Eine Prostituierte wartet auf ihrem Zimmer in einem Bordell auf Kundschaft. (Symbolbild)
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Jahrelang hat ein35-Jähriger seine Freundin zur Prostitution gezwungen. Jetzt wurde er vom Landgericht Nürnberg-Fürth verurteilt.

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Zur Prostitution gezwungen: Fünfeinhalb Jahre Haft

Jahrelang hat er seine Freundin zur Prostitution gezwungen: Jetzt wurde ein 35-Jähriger dafür vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. In einem früheren Prozess war der Mann freigesprochen worden.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten Franken am .

Weil er seine damalige Freundin jahrelang zur Prostitution gezwungen hat, ist ein 35-Jähriger am vergangenen Freitag (13.10.23) vom Landgericht Nürnberg-Fürth zu einer fünfeinhalb jährigen Haftstrafe verurteilt worden.

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Mann seine damalige Freundin ab 2010 zur Prostitution gezwungen und mit Schlägen gefügig gemacht hatte. Wenn sie aussteigen wollte, wurde sie massiv bedroht. Auch gegen ihren späteren Lebensgefährten und heutigen Ehemann habe der Angeklagte deutliche Drohungen ausgesprochen. Zudem soll er Geld gefordert haben, eine Art "Ablösesumme", heißt es von Seiten der Staatsanwaltschaft.

Staatsanwaltschaft ging nach Freispruch in Revision

Der Fall war bereits 2021 am Landgericht Nürnberg-Fürth verhandelt worden. Damals wurde der heute 35-jährige Angeklagte freigesprochen. Die Staatsanwaltschaft hatte jedoch Revision eingelegt. Der Bundesgerichtshof (BGH) gab der Revision wegen Fehlern in der Beweisführung statt. Deswegen begann das Verfahren nun wieder bei Null, sagte Gerichtssprecherin Tina Haase dem BR vor dem Revisionsprozess.

In dem Revisionsverfahren verhängte die Kammer nun eine Haftstrafe von fünfeinhalb Jahren. Die Anklage lautete "schwerer Menschenhandel". Im Prozess hatte die heute 33-jährige Betroffene geschildert, wie in ihrer Jugendzeit alles begann. Demnach hatte sie ihren späteren Peiniger 2008 in Rumänien in einer Disco kennengelernt. Nach ein paar Treffen seien sie eine Beziehung eingegangen. Sie war damals gerade 18 Jahre alt. Als der Angeklagte nach einem Jahr nach Griechenland ging, wollte sie mit. Bis dahin hätten die beiden eine normale Liebesbeziehung geführt, sagt sie.

Drohungen und Gewalt

Ihre Familie sei gegen ihre Pläne gewesen. Ihre Mutter habe sie gewarnt, ihr Freund hätte etwas zu verbergen, etwas stimme nicht mit ihm. Doch sie habe sich früh morgens davongeschlichen, sei mit dem Bus zu ihrem Freund nach Athen gefahren. "Das war der größte Fehler meines Lebens", sagte die 33-Jährige unter Tränen im Prozess. Bereits nach wenigen Tagen habe er sie dazu gebracht, als Prostituierte zu arbeiten. Das Geld habe sie abgeben müssen, sagte sie. Nur wenige Euro habe sie für Essen und Kosmetika bekommen.

Jahrelang habe sie so für den Angeklagten in mehreren europäischen Städten als Prostituierte arbeiten müssen. Über Amsterdam führte sie ihr Weg schließlich nach Nürnberg. Auch hier habe sie einige Jahre als Prostituierte arbeiten müssen. Der Angeklagte habe sie dabei all die Jahre auf Schritt und Tritt kontrolliert, sie beschimpft und geschlagen. Auch ihre Familie in Rumänien bedroht er immer wieder.

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