Zwei Windräder stehen vor den schneebedeckten Alpen.
Bildrechte: pa/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Zwei Windräder stehen vor den schneebedeckten Alpen.

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Windvorranggebiete ohne Windräder: In Bayern kein Einzelfall

Bayern braucht mehr Windkraft, wenn es möglichst grünen und günstigen Strom haben will – und hat daher sogenannte Windvorranggebiete ausgewiesen. Also Flächen, die für Windräder reserviert sind. Was aber, wenn diese Flächen gar nicht geeignet sind?

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Projektentwickler Matthias Gschwendner arbeitet bei der Firma VSB aus Regensburg, die unter anderem Windkraftanlagen realisiert. Er projiziert von seinem Laptop eine Bayernkarte an die Wand, klickt ein bisschen, dann erscheinen rot umrandete Gebiete auf der Karte – sogenannte Windvorranggebiete, also Gebiete, die der Freistaat für Windkraftanlagen reserviert hat.

Gschwendner klickt nochmal, es erscheinen lila Flecken auf der Karte. Das sind die Gebiete, die nach Ansicht der Firma VSB für Windkraftanlagen geeignet sind. Es fällt auf: An vielen Orten in Bayern sind die rot umrandeten Gebiete nicht identisch mit denen, die lila markiert sind. Nach den Analysen der Firma sind also viele Windvorranggebiete gar nicht für Windkraftanlagen geeignet.

Windkraft in steilen Hängen?

Ein Beispiel ist die Gegend um Zwiesel. Dort gibt es ein großes Windvorranggebiet. Nach den Analysen der Firma VSB ist es aber so bergig, dass man kaum Windkraftwerke bauen könne.

Das bayerische Energieministerium schreibt dazu auf BR24-Anfrage: "Für vergangene Ausweisungen von Vorranggebieten, wie bei Zwiesel, spielten bestimmte Flächengütekriterien, wie Erreichbarkeit oder Hangneigung, eine untergeordnete Rolle". Das dürfte bedeuten: Ob ein Hang zu steil für ein Windkraftwerk ist, darauf hat man damals, als diese Windvorranggebiete ausgewiesen worden sind, nicht besonders geachtet.

Flugverkehr verhindert Windanlagenbau

In der Gegend um Landshut gibt es laut VSB allein 32 Vorranggebiete, die einer Bauhöhenbeschränkung unterliegen. Das heißt: Es können nur kleinere Windräder darauf gebaut werden – und die sind für die Windkraft-Firmen meist nicht rentabel. Deshalb bauen sie nicht.

Dass Gebiete in dieser Gegend wegen des Flugverkehrs beim Militärflughafen Ingolstadt/Manching Höhenbeschränkungen haben, das bestätigt auch der zuständige Regionale Planungsverband, der sich um die Ausweisung von Windvorranggebieten rund um Landshut kümmert.

Windvorranggebiet blockiert Umspannwerk

Was das für die Bürger vor Ort bedeuten kann, zeigt sich im kleinen Ort Schmidhof in der Nähe von Rottenburg an der Laaber in Niederbayern. Hier wohnt Martin Passerò. Die Umgebung ist sehr ländlich, sehr ruhig, mit Wald und Feldern ringsherum – noch. Denn gut 150 Meter von seinem Haus entfernt möchte die Firma Tennet ein Umspannwerk für eine Stromleitung bauen, auf einer Fläche von über 20 Fußballfeldern.

Was Passerò dabei besonders aufregt: Eigentlich hatte Tennet das Umspannwerk an einem anderen Standort geplant. Aber dann hieß es: Geht nicht – dieser Standort ist als Windvorranggebiet ausgewiesen. Dort dürfen nur Windkraftwerke gebaut werden.

Investoren scheitern an Höhenbeschränkung

Nur: In diesem Windvorranggebiet bei Oed auf dem Gebiet von Rottenburg an der Laaber wollte vor etwa zehn Jahren schon mal eine Firma Windräder bauen. Dabei stellte sich heraus: Auch auf diesem Gebiet liegt eine Höhenbeschränkung. Die Investoren bauten also nicht. Denn an diesem Standort hätte sich eine Windkraftanlage nicht wirtschaftlich betreiben lassen, sagen sie. Trotzdem ist das Windvorranggebiet in den vergangenen zehn Jahren nicht aufgehoben worden.

Planungsverband Landshut will Vorranggebiete prüfen

Das heißt: Momentan sind Flächen als Windvorranggebiete blockiert, die von Windenergie-Firmen als ungeeignet betrachtet werden. Dort können derzeit auch keine anderen Infrastrukturprojekte entstehen.

In der Gegend um Landshut soll sich das ändern: Der Planungsverband Landshut schreibt auf BR24-Anfrage, dass momentan die schon bestehenden Vorranggebiete geprüft würden. Man wolle künftig sicherstellen, dass nur Gebiete ausgewiesen werden, die auch bebaut werden können.

Zum Hören: "BR24 Funkstreifzug: Windvorranggebiete ohne Windräder – in Bayern kein Einzelfall"

Windräder stehen im Abendlicht (Symbolbild)
Bildrechte: pa/dpa/Karl-Josef Hildenbrand
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Windräder stehen im Abendlicht (Symbolbild)

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!