommission Anreize für mehr Windparks schaffen. Die braucht es dringend, denn die Konkurrenz aus Asien ist stark.

Über dieses Thema berichtet: ARD-Infonacht am .

Ursula von der Leyen hat es vor sechs Wochen angekündigt: In ihrer alljährlichen Rede zur Lage der Union hat die EU-Kommissionspräsidentin auch die Herausforderungen für Europas Windindustrie umrissen. Die seien gewaltig, erklärte von der Leyen, deshalb werde ihre Behörde in enger Abstimmung mit EU-Mitgliedsstaaten und Herstellern ein Windkraft-Paket vorlegen.

EU-Kommission will liefern

Dessen grundsätzliches Ziel ist nach den Worten der Kommissionspräsidentin, die Hersteller grüner Technologien in der EU zu halten. Jetzt will die Kommission liefern. Wie von der Leyen Mitte September versprach, sieht der Vorschlag vor, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Ausschreibungsverfahren zu verbessern. Unternehmen sollen einfacher an EU-Fördermittel kommen und vor unfairer Konkurrenz geschützt werden.

Schnellere Genehmigungen

Laut dem Entwurf der EU-Kommission läuft es nicht schlecht für Europas Windanlagenbauer, aber es könnte besser sein. Daran sind unter anderem langsame und komplexe Genehmigungsverfahren schuld, die teilweise Jahre dauern. Das will Brüssel ändern. Bis es soweit ist, möchte die Kommission einen Notfallmechanismus verlängern, der nach der durch den Ukrainekrieg ausgelösten Energiekrise aktiviert wurde.

Bei Auktionen für neue Windparks soll künftig nicht allein der Preis darüber entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Kriterien wie Cybersicherheit und Transparenz der Lieferketten werden wichtiger. Auftragnehmer und Windturbinenhersteller sollen auch Umwelt- und Sozialstandards erfüllen. Das erhöht die Chancen heimischer Produzenten beim Bau neuer Windparks und hilft, die Abhängigkeit von China zu verringern.

Weniger abhängig von China

Denn noch wird zwar der Großteil des Geschäfts durch europäische Hersteller abgedeckt: Auf sie entfallen 85 Prozent des EU-Windenergiemarktes an Land und 94 Prozent im Offshore-Bereich, also auf See. Aber die chinesische Konkurrenz auf dem Weltmarkt ist stark: Von den zehn größten Windturbinenherstellern der Welt, die zusammen über 80 Prozent der weltweiten Nachfrage nach Windturbinen abdecken, haben vier in der EU und vier in China ihren Hauptsitz.

Dabei liegen die Preise chinesischer Windenergie-Unternehmen laut EU-Kommission im Durchschnitt 20 Prozent unter denen ihrer europäischen und US-amerikanischen Mitbewerbern. Die Kommission kündigt an, unfaire Handelspraktiken ausländischer Hersteller genau zu überwachen. So soll bei Vergabeverfahren oder bei der Einfuhr von Windturbinen in die EU geprüft werden, ob staatliche Beihilfen im Spiel sind, die den Wettbewerb verzerren. Brüssel schließt ein Anti-Subventionsverfahren wie im Falle chinesischer E-Autos nicht aus. Im Entwurf heißt es: "In begründeten Fällen wird die Kommission ihre handelspolitischen Schutzinstrumente einsetzen."

Leichterer Zugang zu Fördergeld

Um Mittel für die Finanzierung grüner Technologien bereitzustellen, will die Kommission den Innovationsfonds auf 1,4 Milliarden Euro verdoppeln. Das soll auch Windturbinenherstellern helfen. Außerdem will Brüssel die Verlustrisiken von Investoren in diesem Bereich eingrenzen und zusammen mit der Europäischen Investitionsbank bis Jahresende ein Instrument schaffen, damit Banken ihre Kredite für Windanlageproduzenten absichern können. Aus Sicht der EU-Kommission ist die Windenergiebranche strategisch wichtig – um die Klimaziele zu erreichen und Europas Souveränität zu stärken.

Mehr Strom aus erneuerbaren Energien

In Deutschland ist der Anteil der erneuerbaren Energien beim Stromverbrauch laut Umweltbundesamt von 41 Prozent im Jahr 2021 auf 46 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Dabei leistete die Windenergie den größten Beitrag zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien.

Zuletzt hat die Stromgewinnung aus Windkraft aber nachgelassen – auch, weil nicht mehr so viele Anlagen gebaut wurden. In Deutschland liefern laut Bundesverband Windenergie Niedersachsen, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen den größten Anteil der Wind-Gesamtleistung. Bayern liegt mit Berlin, Baden-Württemberg und Sachsen hinten.

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