Durch die sich ständig verändernden Bedingungen während der Rohstoffgewinnung fühlt sich die Wechselkröte auch in Steinbrüchen und Gruben wohl.
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Durch die sich ständig verändernden Bedingungen während der Rohstoffgewinnung fühlt sich die Wechselkröte auch in Steinbrüchen und Gruben wohl.

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Wenn Industrie und Umweltverbände gemeinsam Amphibien schützen

Bedrohte Amphibienarten in Gruben und Steinbrüchen: Um sie zu schützen, haben sich Naturschützer und Industrie zusammengetan. Für dieses besondere Projekt erhalten die Macher jetzt den Umweltpreis 2023 der Bayerischen Landesstiftung.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Es ist eine einzigartige Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Rohstoffgewinnung: der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Hilpoltstein setzt sich zusammen mit dem Bayerischen Industrieverband (BIV) für den Schutz von Amphibienarten in Gruben und Steinbrüchen ein. Jetzt wurde das Kooperationsprojekt "Natur auf Zeit" mit dem Umweltpreis 2023 der Bayerischen Landesstiftung ausgezeichnet.

Steinbrüche werden zum Zuhause für seltene Amphibien

Schon seit 2017 zeige das Projekt "Natur auf Zeit" von LBV und BIV, dass Naturschutz und Industrie keine Gegensätze sind, sondern Hand in Hand gehen können. Denn die Rohstoffgewinnungs-Branche versucht aktiv zum Erhalt vieler bedrohter Pflanzen- und Tierarten beizutragen. Abbaustätten, wie Steinbrüche oder Gruben, seien wichtige Ersatzlebensräume vieler Amphibienarten, deren natürliche Lebensräume – wie naturnahe Wildflussauen – zu großen Teilen verschwunden sind, so der LBV in einer Mitteilung.

Durch die sich ständig verändernden Bedingungen während der Rohstoffgewinnung entstünden in Steinbrüchen und Gruben vergleichbare Ökosysteme, etwa für die Kreuz- und Wechselkröte, die Gelbbauchunke, Laubfrosch und Co. Auch viele seltene Pflanzen, Vogel-, Reptilien- und Insektenarten fänden in Gruben und Steinbrüchen ein Zuhause.

Naturschutzfreundliche Rohstoffgewinnung

Der Erfolg des Projekts gehe zum einen auf Unternehmen zurück, die die Rohstoffgewinnung bewusst und auf freiwilliger Basis naturschutzfreundlich gestalten. Zum anderen stehe der LBV den Betrieben mit seiner großen fachlichen Expertise zur Seite. Laut LBV legt er Maßnahmen fest, um gefährdete Arten in den Abbaustätten zu fördern und führt diese durch. "Wir freuen uns, dass wir mit der Auszeichnung die vielen, europaweit bedrohten Amphibienarten ins Scheinwerferlicht rücken können, für die wir uns mit dem Projekt einsetzen" so Dr. Andreas von Lindeiner, Projektverantwortlicher beim LBV.

Oft lebten die Tiere im Verborgenen, seien nachtaktiv und fänden deshalb nur wenig Beachtung in der Öffentlichkeit, so von Lindeiner. "Dabei sind sie ein wichtiger Teil unseres Ökosystems und dringend zu schützen.“

Zusammenarbeit von Naturschutz und Industrie

Das Projekt "Natur auf Zeit" zeigt, dass Naturschutz und Artenerhalt in Kooperation zwischen Industrie und Naturschutzverbänden gelingen kann. Der Rohstoffabbau werde mit dem Erhalt des Lebensraums der Amphibienpopulationen in Einklang gebracht.

"Seit rund 50 Jahren unterstützt die Bayerische Landesstiftung Menschen, die sich aktiv für unsere Gesellschaft einbringen, dabei, ihre Vorhaben umzusetzen“, so Finanz- und Heimatminister Albert Füracker (CSU) zur Verleihung des Umweltpreises 2023 der Bayerischen Landesstiftung an diese einzigartige Kooperation zwischen Naturschutz und Industrie.

Seit sechs Jahren erfolgreicher Amphibienschutz

Seit 2017 läuft das Projekt "Natur auf Zeit". Ziel ist die Sicherung und Optimierung von Lebensräumen für europaweit bedrohte Amphibienarten in sogenannte aktiven Gewinnungsbetrieben. Die Initiatoren und Umsetzer sind der bayerische Naturschutzverband LBV (Landesbund für Vogel- und Naturschutz), der Bayerische Industrieverband Baustoffe, Steine und Erden e.V. (BIV) und die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Bergbau- und Mineralgewinnungsbetriebe e.V. (ABBM). Das Projekt wird vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV) unterstützt und vom Bayerischen Naturschutzfonds finanziell gefördert.

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