Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet.
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Analyse zum dritten Triell: Zwei gegen Einen

Beim dritten TV-Triell bleiben scharfe Attacken weitgehend aus. SPD und Grüne machen keinen Hehl daraus, dass sie gerne miteinander regieren würden. Phasenweise stellen sie sich gemeinsam gegen die Union. Eine Analyse.

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Das Triell auf ProSieben, Sat.1 und Kabel eins startet mit Aktionsmusik, einem Countdown bis zur Bundestagswahl wie beim Start einer Raummission, und den Worten: "Das Triell, auf das es ankommt". Immerhin seien noch ein Viertel aller Wähler unentschieden.

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Doch nach diesem dramatischen Beginn geht es erstaunlich gesittet zu - insbesondere zwischen Armin Laschet von der CDU und SPD-Kandidat Olaf Scholz. Vor dem Finanzausschuss am Montag im Bundestag zum Thema Financial Intelligence Unit (FIU) hätte man durchaus erwarten können, dass Laschet seinem SPD-Kontrahenten erneut mangelnde Amtsführung vorwirft wie beim Triell vor einer Woche.

Die FIU hat es offenbar in einigen Fällen versäumt, Geldwäsche-Verdachtsfällen nachzugehen. Weil die Behörde dem Finanzministerium untersteht, ist auch Scholz in der Kritik. Aber Laschet verzichtet auf weitere Angriffe - vielleicht auch, weil bei den Untersuchungen ein paar Ungereimtheiten aufgetaucht sind (etwa, dass der ermittelnde Staatsanwalt CDUler ist und von Ermittlungen auch in Richtung Leitung der Ministerien spricht, was aber so nicht stimmt).

Baerbock fordert "Klima-Regierung"

Stattdessen schaltet Annalena Baerbock von den Grünen auf Angriff. Seit sie bei Umfragewerten von derzeit rund 15 Prozent nicht mehr so richtig in der Rolle der Kanzlerkandidatin ist, wirkt sie wie befreit. Nach dem Grünen-Parteitag von diesem Wochenende kommt sie mit dem Rückenwind ihrer Partei ins Triell - und wirft ihren beiden Kontrahenten vor, beim Klimaschutz versagt zu haben.

Die neue Regierung müsse eine "Klima-Regierung" unter Führung der Grünen sein, sagt Baerbock. Es dürfe kein "weiter so wie mit den Herren der GroKo" geben. Auf jedes Dach müsse eine Solaranlage, außerdem müssten zwei Prozent der Landesfläche für Windkraftanlagen zur Verfügung stehen. Baerbock spricht immer wieder direkt in die Kamera. In den Augen vieler Zuschauer kommt sie besonders sympathisch rüber – das hat eine Umfrage nach dem letzten Triell gezeigt.

Ihre Angriffe in Sachen Klima lässt Scholz so nicht stehen, und verweist seinerseits kritisch auf Baden-Württemberg. Dort seien im letzten Jahr nur zwölf Windkrafträder gebaut worden, so Scholz. Das Land ist Grün-Schwarz regiert.

Schulterschluss von SPD und Grünen

Es ist einer der wenigen Streitpunkte zwischen Baerbock und Scholz - ansonsten erinnert das Triell fast schon ein wenig an ein Sondierungsgespräch zwischen Rot-Grün für ein mögliches Bündnis nach der Wahl. In vielen Punkten sind Baerbock und Scholz einer Meinung - etwa beim Mindestlohn von 12 Euro, einer Kindergrundsicherung oder bei leichten Steuererhöhung für Gutverdiener. Immer wieder ist Baerbock dabei zu beobachten, wie sie mit dem Kopf zustimmend nickt, wenn Scholz seine Pläne etwa für die Entlastung von Geringverdienern vorstellt.

Laschet ist bei Mindestlohn und Steuern fundamental anderer Meinung: Für die Tarife seien die Gewerkschaften zuständig, und Steuererhöhungen soll es mit ihm nicht geben. Beim Thema Klimaschutz lehnt Laschet den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor im Jahr 2030 - wie von den Grünen gefordert - ab. Er wird nicht müde zu betonen, dass er von Verboten nichts hält und stattdessen auf die Kreativität der Industrie setzt.

Laschet fordert mehr innere Sicherheit

Der Unionskandidat wirbt für mehr Sicherheit und erinnert an den offenbar vereitelten Anschlag auf eine Synagoge in Hagen vor wenigen Tagen. Er will mit den Europäischen Partnern enger zusammenarbeiten, um jegliche Form des Extremismus zu bekämpfen. Und er verweist auf seine Erfolge in Nordrhein-Westfalen im Vorgehen gegen Clan-Kriminalität. Baerbock erinnert Laschet daran, dass die Union seit "ewig langer Zeit den Bundesinnenminister" stelle und fragt sich, warum offenbar zu wenig geschehen sei.

Blitzumfrage: Scholz ist vorne

Überraschungen gibt es im dritten Triell keine - außer vielleicht, wie deutlich SPD und Grüne sich gegenseitig ihre Sympathie bekunden. Für eine Koalition nach der Bundestagswahl wären sie aber - Stand heute - auf einen dritten Partner angewiesen. Die Union sähen sowohl SPD als auch Grüne am liebsten in der Opposition. Eine Blitzumfrage nach dem Triell sieht Scholz mit 42 Prozent der Stimmen als Gewinner des Triells, vor Laschet mit 27 und Baerbock mit 25 Prozent. Immerhin 12 Prozent der Befragten geben an, ihre persönliche Wahlentscheidung habe sich durch die TV-Debatte verändert.

Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet kurz vor Beginn des Triells
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Olaf Scholz, Annalena Baerbock und Armin Laschet kurz vor Beginn des Triells

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