Stefan Dietrich repariert das Fahrrad einer Kundin.
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Würzburger startet mit Lastenrad erste mobile Fahrradwerkstatt

Die Fahrrad-Werkstatt von Stefan Dietrich ist keine gewöhnliche: Der Würzburger hat alles, was er für die Wartung braucht, in seinem speziell umgebauten Lastenrad. Seit anderthalb Jahren hat der 57-Jährige nun Job-Hamsterrad gegen Fahrrad getauscht.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Kurz vor halb neun in der Fahrrad-Werkstatt von Stefan Dietrich. Rund um eine brusthohe Theke stehen hier zahlreiche unterschiedliche Lastenräder, aber auch Anhänger und jede Menge Zubehör. Heute Vormittag stehen aber zwei Auswärts-Termine an, für die Stefan Dietrich quer durch Würzburg fährt – und zwar mit dem Fahrrad.

Lastenrad als fahrende Werkstatt mit Ersatzteilen und Werkzeug

"Ich pack jetzt hier meine fahrende Werkstatt. Da ist alles dabei, was man für den klassischen Kundendienst braucht: Bremsbeläge, Schläuche in allen Größen, Schaltzüge, Bremszüge, Bremsentlüftung und Bremsflüssigkeit. Für den normalen Kundendienst hab ich immer alles dabei."

Dann kann es losgehen. Das Besondere an seinem Fahrrad-Reparatur-Service: Die Kunden kommen nicht zu ihm, sondern er – quasi klimaneutral – mit seinem speziell umgebauten Lastenrad zu seinen Kunden. Der große Vorteil für ihn: Flexibilität. "Wenn spontan jemand einen Termin braucht und ich bin in der Nähe, dann kann es sein, dass ich direkt vorbeikomme." Aber in der Regel seien die Tage geplant und die Termine fix. "Alles andere wäre viel zu stressig – es ist so schon ziemlich straff geplant. Ich will ja auch beim letzten Termin am Abend noch pünktlich kommen."

Kundschaft freut sich

Eine halbe Stunde plant er für jede Strecke vom einen zum nächsten Termin ein. Am anderen Ende der Stadt, in der Zellerau, ist er mit dem Lastenrad innerhalb von 20 Minuten. Dort wartet heute sein erster Kunde, Florian Greß – für den dieser Service "to go" eine große Erleichterung ist. "Sonst bin ich zum Händler gefahren, habe dort mein Rad abgegeben, bin dann mit Bus und Bahn zur Arbeit, abends dasselbe nochmal." Dass er gemütlich hierher ins Büro radeln kann, während Stefan Dietrich sein Fahrrad repariert, ist für ihn die optimale Lösung.

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Die mobile Werkstatt von Stefan Dietrich.

Seit Beginn der Corona-Pandemie sind mehr Fahrräder gekauft worden als jemals zuvor im selben Zeitraum. Mittlerweile besitzt statistisch gesehen jede Person in Deutschland ein Fahrrad: 81 Millionen Fahrräder zählt der ADFC. Damit ist und bleibt das Fahrrad das Verkehrsmittel Nummer Eins. Die Zahl der Fahrrad-Werkstätten ist jedoch gleich geblieben – so kommen mit den vielen Aufträgen kaum noch hinterher.

75 Prozent seiner Kundschaft fährt E-Rad

Gekommen war Stefan Dietrich eigentlich wegen Klapper-Geräuschen an der Schaltung – aber dann fällt ihm etwas auf: "Die Bremsbeläge sind fällig, siehst du? Ich würde die mal wechseln. Sonst bist du bald Metall auf Metall und dann machst du dir die Bremsscheibe kaputt." Aber alles gut, die passenden Ersatzteile hat er in seiner mobilen Werkstatt dabei. Denn mittlerweile weiß er: Bei Elektro-Fahrrädern sind wegen des höheren Gewichts die Bremsbeläge recht schnell runtergefahren. 75 Prozent seiner Kundinnen und Kunden besitzen E-Räder.

Stefan Dietrich hat seinen Traumjob gefunden

20 Jahre lang hat Stefan selbstständig im Vertrieb gearbeitet. Dieses alte Leben und das sichere Gehalt hat er vor anderthalb Jahren an den Nagel gehängt. "Ich war noch nie so glücklich in meinem Berufsleben wie jetzt. Das ist keine Arbeit im klassischen Sinne, mir macht das einfach Spaß. Man hat so viele tolle Begegnungen. Das ist mit Geld nicht aufzuwiegen."

Vom Hamsterrad aufs Fahrrad

Obwohl er keine klassische Ausbildung zum Zweiradmechatroniker hat, läuft sein Geschäft sehr gut. Pünktlich kann es dann losgehen zum nächsten Termin: "Da weiß ich jetzt nicht so genau, was auf mich zukommt, aber das macht es ja auch aus." Der Schritt raus aus dem Hamsterrad und rauf auf das Fahrrad – für den 57-Jährigen genau der richtige: Hauptsache in Bewegung bleiben.

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Stefan Dietrich im Gespräch mit seinem Kunden Florian Greß.

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