Luftblasen steigen an die Wasseroberfläche auf.
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Die Behörden erlassen derzeit in vielen Gebieten Bayerns ein Verbot für die Wasserentnahme aus Bächen, Flüssen oder Seen.

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Wie die Trinkwasserversorgung in Zukunft gesichert werden soll

Der Städte- und Gemeindebund fordert eine Priorisierung für die Verteilung von Wasser, falls das Lebensmittel knapp wird. Die bayerische Regierung versucht, mit dem Projekt "Süßwasser" die Versorgung sicherzustellen.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Ob im Landkreis Bamberg, in Forchheim oder in Miltenberg: Die Behörden erlassen derzeit in vielen Gebieten Bayerns ein Verbot für die Wasserentnahme aus Bächen, Flüssen oder Seen. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert aufgrund zunehmender Hitze- und Dürreperioden klare Leitlinien für den Umgang mit Wasserknappheit.

Die bayerische Staatsregierung will bis 2050 die Wasserinfrastruktur ausbauen, um Wasser in ausreichender Menge sicherstellen zu können. Auch Oberfranken ist zunehmend von sinkenden Pegeln betroffen. Doch: Die Wasserversorgung wird seit Jahren ausgebaut und ist damit laut den Verantwortlichen sicher.

Wasserknappheit führt zu Interessenskonflikten

Im März hat die Bundesregierung eine "Nationale Wasserstrategie" beschlossen. Dabei geht es um die Sicherstellung von Trinkwasser. Nutzungskonflikten soll so vorgebeugt werden, aber auch die Wasserinfrastruktur saniert und damit die Wasserqualität verbessert werden.

Bayern will bis 2050 auch die Wasserversorgung ausbauen: Vor allem die Fernwasserstruktur soll in den nächsten Jahren mit bis zu fünf Milliarden Euro staatlicher Subventionen erweitert werden. Finanziert werden soll das durch einen Wassercent. Ab 2024 soll er eingeführt werden. Die genaue Höhe sowie die weiteren Modalitäten müssten jedoch in der kommenden Legislaturperiode noch festgelegt werden, heißt es aus dem Umweltministerium.

Bamberg: Wasserschutzgebiet wurde neu berechnet

Auch in Bamberg verändern sich seit 2010 die Grundwasserpegel in den Wasserschutzgebieten. In den vergangenen zehn Jahren sind sie rund eineinhalb Meter gesunken. Das heißt, es muss immer tiefer Wasser für die Versorgung entnommen werden. Früher erholte sich der Grundwasserpegel in den Wintermonaten. In den vergangenen Jahren ist dies nicht mehr der Fall. Das Lebensmittel Nummer eins wird für die Domstadt aus dem Stadtwald und den Hirschaider Büschen geliefert. "Wir gewinnen aus rund 70 Brunnen unser Trinkwasser. Aktuell ist die Wasserversorgung dadurch sichergestellt", erklärt Daniel Then von den Stadtwerken Bamberg.

Und noch ein Pluspunkt: Die Menschen achten mehr auf den Umgang mit Trinkwasser. "Trotz steigender Bevölkerung ist der Verbrauch fast gleich geblieben", so Tobias Engel, als Planungsingenieur für die Wassergewinnung bei den Stadtwerken Bamberg zuständig. In den vergangenen Jahren sei zudem sehr viel Augenmerk auf den Ausbau der Leitungsinfrastruktur gelegt worden. "Im Moment liegt unser Fokus auf der Sicherung der Wasserschutzgebiete und dem Bau neuer Brunnen."

FWO übernimmt zunehmend überregionale Versorgung

Insgesamt liefern die Stadtwerke Bamberg jährlich rund 4,5 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Ein Drittel davon kommt von der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO), die weiter ausgebaut werden soll. 15 Millionen Kubikmeter Wasser wurden im vergangenen Jahr aus der Ködeltalsperre bei Kronach geliefert, um rund 70 Wasserversorger in ganz Oberfranken zu beliefern. Damit versorgt die FWO mittlerweile rund ein Viertel der oberfränkischen Gemeinden und Städte mit Trinkwasser, umgerechnet sind das 400.000 Bürger und Bürgerinnen. Und die Kapazitäten werden weiter ausgebaut.

Viele Gemeinden schließen sich auch aus Sicherheitsgründen der FWO an, um im Fall der Fälle die Wasserversorgung weiterhin garantieren zu können. Denn, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt mitteilt, ist die Anzahl der Grundwasser-Pegel, die Höchsttiefstände aufweisen, in den letzten zwei Jahren auf Rekordniveau angestiegen. Trotz allem: "In Summe gesehen gibt es genügend Wasser für die Versorgung in Oberfranken", erklärt Markus Rauh von der FWO.

Was ist wichtiger: Wohngebiet oder Wassergewinnung?

So wurde im Bamberger Stadtteil Gaustadt das Wasserschutzgebiet neu berechnet, da sich auch die Gegebenheiten, wie das Gefälle des Grundwassers, in den letzten Jahren geändert haben. Das bedeutet eine Ausweitung des Gebietes und eine Verschiebung der Grenzen. Die Konsequenz: Ein Neubaugebiet kann doch nicht ausgewiesen werden. Bamberg braucht jedoch Wohnraum – ein Zwiespalt für die Stadt!

Ende Juni haben die Stadtwerke den Antrag auf Neufestsetzung des Wasserschutzgebietes bei der Behörde eingereicht. "Es wird durchaus große Diskussion geben, was in Zukunft Vorrang hat: Neubaugebiet oder die Wassergewinnung. "Auch der Flächenverbrauch insgesamt ist ein Thema", so Tobias Engel von den Stadtwerken Bamberg.

Forchheim versorgt sich selbst mit Wasser

In Forchheim ist im vergangenen Jahr das neue Wasserwerk Zweng in Betrieb genommen worden. 3,9 Millionen Euro haben die Stadtwerke mithilfe einer Förderung durch den Freistaat investiert, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Mit einer neuen eigenen Verbundleitung, die nicht an der FWO angeschlossen ist, wird die Wasserversorgung der Stadtwerke Forchheim mit den Versorgungsanlagen der Gemeinde Pinzberg und den Einrichtungen des Zweckverbands der Ehrenbürggruppe verbunden.

Wasserversorgung muss ausgebaut werden

Bayern setzt insgesamt auf mehr Verbundleitungen, um die Trinkwasserversorgung auch in weiter Zukunft zu garantieren. Mehrere Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren dafür investiert werden. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern weist der Freistaat nach Angaben des Bayerischen Landesamt für Umwelt eher kleinräumige Versorgungsstrukturen auf: Viele kleine Wasserversorgungsunternehmen versorgen viele kleine Gemeinden. Die Trinkwassergewinnung und Versorgung sollen weiter ausgebaut werden.

Das vergangene Jahr war beispielsweise ein Dürrejahr. Auch heuer zeichnet sich ein viel zu geringer Niederschlag ab. Das hat Auswirkungen auf die Wasservorräte im Boden. Im Mai erreichte die Menge an Niederschlägen historische Tiefstwerte. Trotz allem zeigt der sogenannte Bodenfeuchteviewer des Deutschen Wetterdienstes eine gute Wasserversorgung in weiten Teilen Deutschlands an.

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Wasseraufbereitungsanlagen der Stadtwerke Bamberg.

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