Schweine im Wald
Bildrechte: BR

Im Wald fühlen sich Rupert Stäblers Schweine "sauwohl".

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Saugut - Waldschweine helfen, das Wasserproblem zu lösen

Waldbaden statt im Stall stehen: Rupert Stäblers Ferkel dürfen im Sommer nach Herzenslust im Waldboden wühlen und suhlen. Damit können sie ganz ohne zusätzliche Technik helfen, das Wasserproblem in der Landwirtschaft zu lösen.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Nicht weit von Regenstauf in der Oberpfalz befindet sich mitten im Wald ein großes Areal, auf dem Schweine einen Sommer lang so leben dürfen, wie es früher üblich war und ihrer Art entspricht. Schließlich sind sie Nachfahren der Wildscheine. Rupert Stäbler und seine Mutter, die Tierärztin Irene Stäbler, lassen die ersten 36 Schweinchen vom Hänger. Noch ahnen die nicht, welches Vergnügen auf sie wartet.

  • Zum Artikel: Statt schwerer Maschinen: Waldarbeit mit Pferden

Regen konnte nicht mehr versickern

Der Wald sei für die Schweine der optimale Lebensraum, sagt Rupert Stäbler. Im Wald gibt es viel Schatten, so können die Schweine keinen Sonnenbrand bekommen. Außerdem ist es hier selbst an warmen Sommertag angenehm kühl und die Tiere finden Zweige, Laub und anderes Naturmaterial zum Spielen.

Bevor er beschloss, seinen Wald mit Schweinen zu beweiden, war die wichtigste Frage: Wie würden sie sich auf den Wald auswirken? Jahrhundertelang wurde hier Streu für die Ställe gerecht, wodurch der Boden so verarmte, dass die abfallenden Nadeln nicht mehr zersetzt wurden und Regen nicht mehr versickern konnte.

Regenwürmer kehren zurück

Die Schweine brechen nun diese Schichten auf, sagt Rupert Stäbler: "Sie zerstören sie nicht vollständig, aber sie führen zu einer gewissen Durchmischung, so dass Plätze entstehen, wo wieder Bäume keimen können, weil Anschluss an die Mineralböden unten entstanden ist." Die Wühltätigkeit der Schweine sorge auch dafür, dass das Wasser wieder besser in den Unterboden versickern könne, so Stäbler. Durch ihre Wühlerei werde der Boden wiederbelebt, Regenwürmer kehrten zurück und junge Bäume könnten aufwachsen. Die Schweine legen auch Suhlen an, die das Regenwasser langfristig speichern.

Waldweide: Auch für andere Landwirte interessant

Langsam trauen sich die Ferkel raus aus ihrem neuen Stall mitten im Wald. Vor Ihnen liegen 14 Hektar Weidewald, die entdeckt werden müssen – es ist ein großes Abenteuer!

Rupert Stäblers Waldweide findet auch der Biolandwirt Sepp Braun aus Freising spannend. Braun beschäftigt sich intensiv damit, wie die Landwirtschaft besser mit dem knapper werdenden Wasser umgehen kann. Denn immer nur Grundwasser hochpumpen kann auch keine Lösung sein.

Biolandwirt Braun: "Das System muss sich komplett ändern"

Hier im Wald mit den Schweinen, so Sepp Braun, habe man das Problem mit dem Wassermangel nicht: "Weil das Wasser einfach aufgehalten und dann wieder in die Fläche verteilt wird." Natürlich ist der Wald nicht für jede landwirtschaftliche Nutzung geeignet, räumt Braun ein. Für bestimmte Zwecke in Richtung Waldweide weiter zu denken, könnte sich aber auszahlen: "Das wäre eine Supermöglichkeit, das Wasser zu halten."

Wie aber ließe sich das Problem Wasserknappheit in der Landwirtschaft im großen Stil lösen? Sepp Braun ist überzeugt: Das System muss sich komplett ändern. Dass zur Bewässerung etwa Münchner Landwirtschaften Trinkwasser vom Taubenberg geholt werde, das am Ende in die Kanalisation läuft, sieht er kritisch: "Dann läuft es über die Kanalisation in die Isar und dann in die Donau und ins Schwarze Meer. Wie blöd sind wir eigentlich, dass wir zum Schluss ganze Landstriche entwässern.“

Klimawandel aufhalten ganz ohne Technik

Sepp Braun fordert Wiederaufforstung und die Rückkehr von Heckenstrukturen auf die Ackerflächen. So betreibt er es auf seinem Hof seit 30 Jahren. Wenn die Regenwürmer wiederkommen und Humus aufbauen, können die Böden wieder besser Wasser speichern. Und das bedeutet: ein besserer Schutz bei Starkregen.

Sepp Braun ist überzeugt: Nur mit Hilfe der Natur könnten in 20 Jahren die dramatischen Folgen des Klimawandels aufgehalten werden, ganz ohne Technik. Es müssten nur viel mehr Menschen in der Landwirtschaft innehalten und sich auf alte Traditionen besinnen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

Sie interessieren sich für Themen rund um Religion, Kirche, Spiritualität und ethische Fragestellungen? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter. Jeden Freitag die wichtigsten Meldungen der Woche direkt in Ihr Postfach. Hier geht's zur Anmeldung.